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12.03.1997 00:00

Meeresspiegeländerung

Dipl.Met. Franz Ossing Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
GeoForschungsZentrum Potsdam

    Globaler Meeresspiegelanstieg nur 2 Millimeter pro Jahr

    GFZ-Potsdam: Der Meeresspiegel gilt als ein wichtiger Indikator einer moeglichen Klimaerwaermung. Als Folge des starken Anstiegs der Treibhausgase wird fuer das naechste Jahrhundert eine weltweite Temperaturerhoehung der Atmosphaere von 1 bis 4 Grad Celsius vorhergesagt. Sollte dies zutreffen, dann koennten Gletscher und Teile des Polareises schmelzen. Ausserdem koennten sich die Ozeane erwaermen. Durch das Schmelzen des Eises und durch die waermebedingte Ausdehnung der Weltmeere stiege der Meeresspiegel um 30 bis 50 cm, so lautet ein Szenario der Klimaforschung.

    Am deutschen Verarbeitungszentrum von ERS-Satellitendaten in Oberpfaffenhofen (D-PAF) ist von der Gruppe des GeoForschungszentrum Potsdam (GFZ) der Meeresspiegel und seine langfristige AEnderung anhand von Hoehenmessungen des Satelliten ERS-2 untersucht worden. Dabei stellte sich heraus, dass der globale Meeresspiegelanstieg bei weitem nicht die Groessenordnung annimmt wie von manchen befuerchtet. Wie die Untersuchungen der Daten zeigen, steigt der Meeresspiegel weltweit durchschnittlich nur um zwei Millimeter pro Jahr. Wuerde sich der Trend 10 Jahre lang fortsetzen, dann stuende das Wasser an den Kuesten im Mittel um zwei Zentimeter hoeher als bisher. Der Anstieg um zwei Millimeter pro Jahr ist ein weltweiter Durchschnittswert.

    Weiterfuehrende Studien am GFZ/D-PAF haben ergeben, dass der Meeresspiegelanstieg nicht gleichmaessig erfolgt, sondern erhebliche regionale Unterschiede aufweist. So stehen Meeresspiegelerhoehungen von bis zu einem Zentimeter pro Jahr im mittleren Indischen Ozean und im Suedwestpazifik gleich grosse Meeresspiegelsenkungen im Zentralpazifik und im Golf von Bengalen gegenueber. Diese Zahlen machen deutlich, dass der weltweite Durchschnittswert von zwei Millimeter pro Jahr fuer sich allein betrachtet noch keine grosse Aussagekraft im Hinblick auf eine drohende Klimakatastrophe besitzt.

    Von entscheidender Bedeutung sind hingegen die regionalen Unterschiede mit teilweise weit hoeheren Meeresspiegelaenderungen und somit oekologischen und oekonomischen Auswirkungen auf die jeweiligen Kuestenregionen. Diese Ergebnisse folgen aus Berechnungen, die auf Satelliten-Hoehenmessungen (Altimeterbeobachtungen) ueber genau drei Jahren beruhen, naemlich von April 1992 bis April 1995. Im Jahr 1991 hat mit ERS-1 die europaeische Weltraumorganisation ESA den ersten Satelliten einer Reihe gestartet, die die Umwelt unseres Planeten beobachten soll. ERS-1 ist mit einer Reihe von Messinstrumenten bestueckt, die wetterunabhaengig Daten und Bilder der gesamten Erde liefern. Eines dieser Instrumente ist das Radaraltimeter. UEber die Laufzeit von Radarstrahlen zwischen dem Satellit und der Erdoberflaeche wird die Entfernung des Satelliten hochgenau gemessen. Kennt man dazu die genaue Position des Satellliten im All (eine Genauigkeit von weniger als 10 cm wird momentan erreicht), dann kann die Meeresoberflaeche, bezogen auf eine Referenzflaeche, wie z.B. Normal Null, bestimmt werden. ERS-1 tastet die Erdoberflaeche bis auf kleine Bereiche um die Pole vollstaendig und wiederholt ab. Dadurch lassen sich zeitliche Veraenderungen der Meeresoberflaeche feststellen. UEber mehrere Jahre beobachtet, ermoeglichen sie eine Trendberechnung des Meeresspiegels, d.h. um wieviel steigt oder faellt der Meeresspiegel pro Jahr. Die relativ kurze Zeitspanne von 3 Jahren, die zur Untersuchung des Meeresspiegels herangezogen wurde, laesst natuerlich die Frage offen, ob sich die Tendenzen zukuenftig fortsetzen oder vielleicht wieder umkehren werden. Untersuchungen von langen Zeitreihen der Meerestemperaturen zeigen, dass es in der Vergangenheit oftmals Zeitraeume mit einer Erwaermung bzw. Abkuehlung der Meere gegeben hat. Es konnten weiterhin enge Zusammenhaenge zwischen Vulkanausbruechen oder Phaenomenen im Ozean, wie dem El Niño (eine ploetzliche Erwaermung des tropischen Pazifik) hergestellt werden. Da die Meerestemperaturen und der Meeresspiegel eng miteinander verknuepft sind ( Erwaermung bedeutet eine Ausdehnung der Meere und somit einen Meeresspiegelanstieg), kann vermutet werden, dass auch der Meeresspiegel in der Vergangenheit mehrmals gefallen bzw. gestiegen ist.

    Somit laesst sich keine Aussage treffen, ob sich der erkannte Meeresspiegelanstieg pro Jahr bestaetigen wird oder nicht. Die Antwort auf diese Frage kann nur ueber eine langandauernde Beobachtung der Meere ueber Satellitendaten, wie sie ERS-1 und seine Nachfolger ERS-2 und ENVISAT liefern, gegeben werden. Die hierfuer notwendigen Geldmittel stehen in keinem Verhaeltnis zu den volkswirtschaftlichen Schaeden, die ein staerkerer, auch regionaler Anstieg der Meeresspiegel mit sich braechte.

    Eine farbige Abbildung ist unter folgender URL im WorldWideWeb abrufbar: http://www.gfz-potsdam.de/news/foto/msl


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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