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27.06.2007 13:54

SpongeBob mit Untermietern

Dr. Gesine Steiner Museum für Naturkunde Berlin
Humboldt-Universität zu Berlin

    Wissenschaftler des Museums für Naturkunde in Berlin machten eine ungewöhnlichen Entdeckung, die sie nun in der Zeitschrift Biology Letters veröffentlichten: Das Team aus Garnelen-, Schwamm- und Schneckenforschern fand in einem See auf der indonesischen Insel Sulawesi eine bisher unbekannte Lebensgemeinschaft zwischen einem Schwamm und einer Garnele.

    Naturschwämme sind recht luftige Gebilde mit vielen kleinen Hohlräumen. Jeder kennt sie, ob aus dem Tauchurlaub oder aus der eigenen Badewanne. Garnelen kennt ebenfalls jeder, sei es vom eigenen Teller oder aus dem Heimaquarium. So weit so gut, aber was haben Schwämme mit Garnelen zu tun?

    Sulawesi, bekannt durch seine teils skurrile und einzigartige Tierwelt (Babirussa, Kuskus), ist seit mehr als hundert Jahren Ziel zahlreicher Forschungsreisen, darunter auch die des berühmten Naturforschers Alfred Russel Wallace. In dem im zentralen Bergland der Insel gelegenen Süßwassersee entdeckten die Berliner Forscher einen Schwamm, der eine Reihe kleiner und auffallend hübsch gefärbter Garnelen beherbergt. Zunächst nichts Ungewöhnliches, da aus dem Meer zahlreiche solcher Beispiele bekannt sind. Für reine Süßwasserseen jedoch eine kleine Sensation, da bisher noch nie zuvor beschrieben. Auffallend ist bereits die Form des Schwammes, der eher einem typischen (marinen) Badeschwamm mit vielen größeren Hohlräumen gleicht als seinen meist eher unscheinbaren Verwandten aus dem Süßwasser. Die Garnele Caridina spongicola, ebenfalls erst kürzlich von den Berliner Wissenschaftlern entdeckt und benannt, lebt nur auf dem Schwamm bzw. in dessen Hohlräumen. In einem einzelnen Schwamm wurden bis zu 137 Garnelen gefunden. Beide Arten kommen ausschließlich in der Ausflussbucht des Towuti-Sees vor und bilden eine Zweck- oder Lebensgemeinschaft. Im Vergleich zu anderen in dem See vorkommenden Garnelen ist C. spongicola sehr klein und vermutlich aus felsenbewohnenden Vorfahren hervorgegangen. Genetische und ökologische Untersuchungen haben gezeigt, dass sowohl Garnele als auch Schwamm relativ junge Arten sind, deren Entstehung durch Klimaschwankungen begünstigt worden sein könnte.

    Natürlich interessierte die Forscher besonders der Sinn dieser Lebensgemeinschaft. Welche Vor- oder Nachteile brachte es dem Schwamm oder umgekehrt der Garnele? Von Seiten der Garnele hatte man schnell eine Vermutung: Der Schwamm bietet ihr Schutz vor Fressfeinden und ebenso Nahrung. Letzteres nicht durch fressen des Schwammgewebes, wie man vermuten könnte, sondern durch zahlreiche Nahrungspartikel, die sich auf dem Schwamm ansammeln. Lecker, denkt die Garnele und greift zu, aber ohne dem Schwamm direkt zu schaden. Die Schwammperspektive ist jedoch bisher noch ungeklärt. Vermutlich führen beide eine Art junger Zweckehe zum gegenseitigen Nutzen, hier besteht aber noch weiterer Forschungsbedarf. Klar ist jedenfalls, dass diese ungewöhnliche Lebensgemeinschaft durch menschlichen Einfluss stark gefährdet ist und es wäre schade, wenn sie verschwinden würde, bevor man sie genauer untersuchen und hinter ihr wahres Geheimnis kommen könnte.

    Fotos zum Downloaden unter: http://download.naturkundemuseum-berlin.de/presse/Spongebob

    Kontakt:
    Wissenschaft: Kristina von Rintelen, geb./née Zitzler
    Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität Berlin
    Invalidenstr. 43, 10115 Berlin, Germany
    Tel.: +49 (0) 30 2093 8404
    Fax: +49 (0) 30 2093 8565
    Kristina.Rintelen@museum.hu-berlin.de
    http://www.museum.hu-berlin.de

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    Dr. Gesine Steiner / Pressesprecherin
    Servicebereich Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising
    Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität zu Berlin
    Invalidenstrasse 43
    10115 Berlin
    Tel. +49(0)30 2093 8917
    Fax. + 49(0)30 2093 8914
    e-mail gesine.steiner@museum.hu-berlin.de
    www.naturkundemuseum-berlin.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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