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25.06.2007 15:40

Neue Therapien gegen die Volkskrankheit Lungenentzündung

Christel Lauterbach Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

    Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert Klinische Forschergruppe zum Thema "Pneumonie" in Gießen

    Mit 1,7 Mio Euro fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die neue Klinische Forschergruppe "Pneumonie: Molekulare Signaturen kompartimentalisierter und schrankenübergreifender alveolärer Infektion" an der Justus-Liebig-Universität Gießen in den nächsten drei Jahren. Unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Lohmeyer wollen Forscher des Fachbereichs Medizin die molekularen Mechanismen bei Lungenentzündungen entschlüsseln. Die Erkenntnisse werden dringend für neue Diagnose- und Behandlungsstrategien benötigt. Ziel der Förderung durch das BMBF ist außerdem die strukturelle Verankerung von infektiologischer Forschung an klinischen Einrichtungen. Der Ausbau des Schwerpunktes Infektiologie im Zentrum für Innere Medizin (Leitung: Prof. Dr. Werner Seeger), wird sich unmittelbar auf die Patientenversorgung und die Aus- und Weiterbildung auswirken. Heute, am 25. Juni 2007, treffen sich Wissenschaftler und Ärzte der neuen Klinischen Forschergruppe, die Anfang April eingerichtet wurde, zum Kick-Off Meeting in Gießen.

    "Es besteht ein immenser Bedarf für neue Therapieansätze", betont Prof. Lohmeyer, der seit mehr als zehn Jahren den Schwerpunkt Infektiologie am Zentrum für Innere Medizin leitet. Die Pneumonie (Lungenentzündung) wird durch verschiedenste Keime ausgelöst. Sie ist nicht nur die häufigste tödlich verlaufende Infektionskrankheit weltweit, sie gilt auch in Deutschland als Volkskrankheit: Mehr als 240.000 Patienten pro Jahr müssen im Krankenhaus behandelt werden. Trotz wirksamer Antibiotikatherapien versterben immer mehr Patienten, gleichzeitig entwickeln sich zunehmend Resistenzen. "Wir untersuchen nicht nur die Gewebeschädigungen durch die Krankheitserreger, sondern auch die Entzündungsprozesse selbst, die zum Teil mit überschießenden Reaktionen des körpereigenen Immunsystems einhergehen. Wir interessieren uns zudem für die anschließenden Heilungsprozesse", so der Internist. Als Sprecher der neuen Klinischen Forschergruppe vertritt er ein interdisziplinäres Netzwerk, das auf dem Gebiet der Immunologie, Entzündungs- und Infektionsforschung international anerkannt ist.

    BMBF schlägt eine Brücke zwischen infektiologischer Forschung und Klinik

    Monatlich wollen sich Forscher und Ärzte von jetzt an treffen, um sicherzustellen, dass ihre Forschungsergebnisse gezielt in therapeutische und diagnostische Maßnahmen umgesetzt werden. Dazu ist jedes der fünf wissenschaftlichen Teilprojekte und das Zentralprojekt als "Twin-Projekte" konzipiert. "Immer arbeiten klinisch tätige Infektiologen mit Vertretern der theoretischen und theoretisch-klinischen Institute der Universität Gießen zusammen", erläutert Prof. Lohmeyer das Konzept, das am Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Standort Gießen, umgesetzt wird. Die klinischen Projektleiter arbeiten am Zentrum für Innere Medizin an den Medizinischen Kliniken II (Leiter: Prof. Werner Seeger) und IV/V (Leiter: Prof. Friedrich Grimminger). Zu den Partnern im theoretischen und klinisch-theoretischen Bereich gehören das Institut für Biochemie am Fachbereich Medizin (Leitung: Prof. Klaus Preissner) und das Klinische Zentrum für Labordiagnostik und Pathologie (ZLP) mit den Instituten Medizinische Mikrobiologie (Leitung: Prof. Trinad Chakraborty), Medizinische Virologie (Leitung: Prof. Wolfram Gerlich), Klinische Immunologie/Transfusionsmedizin (Leitung: Prof. Gregor Bein) sowie Pathologie (Leitung: Prof. Andreas Schulz).

