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30.05.2007 13:22

Neuer Sonderforschungsbereich/Transregio an der BTU

Margit Anders Öffentlichkeitsarbeit/Marketing
Brandenburgische Technische Universität Cottbus

    Weltweit einmaliges Forschungsgelände im Braunkohlerevier

    Cottbuser Wissenschaftler erforschen die Entstehung eines Ökosystems vom Punkt Null an

    In der Nähe von Welzow - südlich von Cottbus auf dem Weg nach Dresden - werden mit dem jetzt bewilligten Sonderforschungsbereich/Transregio (SFB/TRR) an der BTU Cottbus rund 40 Umwelt- und Naturwissenschaftler ein weltweit einmaliges Grundlagenforschungsprojekt beginnen: Wie entwickeln sich Lebensräume und Lebensgemeinschaften von Tieren und Pflanzen in einer neu entstandenen Landschaft. Der seit 15. Mai ins Amt berufene Präsident der BTU Cottbus, Prof. Dr. Walther Ch. Zimmerli, sagt dazu:"Es freut mich natürlich, dass gleich zu Beginn meiner Amtszeit als Präsident der BTU Cottbus solch ein großer Schritt zur Stärkung der Forschung an der BTU getan wird - wenngleich dies nicht mein Verdienst sondern der von Prof. Hüttl ist, der mit seinem Wissenschaftlerteam den SFB/TRR an die BTU geholt hat. Das besonders Interessante an diesem SFB ist die Verbindung zwischen Grundlagenforschung im Bereich der Ökosystementwicklung sowie dem Potential späterer Anwendungen für Brandenburger Regionen. Damit passt dieser SFB hervorragend zum Profil der BTU: Er verbindet international renommierte Grundlagenforschung mit der Entwicklung von Lösungsansätzen für die Probleme der Region."
    Die Cottbuser Wissenschaftler Prof. Reinhard F. Hüttl und Prof. Uwe Grünewald haben als Initiatoren des Vorhabens hier in der Lausitzer Bergbaufolgelandschaft optimale Versuchsbedingungen vorgefunden, die erahnen lassen, wie die Besiedlung der Niederlausitz durch Pflanzen und Tiere vor rund 10.000 Jahren nach der letzten Eiszeit abgelaufen sein könnte. Wie sich auf zunächst unbewachsenen Sandflächen erste Oberflächenstrukturen und damit Lebensräume für Bakterien und Pilze und später höhere Pflanzen und Tiere entwickelten.
    Für dieses Forschungsvorhaben mit dem offiziellen Namen "Strukturen und Prozesse der initialen Ökosystementwicklung" hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) den SFB/TRR 38 mit 5,5, Mio. € für die ersten 4 Jahre bewilligt, einem insgesamt auf 12 Jahre angelegtem Projekt. Gemeinsam mit Kollegen aus den Elitehochschulen TU München und ETH Zürich werden die Wissenschaftler der BTU ab dem 1. Juli 2007 - der Starttermin des SFB/TRR - loslegen: Untersucht wird die Entwicklung des Ökosystems vom Punkt Null an. Zwar ist das heutige Klima nicht mit dem zum Ende der Eiszeit vergleichbar, die Forscher gehen jedoch davon aus, dass es für derartige initiale Entwicklungszustände von Landschaften typische, allgemeingültige Prozesse geben muss, die zur Ausbildung von Lebensräumen und Lebensgemeinschaften führen. Diese Vorgänge können künftig unter weltweit einmaligen Bedingungen in einem künstlich geschaffenen, 6 ha großen Wassereinzugsgebiet im Tagebau Welzow-Süd untersucht werden.

    "Dies ist ein großer Erfolg für die BTU Cottbus" - so der Sprecher des SFB/TRR, Prof. Dr. Reinhard F. Hüttl - "insbesondere für den Umweltforschungsschwerpunkt und belegt die Anerkennung, die sich die BTU Cottbus bereits auch international erworben hat. In der engen Kooperation mit den Technischen Universitäten in München und Zürich erwarten wir in den kommenden Jahren aus diesem weltweit tatsächlich einmaligen Projekt bedeutende Ergebnisse für die Ökosystemforschung insgesamt."
    Die Wissenschaftler werden die für die Boden-, Wasser- und Vegetationsentwicklung wesentlichen Prozesse und Strukturen untersuchen und überprüfen, wie sich die hydrologischen, chemischen und physikalischen Eigenschaften des Systems verändern und gegenseitig beeinflussen. Rund 15 neue Wissenschaftler- und Technikerstellen können dazu im Rahmen dieses Vorhabens an der BTU Cottbus mit Mitteln der DFG eingerichtet werden.

