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27.10.1995 00:00

DEKORP2000, Vibroseismik im Sächsischen Granulitgebirge

Dipl.Met. Franz Ossing Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
GeoForschungsZentrum Potsdam

    Ein Blick ohne Bohrer und Dynamit in die Erdgeschichte

    GFZ-Potsdam: Die Untersuchung der erdgeschichtlichen Entwicklung der Erdkruste in den ostdeutschen Mittelgebirgen waehrend der letzten 300 Mio. Jahre ist das Ziel reflexionsseismischer Messungen, die im November in Ost-Thueringen und West-Sachsen stattfinden werden. Hierbei wird das GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ) in Zusammenarbeit mit den Landesaemtern fuer Umwelt und Geologie in Sachsen und Thueringen die Vibroseis-Methode anwenden, um ein Abbild der Strukturen und Gesteinsschichten im Untergrund zu erzeugen. Wie bei einem Echolot-Verfahren werden von einem LKW aus Schallwellen in den Untergrund geschickt, die an Gesteinsschichtgrenzen und geologischen Verwerfungen reflektiert werden. An der Oberflaeche werden diese Echos von 240 Messgeraeten (Geophonen) registriert, die im Abstand von 30 Metern auf einer rund 7 Kilometer langen Messstrecke angeordnet sind. Diese Messanordnung bewegt sich mit fuenf Kilometern pro Tag ueber die zwei vorgesehenen Messlinien, von denen jede 50 bis 60 Kilometer lang ist. Bohrloecher und seismische Sprengungen sind also nicht noetig. Die Messungen finden von Ende Oktober bis Ende November statt. Das westliche Sachsen und der Ostteil Thueringens stehen damit erneut im Zentrum des wissenschaftlichen Interesses.

    Bereits 1990 wurde das Erzgebirge im Rahmen des international beachteten Projektes DEKORP (DEutsches KOntinentales Reflexionsseismisches Programm) durchleuchtet. Dieses vom Bundesforschungsministerium gefoerderte Vorhaben ist seit Anfang 1994 am GFZ Potsdam angesiedelt. Unter dem Namen DEKORP 2000 hat das Programm eine wesentliche Erweiterung erfahren: es sollen die Prozesse in der Erdkruste und krustenbildende Vorgaenge untersucht werden.

    Ostdeutschland und Mitteleuropa sind Gebiete, in denen sich diese Prozesse besonders gut studieren lassen. Auch die jetzige Untersuchung findet unter dem Dach von DEKORP 2000 statt. Das Saechsische Granulitgebirge ist geowissenschaftlich aeusserst interessant. Vor ueber 300 Millionen Jahren durchzog ein kilometerhohes Gebirge Europa, die Varisziden. Das jetzige Untersuchungsgebiet stellt sich als sehr stark zergliederter Teil dieses europaeischen Urgebirges dar. Man weiss, dass die Varisziden im Untergrund eine Wurzel im Untergrund hatten, die im Laufe der Zeit ebenso verschwunden ist wie das Gebirge selbst. Solche tiefgreifenden geologischen Prozesse hinterlassen im Untergrund Spuren, und diese werden untersucht. Im Fall des Saechsischen Granulitgebirges gab es im Anschluss an die Gebirgsbildung eine Phase sehr starker Dehnung, die einen Teil des alten Gebirgskerns an der Oberflaeche freigelegt hat. Die genauen Ursachen fuer diesen Prozess sind bisher immer noch nicht genau bekannt. Deshalb sollen mit den stattfindenden Messungen Gesteinsgrenzen und Strukturen in bis zu 25 km Tiefe aufgespuert werden, um auf die Mechanismen der Gebirgsbildung rueckschliessen zu koennen. Im Saechsischen Granulitgebirge sind die Voraussetzungen dafuer besonders gut, weil sich hier Strukturen an der Erdoberflaeche zeigen, die sich normalerweise in 10 bis 15 km Tiefe befinden. Zudem sind die seismischen Messungen in eine Vielzahl anderer geowissenschaftlicher Untersuchungen eingebunden.

    Im DEKORP 2000-Projekt soll eine Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung, Technologie und angewandten Interpretationsverfahren hergestellt werden, die neue Ergebnisse fuer die Bewertung der bisher in Deutschland gemessenen seismischen Profile erwarten laesst. Die Messungen werden vorwiegend auf befestigten Wegen und Strassen stattfinden. Da zugleich in der Naehe von Bebauungen die vom Vibrator ausgehenden Schallwellen gedaempft und kontrolliert werden, ist mit Beeintraechtigungen nicht zu rechnen.

    Ansprechpartner:

    - Prof. Dr. Onno Oncken, Dr. Charlotte Krawczyk, GeoForschungsZentrum Potsdam, Telegrafenberg C2, 14473 Potsdam, Tel.: 0331 / 288-1310, Fax: 0331 / 288-1370

    - Dr. Ewald Lueschen, Dr. Manfred Stiller, GeoForschungsZentrum Potsdam, Tel.: 0331 / 8877-419, Fax: 0331 / 8877-520

    Nachdruck, auch auszugsweise, frei.

    Ueber ein Belegexemplar wuerde sich freuen: Franz Ossing, GFZ Potsdam, Oeffentlichkeitsarbeit, Telegrafenberg A17, 14473 Potsdam, Tel. 0331 - 288 1040, fax 0331 - 288 1044


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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