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Wissenschaft
Neuer Band zur christlichen Mystik von Prof. Dr. Volker Leppin, Kirchengeschichtler der Universität Jena
Jena (11.05.07) Ist von Mystik die Rede, assoziieren nicht wenige Menschen etwas Geheimnisvolles, Irrationales, oft sogar Verworrenes - aber auch etwas Wunderbares. Im Kontext von Esoterik und New Age ist das Wort seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert in immer mehr Munde. Der religiöse Hintergrund indes ist vielen nicht oder nur vage bekannt. Und wenn doch, dann verbindet man ihn mit östlichen Religionen, etwa dem Buddhismus und seiner Meditationspraxis, weniger mit dem europäischen Christentum. "Mystik gibt es in vielen Religionen in ganz unterschiedlicher Ausprägung", erläutert Prof. Dr. Volker Leppin von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. "Dahinter verbirgt sich der Wunsch des Menschen, durch Hingabe oder Versenkung, Buße oder Gebet, Askese oder Meditation eins zu werden mit seinem Gott oder ihm doch zumindest ganz nahe zu kommen", sagt der Inhaber des Lehrstuhls für Kirchengeschichte.
Den ganz unterschiedlichen Formen und Deutungen dieses Phänomens im Christentum spürt der Wissenschaftler in dem soeben erschienenen Band "Die christliche Mystik" nach. Auf allgemeinverständliche Weise spannt er den Bogen von den ersten Spuren in der Bibel, über die Spätantike und das Mittelalter bis in die Gegenwart und berücksichtigt dabei mit der orthodoxen, der katholischen und der evangelischen alle großen Konfessionen. "Um den Horizont nicht vorschnell zu verengen", macht der Kirchenhistoriker deutlich. Dabei geht er nach eigenen Worten von "einem Kanon unzweifelhaft als mystisch anerkannter Texte" von "Autoren und Denkern beiderlei Geschlechts" aus. "Die Bibel und die Schriften des Pseudo-Dionysius Areopagita aus dem 5. Jahrhundert zählen dazu ebenso wie jene Bernhards von Clairvaux im 12., Mechthilds von Magdeburg und Franz von Assisis im 13. sowie die Meister Eckharts im 14. Jahrhundert."
Darauf basierend versucht der Autor zunächst zu klären, was eigentlich unter "christlicher Mystik" zu verstehen ist. Dabei ist interessant zu erfahren, dass - obwohl sich erste mystische Spuren bereits im Neuen Testament finden - der Begriff "Mystik" selbst erst im 17. Jahrhundert gebraucht wird und weitere zwei Jahrhunderte Zeit braucht, sich richtig durchzusetzen. Allerdings, weiß Leppin, würden die Vorstellungen von Mystik bis heute weit auseinander gehen. Als Beispiel nennt der Jenaer Theologe die Strömung, die Mystik nach wie vor als etwas für nur wenige Auserwählte verstanden wissen will. Anderen gelte sie als "Grundkonstante christlicher Frömmigkeit", die alle Gläubigen erleben sollten. Sich wenigstens für einen Moment für ein Jenseits zu öffnen, ein inneres Gefühl der Leichtigkeit zu spüren, ist für ihn der kleinste gemeinsame Nenner. "Mystik ist eine Bewegung zwischen elitärem Bewusstsein und allgemeiner Christlichkeit", bringt Professor Leppin es auf den Punkt. Und er hofft, dass die Religionen, ohne ihre Unterschiede zu verwischen, über die Bildwelt der Mystik auch zu einer gemeinsamen Sprache finden.
Volker Leppin: "Die christliche Mystik", Verlag C. H. Beck, München 2007, 128 Seiten, mit 5 s/w-Abbildungen, 7,90 Euro, ISBN 978-3-406-53615-1.
Kontakt:
Prof. Dr. Volker Leppin
Theologische Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 6, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 941135
E-Mail: Volker.Leppin[at]uni-jena.de
Cover des neuen Bandes von Volker Leppin.
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Der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Volker Leppin von der Universität Jena.
Foto: Scheere/FSU
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Philosophie / Ethik, Religion
überregional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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