idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
23.04.2007 08:02

TUM-Forscher untersuchen Beitrag des Immunsystems bei Darmkrebs

Bernhard Knappe Vorstand
Wilhelm Sander-Stiftung

    Ein Forscherteam am Klinikum rechts der Isar (Technische Universität München) soll in einem neuen, von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderten Forschungsprojekt untersuchen, wie Botenstoffe des Immunsystems in den Krankheitsverlauf bei Darmkrebs eingreifen. Dickdarmkrebs ist die dritthäufigste Tumorerkrankung und die zweithäufigste Ursache der Krebssterblichkeit in der westlichen Welt. Patienten, bei denen der Tumor in einem frühen Stadium entdeckt wird, werden meist ohne Chemotherapie durch einen chirurgischen Eingriff behandelt. Trotz der scheinbar guten Prognose kehrt die Krankheit in zehn bis 40% der Fälle zurück, und bis zu 50% dieser Patienten sterben innerhalb der nächsten fünf Jahre. Bislang existieren keine wirklich verlässlichen Kriterien, anhand derer man diese Risikogruppe identifizieren könnte. Neue Studien belegen, dass nicht nur der Tumor selbst, sondern auch das Immunsystem eine entscheidende Rolle für den Krankheitsverlauf spielt. Die Art, genaue Lokalisierung und Dichte von Immunzellen im Tumor erwies sich in mehreren Studien als entscheidender Parameter für das Überleben, der sogar die bisher üblichen Prognosekriterien übertraf. Nun soll in dem neuen Forschungsprojekt das Forscherteam um Dr. Klaus-Peter Janssen genau herausfinden, wie das Immunsystem mit seinen Botenstoffe in den Krankheitsverlauf eingreift. Eventuell könnten diese Stoffe auch die Entstehung von Tochtergeschwülsten (Metastasen) verhindern.

    Die Klinische Forschergruppe von Dr. Janssen untersucht seit dem Jahr 2004 zelluläre Signalwege, die bei der Tumorentstehung im Darmtrakt verändert sind. Untersuchungen an Darmtumoren hatten auffällige Veränderungen von sogenannten Interferon-regulierten Chemokinen ergeben, die abhängig vom jeweiligen Stadium des Tumors waren. Diese Chemokine zeigten einen engen Zusammenhang mit der Überlebenschance der Tumorpatienten nach einer den Krebs entfernenden Operation: eine hohe Konzentration der Chemokine im Tumor ging mit einer guten Prognose einher. Chemokine sind Eiweiße des Immunsystems, die als Botenstoffe Signale zwischen verschiedenen Zellen vermitteln. Sie bewirken beispielsweise die Rekrutierung von Abwehrzellen des Immunsystems, so genannte T-Zellen, die den Tumor angreifen sollen. Außerdem beeinflussen sie die Versorgung des Tumors mit Blutgefässen. In dem von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderten Projekt soll nun konkret untersucht werden, ob eine erhöhte Produktion der Interferon-regulierten Chemokine tatsächlich zu einer Hemmung des Tumorwachstums führt. Das Forscherteam will dabei insbesondere die Mechanismen untersuchen, die diese Hemmung vermitteln. Die erhöhte Chemokin-Produktion könnte wegen einer geringeren Versorgung des Tumors mit Blutgefässen die Tumorzellen "aushungern", oder einen Einstrom von Immunzellen in den Tumor bewirken, die die Tumorzellen direkt abtöten. Für ihre Untersuchungen will die Münchner Arbeitsgruppe ein neuartiges, genetisch definiertes Mausmodell einsetzen. Nach Umsetzung des zunächst auf 2 Jahre angelegten Forschungsprojekts könnte eine leichtere Identifizierung derjenigen Patienten ermöglicht werden, die ein erhöhtes Risiko für einen Krankheitsrückfall tragen. Langfristig würde damit ein neuer Weg der therapeutischen Beeinflussung eröffnet werden.

    Kontakt:
    Dr. rer. nat. Klaus-Peter Janssen, München
    Tel.: +49 (0)89-4140-2066, Fax: +49 (0)89-4140-6031,
    E-mail: klaus-peter.janssen@lrz.tum.de

    Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit über 200.000 €.
    Stiftungszweck der Stiftung ist die medizinische Forschung, insbesondere Projekte im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden dabei insgesamt über 160 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.

    Weitere Informationen: www.wilhelm-sander-stiftung.de


    Bilder

    Darmkrebszellen zeigen ein rasches, ungebremstes Zellwachstum. Fluoreszenzmikroskopische Aufnahme von Tumorzellen; die DNS in den Zellkernen ist in blau dargestellt, das Zellskelett in rot (Aktin) und grün (Tubulin).
    Darmkrebszellen zeigen ein rasches, ungebremstes Zellwachstum. Fluoreszenzmikroskopische Aufnahme vo ...

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).