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08.06.2007 11:00

Radio-Chemo-Therapie bei Kopf-Hals-Tumoren wirksamer als alleinige Strahlentherapie

Dipl. Biol. Barbara Ritzert ProScience Communications, die Agentur für Wissenschaftskommunikation GmbH
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    (Hannover) Die Kombination einer Strahlenbehandlung mit einer Chemotherapie ist bei in-operablen Tumoren im Kopf-Hals-Bereich einer alleinigen Strahlentherapie überlegen. Dies zeigen die 10-Jahres-Ergebnisse einer großen Studie, präsentiert auf dem 13. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie in Hannover.

    Krebserkrankungen des Kopf-Hals-Bereiches machen 6.3 Prozent aller jährlichen Krebsneuerkrankungen aus. Jedes Jahr sterben ca. 5.400 Männer und 1.400 Frauen an diesen tückischen Tumoren. Auch bei maximaler Therapie haben diese Geschwulste ein großes Rückfallrisiko. Neben der Operation ist die Strahlentherapie die entscheidende Behandlungsmethode. Seit einiger Zeit erproben die Ärzte aber auch kombinierte Strategien, bei denen die Radiotherapie beispielsweise mit einer Chemotherapie oder einer Antikörperbehandlung verknüpft wird.

    Prof. Dr. Volker Budach (Charité Berlin ) präsentiert nun auf der DEGRO-Tagung in Hannover die 10-Jahres-Ergebnisse einer bundesweiten Studie (ARO 95-07), bei der die Wirksamkeit einer kombinierten Strahlen- und Chemotherapie mit jener einer alleinigen Strahlentherapie bei Kopf-Hals-Tumoren verglichen wurde.
    Insgesamt wurden 384 Patienten mit fortgeschrittenen, inoperablen Kopf-Hals-Tumoren in der Studie behandelt. Die meisten Tumoren waren größer als vier Zentimeter oder hatten bereits Nachbarorgane angegriffen. Bei fast allen Betroffenen (365) waren die Lymphknoten mit Tumorabsiedelungen befallen. Es handelte sich also um eine Patientengruppe mit besonders schlechter Prognose.
    Eine Hälfte der Patienten erhielt ausschließlich eine Strahlentherapie, die andere Gruppe erhielt eine Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie. Bei beiden Gruppen dauerte die Behandlung 6 Wochen.

    Um die tumorvernichtende Wirkung der Therapie in beiden Gruppen zu steigern und Nebenwirkungen zu verringern, wurden die Patienten jedoch nicht wie sonst üblich einmal am Tag bestrahlt, sondern absolvierten teilweise zwei Therapiesitzungen täglich mit jeweils verringerter Dosis. In der Pause zwischen den beiden Bestrahlungen sollte sich das gesunde Gewebe erholen.

    Wie Budach berichtet, waren nach 10 Jahren noch ca. 40 Prozent der kombiniert be-handelten Patienten lokal tumorfrei, d.h. der Tumor war in der ursprünglich befalle-nen Region dauerhaft verschwunden. Bei den nur bestrahlten Patienten war dies nur bei 29 Prozent der Fall. Auch die sogenannten tumorspezifischen Überlebensraten waren in den beiden Therapiegruppen unterschiedlich: Diese lag für die radio-chemotherapierten Patienten bei 41 Prozent, für die ausschließlich bestrahlten dagegen nur bei 32 Prozent. Die Gesamtüberlebens-Rate, bei der auch alle nicht-tumorbedingten Todesfälle mitgerechnet werden, zeigte allerdings bedingt durch die kleine Fallzahl keinen Unterschied zwischen beiden Therapiegruppen.

    Die Häufigkeit von Fernabsiedelungen (Metastasen) war in beiden Gruppen ungefähr gleich. Die Anzahl chronischer Nebenwirkungen an der Haut, den Weichteilen oder an den Schleimhäuten war in beiden Gruppen gleich und lag insgesamt sehr niedrig. Diese Ergebnisse zählen auch im internationalen Vergleich zu den Besten die bei derart fortgeschritten Kopf-Hals-Tumoren weltweit je erzielt wurden.

    Folgestudie bereits begonnen.

    Nachdem die Überlegenheit der kombinierten Radio-Chemotherapie feststeht, su-chen die Forscher nach Möglichkeiten, die Wirksamkeit der Chemotherapie weiter zu verbessern. Budach: "Die Ergebnisse der abgeschlossenen Studie sind zwar insgesamt äußerst ermutigend und zeigen eine hohe Effektivität der Therapie am primären Ort der Erkrankung. Enttäuscht waren wir jedoch, dass die Häufigkeit von Fernmetastasen durch die eingesetzte Chemotherapie nicht wesentlich vermindert werden konnte. Der nächste Schritt ist nun, die Chemotherapie der alten Studie gegen eine neue Medikamenten-Kombination zu testen."
    Die neue Studie ist bereits bundesweit angelaufen. Die Ärzte haben bislang 272 Pa-tienten rekrutiert. Weltweit erstmalig werden die Medikamente (Cis-Platin und Mito-mycin) gegeneinander verglichen, die bislang in der Therapie von Kopf-Hals-Tumoren die höchste Wirksamkeit gezeigt haben. Die Strahlendosis bleibt in beiden Gruppen gleich, in den letzten 3 Wochen werden alle Patienten zweimal täglich bestrahlt.

    Pressekontakt: Prof. Dr. med. Marie-Luise Sautter-Bihl
    Pressesprecherin der DEGRO
    Direktorin der Klinik für Strahlentherapie
    Städt. Klinikum Karlsruhe Moltkestr. 90 · 76133 Karlsruhe
    Tel.: 0721 9744001 · Fax: 0721 9744009
    strahlentherapie@klinikum-karlsruhe.de

    WÄHREND DES KONGRESSES: Hannover Congress Centrum · Theodor-Heuss-Platz 1-3 Konferenzraum 23 Tel.: 0511 8113-750 · Fax: 0511 8113-751


    Weitere Informationen:

    http://www.degro.org


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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