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Ein Workshop zum Thema "Politikgeschichte-Alltagsgeschichte-Lebensgeschichte: Figurationen 1938-1968" findet vom 18. bis 20. Mai an der Universität Erfurt statt. Die Arbeitsstelle für Historische Anthropologie des Max-Planck-Instituts für Geschichte an der Universität Erfurt ist Ausrichter der international besetzten Veranstaltung, die sich dem NS-Deutschland, der DDR, der BRD und Österreich im Vergleich widmen will.
Intensives Interesse am "Politischen" überrasche nicht - weder in der Geschichtswissenschaft noch anderswo, so Prof. Dr. Alf Lüdtke von der Universität Erfurt in seiner Ankündigung. Allerdings sei es bemerkenswert, wie sehr sich in der zeitgeschichtlichen Forschung dieses Interesse auf politische Regime und ihre Strukturen zu verengen scheine. Das gelte zumal für Studien zur DDR. "Revolutionäre Bewegungen" und "Wende" von 1989/90 haben einer Politikgeschichte wieder Schwung gegeben, die sich kaum auf die Vielen, wohl aber auf Führungsfiguren, Herrschaftsapparate und deren Ideologien konzentriert", so Lüdtke.
Wie könnte eine Geschichte der beiden deutschen (und der österreichischen)"Nach-45-Gesellschaften" angelegt sein - die jene "Asymmetrie" vermeidet, welche im "Diktaturenvergleich" zwischen NS-Deutschland und der DDR immer wieder verlängert wird?
Militärische Niederlage NS-Deutschlands, Zusammenbruch des politischen Systems und Befreiung 1945: Millionen "Reichsdeutsche" wurden getroffen, erschüttert oder berührt. Sie reagierten auf eigene Weise auf den Gewaltschock. Aber weder für gesellschaftliche Muster noch für die einzelnen war es die "Stunde
Null". Lebensläufe, Erfahrungs- und Verhaltensprofile waren nicht erst 1944 oder 45 sondern (je nach Alter) seit 1914 vielfach wiederholt massiv "beeinflusst" worden.
Schließlich: Wie wurde das "Glück" des Überlebens, des Nachkriegs emotional und kognitiv erlebt - wie bewahrt und erinnert (oder vergessen)? Überhaupt: lassen sich emotionale Ladungen ermitteln? Wie war das Spektrum der Verlaufskurven von Lebensgeschichten?
All dieses sind interessante Fragen, denen sich der Workshop widmen will. Eröffnet wird er am Donnerstag, dem 18. Mai, um 11.15 Uhr mit dem Vortrag "Verstehen und Missverstehen. Fragen und Antworten zwischen Ost und West" von Prof. Dr. Dorothee Wierling, University of Michigan, Ann Arbor. Die Themenbereiche "Körper - unter Kontrolle?" und "Kalter Krieg: Mentalität - Emotionen" schließen sich an. Am Freitag wird die Veranstaltung mit "Bilderwelten" und dem Thema "Arbeit und ihre Repräsentation" fortgesetzt, ehe am Samstag über "Sicherheit-Geld-Religiosität: Zukunftserwartungen" diskutiert werden soll. Hierzu wird u.a. ein Mitarbeiter des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR erwartet. Dr. Ehrhart Neubert (Berlin) wird zu "Alltagsreligiosität in Ostdeutschland in den 80er und 90er Jahren" sprechen.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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