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Wissenschaft
Forschungsaufenthalt an der Universität Jena: Dr. Giovanni Mazzini aus Pisa entziffert altsüdarabische Texte
Jena (25.06.07) Wer in diesen Tagen an "Arabien" denkt, assoziiert die Region vor allem mit dem Islam. Doch in der langen Geschichte des Vorderen Orients ist der Islam eine vergleichsweise späte Erscheinung. "Diese Religion und die damit verbundene Kultur entstanden erst im 7. Jahrhundert unserer Zeit", weiß Dr. Giovanni Mazzini von der Universität Pisa. "Doch bereits Jahrhunderte zuvor war die arabische Halbinsel eine Wiege für antike Hochkulturen", so der Orientalist weiter. Diese reiche vorislamische Geschichte Südarabiens erforscht Dr. Mazzini derzeit in Jena. Seit Anfang Mai ist er am Institut für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients der Friedrich-Schiller-Universität zu Gast. Hier widmet sich Mazzini gemeinsam mit Jenaer Wissenschaftlern den schriftlich überlieferten Zeugnissen aus jener Zeit.
Gefördert wird der dreimonatige Forschungsaufenthalt von Dr. Mazzini durch ein Stipendium des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) in Berlin. "Mit dem DAI arbeiten wir seit vielen Jahren eng zusammen", erläutert Prof. Dr. Norbert Nebes von der Universität Jena, der den italienischen Nachwuchswissenschaftler eingeladen hat. Prof. Nebes ist Inhaber des Lehrstuhls für Semitische Philologie und Islamwissenschaft und beteiligt sich seit 1990 regelmäßig an Grabungen des DAI. "Seit 2001 kooperieren wir bei der Erforschung der Oase Marib, dem Zentrum des legendären Reichs der Sabäer im Nordwesten des heutigen Jemen", so der erste Direktor der Orient-Abteilung des DAI, Prof. Dr. Ricardo Eichmann. Außerdem gibt es regelmäßig gemeinsame Lehrveranstaltungen zu den antiken Kulturen entlang der Weihrauchstraße an der Jenaer Universität.
Diese enge Kooperation zwischen dem DAI und der Universität Jena wird nun mit der Vergabe von insgesamt vier Forschungsstipendien an aufstrebende Wissenschaftler erweitert, die für je ein Semester dazu an das Jenaer Institut kommen. "Wir freuen uns mit Giovanni Mazzini einen der führenden Nachwuchswissenschaftler als ersten Stipendiaten gewonnen zu haben", so Prof. Nebes. Seinen Aufenthalt in Jena will Dr. Mazzini vor allem dazu nutzen, ein Buch über die Rechtsverhältnisse im antiken Königreich Qataban fertig zu stellen. Viele der Gesetzestexte zieren bis heute als Inschriften das monumentale Stadttor der qatabanischen Hauptstadt Timna. "Diese Inschriften stammen aus der Mitte des ersten vorchristlichen Jahrtausends", erläutert Mazzini. Sie enthalten auch Texte zum Strafrecht, etwa wie mit Gewaltverbrechen umzugehen sei. "Das ist geschichtlich hoch interessant, weil es uns detaillierte Einblicke in die Rechtsauffassung der Zeit liefert", so Mazzini. Insgesamt zehn Texte hat der an der Universität Pisa lehrende Forscher auf dem Tor bereits neu entziffert und übersetzt. Mazzini ist einer der wenigen Wissenschaftler überhaupt, die den in Qataban gesprochenen altsüdarabischen Dialekt heute lesen und übersetzen können.
Nicht zuletzt deshalb schätzt er die Zusammenarbeit mit den Jenaer Kollegen. Wenn man so spezialisiert sei, brauche man den internationalen Kontakt. "Für mich ist es eine große Chance mit Prof. Nebes zu arbeiten", betont Mazzini. Schließlich ist der Jenaer Lehrstuhl der einzige im gesamten deutschsprachigen Raum mit einem Forschungsschwerpunkt auf den Sprachen und Kulturen des vorislamischen Arabien. Neben der Arbeit an seiner Publikation über die qatabanischen Inschriften wird sich Dr. Mazzini während seiner Zeit an der Friedrich-Schiller-Universität auch intensiv an den Jenaer Forschungen zum Sabäerreich beteiligen. Wie Qataban gehörte auch das Königreich Saba zu den hoch entwickelten Staaten entlang der Weihrauchstraße im vorislamischen Südarabien.
Kontakt:
Dr. Giovanni Mazzini, Prof. Dr. Norbert Nebes
Institut für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Löbdergraben 24a, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944850
E-Mail: mazzini[at]sta.unipi.it, norbert.nebes[at]uni-jena.de
Dr. Giovanni Mazzini ist einer der wenigen Wissenschaftler, die heute noch "qatabanisch" - einen alt ...
Foto: Günther/FSU-Fotozentrum
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Sprache / Literatur
überregional
Personalia
Deutsch
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