    Im Rahmen des Zentralprojektes wird unter der Leitung von Prof. Dr. Trinad Chakraborty eine Biobank aufgebaut. Hier werden langfristig Proben von behandelten Patienten gesammelt und verwaltet. An dieser wichtigen Schnittstelle zwischen infektiologischer Forschung und Klinik sollen die Wirksamkeit von bestehenden Nachweisverfahren überprüft und empfindlichere Verfahren entwickelt werden. Zurzeit gelingt bei zwei Dritteln aller Pneumoniepatienten kein Erregernachweis.

    Zertifizierte Aus- und Weiterbildung für Infektiologie

    Die Ärztin Dr. Susanne Herold und der Virologe Prof. Dr. Stephan Pleschka untersuchen beispielsweise in ihrem Teilprojekt die hochgefährlichen Influenza-Viren. Diese lösen grippeartige Erkrankungen aus, die mit einer schweren Lungenentzündung einhergehen können. Dazu gehören auch die Vogelgrippe-Viren, die Pandemien mit Millionen von Opfern verursachen könnten. Die beiden Wissenschaftler interessiert die Vermehrung der Viren in den Wirtszellen. "Wenn wir diese Signalwege identifizieren und hemmen könnten, dann wäre das ein idealer Ansatzpunkt für neue Therapien", erklärt die junge Forscherin, die über drei Jahre eine hoch qualifizierte Ausbildung für Lungenmedizin im Graduiertenkolleg "Molecular Biology and Medicine of the Lung" (MBML, Koordinator: Dr. Oliver Eickelberg) erhalten hat. Wie ihre Kollegen wird sie neben ihrer ärztlichen Routine jetzt forschen und lehren.

    Seit 2005 ist der Schwerpunkt Infektiologie von der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI) anerkannt, so dass neben der studentischen Lehre auch Aus- und Weiterbildung für Ärzte, in dem in Deutschland unterrepräsentierten Fach "Klinische Infektiologie", betrieben wird. Die Behandlungsverantwortung der zukünftig neun klinischen Infektiologen wird sich auf alle Patienten des Zentrums für Innere Medizin ausweiten; alle Intensiv-Bereiche werden mit festen wöchentlichen Visiten versorgt. Zusätzlich werden Beratungen (Konsile) für das gesamte Universitätsklinikum sowie die angeschlossenen Lehrkrankenhäuser angeboten.

    Eingebettet in den Forschungsschwerpunkt "Lebenswissenschaften" der Universität Gießen

    Für die neue Fokussierung von Grundlagenforschung und patientenorientierter klinischer Infektionsforschung bietet das wissenschaftliche Umfeld an der Justus-Liebig-Universität exzellente Voraussetzungen. Der Bereich Lebenswissenschaften mit den Themen "Kardiopulmonales System" und "Infektion/Immunität" ist ein ausgewiesener Schwerpunkt. Thematisch und methodisch arbeitet die neue Klinische Forschergruppe eng vernetzt mit dem Exzellenzcluster "Kardiopulmonales System" (ECCPS), den von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sonderforschungsbereichen "Invasionsmechanismen und Replikationsstrategien von Krankheitserregern" (SFB 535) und "Kardiopulmonales Gefäßsystem" (547), dem Schwerpunkt "Infektion und Entzündung" im Nationalen Genomforschungsnetz (NGFN), dem EU-Forschungsprojekt "Pulmotension" und der Klinischen Forschergruppe "Lungenfibrose" zusammen.

    Kontakt:

    Dr. Christiane Eickelberg
    University of Giessen Lung Center (UGLC)
    Klinikstraße 36, 35392 Gießen,
    Telefon: 0641 4808774, Fax: 0641 4808799
    E-Mail: christiane.eickelberg@uglc.de


    Weitere Informationen:

    http://http://uglc.de/


    Bilder

    Prof. Dr. Jürgen Lohmeyer, Sprecher der Klinischen Forschergruppe "Pneumonie" vor dem Durchflusszytometer (FACS).
    Prof. Dr. Jürgen Lohmeyer, Sprecher der Klinischen Forschergruppe "Pneumonie" vor dem Durchflusszyto ...
    (Foto: Rolf Wegst)
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte, Organisatorisches
    Deutsch


     

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