    Hintergrund:
    Im Laufe der jahrelangen Zusammenarbeit von Vattenfall Europe Mining & Generation und dem Forschungszentrum Landschaftsentwicklung und Bergbaulandschaften (FZLB) an der BTU Cottbus unter Leitung von Prof. Dr. Hüttl entstand die Idee, dass die Bergbautechnologie einzigartige Möglichkeiten zur Schaffung eines künstlichen Landschaftsausschnitts für Forschungszwecke bietet. Auf der Grundlage eines im Frühjahr 2005 abgeschlossenen Nutzungsvertrags zwischen dem FZLB und dem Energiekonzern wurde Ende 2005 ein künstlich geschaffenes Wassereinzugsgebiet ("Quellgebiet Hühnerwasser") im Tagebau Welzow-Süd als Versuchsfläche zunächst für die kommenden zwölf Jahre der BTU zur Verfügung gestellt.
    Der Tagebau Welzow-Süd ist einer von vier Lausitzer Tagebauen, in denen derzeit Braunkohle gefördert wird. Die im Rückfeld des Tagebaus entstehenden Flächen werden durch Vattenfall Europe Mining & Generation regionaltypisch rekultiviert. Hierbei werden unter anderem gezielt Flächen hergestellt, die dem Naturschutz vorbehalten werden.
    Das Wassereinzugsgebiet ist nach unten durch eine Tonschicht abgedichtet, so dass sich Regenwasser sammeln kann und aus einer künstlichen Quelle austritt. Diese Quelle speist einen Teich, der bereits einen Durchmesser von rund 50 Meter aufweist. Aus diesem See wird in einigen Jahren das Fließ "Hühnerwasser" wieder Wasser erhalten. Die Wiederherstellung des weggebaggerten Baches "Hühnerwasser" war eine der vielen Umweltauflagen bei der Rekultivierung.
    Die Cottbuser Umweltforscher können nun loslegen: Auf der Versuchsfläche wurden Hunderte von Messpunkten markiert, Boden- und Wasserproben entnommen sowie erste Messgeräte zur Erfassung der Grundwasser- und Bodenbildung, zur Beobachtung der Pflanzenbesiedlung und der Entwicklung des kleinen Sees installiert. Dort, wo anfangs nur Sand und Wasser waren, wird sich schon in wenigen Jahren eine dichte Pflanzendecke entwickelt haben. Das erklärte Ziel der Wissenschaftler ist die Beobachtung der Entwicklung ohne steuernde Eingriffe des Menschen, also ohne Düngung und ohne Aufforstung oder Ansaat.
    Die einzige Manipulation, die die Forscher vorgenommen haben, ist das Ziehen eines Zauns als Schutzmaßnahme. Sträucher und Bäume sollen ihren Weg auf die Fläche selbst finden. Vermutlich bringen Eichelhäher und andere Tiere schon bald Samen zum Versuchsgelände, dessen Boden sich nun langsam entwickelt. Aus dem Sand werden Nährstoffe freigesetzt und Humus reichert sich an, so dass tatsächlich Pflanzen wachsen können.
    In Mitteleuropa sind solche ursprünglichen Flächen in der Natur kaum auffindbar, aber auch größere künstliche Versuchsflächen sind eher die Ausnahme. In der jetzt im Lausitzer Revier gebauten Größenordnung gibt es tatsächlich weltweit kein anderes Beispiel für künstliche Landschaftsausschnitte, die vollständig für wissenschaftliche Fragen genutzt werden können. Dementsprechend konnte die BTU Cottbus bereits eine Reihe von Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland für künftige gemeinsame Forschungen auf der Untersuchungsfläche begeistern.

    Weitere Informationen: Prof. Dr. Reinhard F. Hüttl (oder Dr. Werner Gerwin). Lehrstuhl Bodenschutz und Rekultivierung der BTU, 0355/69-2117


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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