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05.06.2000 20:17

Bostoner Astronomen gelang es, Merkur in Details von der Erde aus zu photographieren

Joan Schwartz Office of Public Relations
Boston University

    (Boston, Mass.) Seit der Zeit, als Galileo zum ersten Mal ein Teleskop im Jahre 1609 benutzte, haben Astronomen von der Erde aus versucht, Bilder von der Oberfläche des Merkurs mit einem Teleskop einzufangen. Nun veröffentlichte ein Team von Forschern der Bostoner Universität in der Maiausgabe des "Astronomical Journal" und in der "American Geophysical Union" Washington, D.C. Bilder, welche Details der Merkuroberfläche aufdecken.

    "Es ist mehr als ein Vierteiljahrhundert her, als das Raumschiff Mariner an Merkur vorbeiflog und zum ersten und bis heute einzigen Male Satellitenbilder von der Oberfläche des Merkur, des Planeten, welcher der Sonne am nächsten ist, zur Erde funkte", sagt der Hauptautor Jeffrey Baumgardner, Forscher am Zentrum für kosmische Physik der Boston Universität. " Ähnliche Bilder von einem Teleskop auf der Erde aus einzufangen, ist ein bedeutender Meilenstein in der optischen Technik," fügt er hinzu.

    Die Bilder der Bostoner Universität, aufgenommen am 29. August 1998 am Mount Wilson Observatorium in Kalifornien, zeigen Oberflächenmerkmale wie tiefe Krater und dunkle streifenartige Wolken, wie sie auf dem Mond zu sehen sind. Die von der Bostoner Universität
    eingefangenen Bilder verwenden eine Digitalkamera und sind auf einer CD-ROM gespeichert für die folgende Nachbearbeitung. Sie zeigen nie zuvor gesehene Teile des Merkurs.

    Merkur zu photographieren, ist wegen der Nähe des Planeten zur Sonne eine große Herausforderung. Merkur kann ausschließlich kurz vor dem Sonnenaufgang oder kurz nach dem Sonnenuntergang beobachtet werden. In seltenen Augenblicken, wenn die "Sicht" gut und die Luft klar ist, dann können die Wissenschaftler durch eine weniger turbulente Erdatmosphäre hindurch schauen. Die Gelegenheit, Merkur aus dem Weltall heraus zu photographieren, sind ebenfalls aufgrund der lichtempfindlichen Ausrüstung äußerst begrenzt. So darf das Hubble Teleskop nicht sein "Auge" auf die sonnennahen Planeten wie Merkur oder Venus richten. Dieses Einschränkung wurde eingeführt, um zu vermeiden, daß bei einem irrtümlichen Positionierfehler zuviel Licht in das Instrument einfallen würde.

    " Die Messungen wurden kurz nach dem Sonnenaufgang aufgenommen, noch bevor die Sonne die Atmosphäre erwärmt und so die von dem Teleskop eingefangenen Bilder unbrauchbar gemacht hätte", sagt Michael Mendillo, Professor für Astronomie an der Boston University.

    Um klare Photographien zu erhalten, machte Baumgardner Aufnahmen mit sehr kurzen Belichtungszeiten, einer sechzigstel Sekunde, und dies über 90 Minuten hinweg. "Das ergibt 340.000 Bilder", erklärt Mendillo. "Der Trick, ein klares Bild zu erhalten, bestand nun darin, sagen wir die besten dreißig bis vierzig Aufnahmen auszuwählen, so daß der Computer die Bilder gewissermaßen "nach belichten" konnte, bis zu der erforderlichen Belichtungszeit zwischen einer halben bis einer Sekunde. Nur so konnten Details von der Merkuroberfläche eingefangen werden."

    Baumgardner und sein Forschungskollege Jody Wilson wurden bei der Suche nach dem perfekten Bild von Mead Misic, einem Doktoranden am College of Engineering, unterstützt. Gemeinsam entwickelten sie eine ausgefeilte Computertechnik, die besten Bilder zu identifizieren, welche in den seltenen Augenblicken einer klaren Sicht aufgenommen worden waren.

    " Wir haben viele Bilder des Merkurs während dieser seltenen Augenblicke einer perfekten Sicht eingefangen ,'" sagt Wilson. "Und in der Zusammenfügung dieser Bilder ist eine an Details und Klarheit einzigartige Photographie entstanden."

    Das Forscherteam der Universität Boston plant in diesem Herbst weitere Beobachtungen des Merkurs, und sie wollen ihre Technik dabei soweit voran bringen, daß die schwache Atmophäre des Planeten sichtbar wird. "Merkur hat eine dünne Atmosphäre, welche durch aus der Merkuroberfläche herausgeworfene Atomen entsteht. Dieser Vorgang tritt auch auf unserem Mond auf", erklärt Mendillo. Eines der chemischen Elemente in der Atmosphäre des Merkur ist Natrium, ein Gas, das leicht detektiert werden kann, weil es das Sonnenlicht sehr stark reflektiert. Wir hoffen unsere ersten Natrium nachweisenden Experimente in diesem Herbst durchzuführen", sagt Baumgardner. "Aber das setzt voraus, daß wir zuerst ein empfindlicheres Meßsystem aufbauen".

    Für die Überlassung eines Belexemplares wären wir Ihnen äußerst dankbar. Sie werden gesammelt und sodann an die Boston University geschickt in der: Pressestelle der TU Clausthal, J. Brinkmann , Gerhard-Rauschenbachstr. 4, 38678 Clausthal-Zellerfeld

    Für Rückfragen, allerdings ausschließlich in Englisch: Shauna LaFauci 001 - 617/353-2399 eMail: slafauci@bu.edu


    Weitere Informationen:

    http://www.bu.edu/csp/imaging_science/planetary/mercury/baumgardner.html


    Bilder

    Aus 340.000 Aufnahmen wurde  dieses Bild generiert. Zweites Bild: Positionierung eines Ausschnittes aus der aktuellen Erdaufnahme zur Mariner-Aufnahme. Photo: Baumgardner et.al. BU
    Aus 340.000 Aufnahmen wurde dieses Bild generiert. Zweites Bild: Positionierung eines Ausschnittes ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Informationstechnik, Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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