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25.04.2007 12:32

Psychiatrische Institutsambulanzen gefährdet?

Dr. Thomas Nesseler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)

    BDK-Tagung diskutiert Möglichkeiten und Grenzen der ambulanten psychiatrischen Versorgung
    "Ist die ambulante Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen in der Bundesrepublik gefährdet?" unter diesem Motto steht die Frühjahrstagung der Bundesdirektorenkonferenz (BDK) am Donnerstag und Freitag, den 26. und 27. April 2007, im Schlei-Klinikum, Friedrich Ebert Str. 5, in Schleswig. Unter der Leitung der BDK-Vorsitzenden, Dr. med. Iris Hauth, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) diskutieren Experten aus klinischen und ambulanten Bereichen sowie Vertreter der Kostenträger und des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen die Rolle und den Auftrag der psychiatrischen Institutsambulanzen in der Versorgungslandschaft.

    So hat die seit zehn Jahren bestehende Budgetdeckelung in den Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie durch Tariferhöhungen und Sachkostensteigerungen zu einer deutlichen Verringerung der Intensität und Qualität der stationären Versorgung geführt. Vor dem Hintergrund einer dramatischen Verschlechterung der ambulanten Versorgung sind die psychiatrischen Institutsambulanzen dringend an einer Stabilisierung der Versorgung interessiert. Sie unterstützen diese im Sinne einer Fortsetzung der kollegialen ambulanten Zusammenarbeit, um gerade für psychisch kranke Menschen, die besonders auf Schutz und Hilfe angewiesen sind, regional und zeitnah ambulante Hilfe anbieten zu können.

    Aktuell sind die Institutsambulanzen wegen steigender Fallzahlen und angeblicher Fehlplazierung von Leistungen in die Kritik der Krankenversicherungen geraten. Diese Pauschalkritik greift zu kurz, denn die Ursachen für diese Entwicklung sind gravierende Versorgungsengpässe im niedergelassenen Bereich sowie die Problematik der defizitär honorierten vertragsärztlichen Leistungen. Dies führt dazu, dass Menschen mit höherem Behandlungs- und Betreuungsaufwand in die Institutsambulanz überwiesen werden müssen.

    Neben den niedergelassenen Fachärzten für Psychiatrie, Psychotherapie, und Nervenheilkunde sowie Psychotherapeutische Medizin sind seit 1986 flächendeckend Institutsambulanzen an Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie als Ergänzung der ambulanten Versorgung entstanden. Diese Institutsambulanzen sichern die Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen, die aufgrund von Art, Schwere und Dauer ihrer Krankheit oder wegen zu großer Entfernung zu geeigneten Ärzten auf diese Einrichtungen angewiesen sind. Deutschlandweit werden 500.000 Fälle im Jahr in multiprofessionellen Teams, bestehend aus Ärzten, Psychologen, Sozialpädagogen, Ergotherapeuten und Pflegekräften in der Nähe ihres Wohnortes integrativ behandelt. Ziel dieses Behandelungsweges ist es, die Chronifizierung zu vermeiden, das Wiedererkrankungsrisiko zu senken und Hilfestellung bei sozialen Komplikationen zu geben.

    Die Diskussion der Versorgung psychisch erkrankter Menschen findet vor dem Hintergrund statt, dass psychische Störungen weltweit zunehmen. Der Gesundheitssurvey im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) 2003 bestätigt, dass alleine in Deutschland im Verlauf ihres Lebens Frauen zu 48,9 Prozent und Männer zu 36,8 Prozent eine psychische Störung entwickeln. Bundesweit leiden 5,8 Millionen Menschen an einer depressiven Erkrankung und 6,9 Millionen an Angststörungen. Problematisch ist, dass psychische Erkrankungen oft sehr spät diagnostiziert werden. Dies bedeutet für die Betroffenen erhebliches Leid und Minderung der Lebensqualität.

    Die BDK ist ein Zusammenschluss der ärztlichen Leiter und Leiterinnen deutscher Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie, die über 30.000 stationäre Betten, Tagesklinikplätze und Institutsambulanzen vertreten. Das Engagement der Bundesdirektorenkonferenz zielt besonders auf die Verbesserung der Versorgung psychisch kranker Menschen einschließlich der Versorgung von Suchtkranken und erkrankten älteren Menschen. Sie arbeitet zusammen mit anderen Verbänden und Fachgesellschaften daran, die Öffentlichkeit auf diese Entwicklung aufmerksam zu machen und vor allem auch die Politik und die Krankenkassen für die besonderen Belange der Versorgung psychisch erkrankter Menschen zu sensibilisieren.

    Tagungsort und -zeit: Schlei Klinikum Schleswig, Turnhalle Hesterberg, Friedrich Ebert Str. 5, 24837 Schleswig; Donnerstag und Freitag, 26. und 27. April 2007

    Kontakt: Dr. med. Iris Hauth, St. Joseph Krankenhaus; Gesellschaften der Alexianer-Brüder; Zentrum für Neurologie, Psychiatrie Psychotherapie und Psychosomatik, Gartenstr. 1, 13088 Berlin-Weißensee, Tel.: 030/9279 0234, E-Mail: I.Hauth@alexius.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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