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02.07.2007 09:40

Mit der Kroko-Cam auf Entdeckungstour

Rudolf Haupt M.A. Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Niederrhein - Niederrhein University of Applied Sciences

    Modernste Informationstechnik trifft auf urzeitliche Lebewesen

    Der Zehnjährige hackt mit zwei Fingern im Stakkato-Takt auf den Bildschirm. Per Fingerdruck steuert er eine Videokamera, die über dem Becken der Nilkrokodile im Terrazoo in Rheinberg hängt. "Schwenk die Kamera noch ein bisschen nach links und zoome dann direkt aufs Auge zu", fordert ihn Zooschul-Leiter Frank Bick auf. Während die Krokodile am Becken in rund sieben Meter Entfernung träge dösen, ist das Auge eines dieser "Menschenfresser" fast formatfüllend auf dem Bildschirm zu sehen. "Siehst Du den Schlitz neben dem Auge?", fragt Bick. "Das ist das Ohr. Denn wenn die Krokodile tauchen, muss die Öffnung so eng wie möglich sein, dass wenig Wasser eindringt". Der Zehnjährige und sein Freund staunen. Diese unvergessliche "Lektion" verdanken sie der Entwicklerkunst des 24jährigen Informatik-Studenten Claudio Abels aus Moers, der während seines Praxissemesters an der Hochschule Niederrhein ein Informationssystem mit integrierter Video-Überwachung für den Zoo installierte. Auch sein Professor Dr. Christoph Dalitz ist begeistert. Denn Video-Bilder aus den Gehegen bieten viele deutsche Zoos ihren Besuchern, aber in kaum einem anderen als dem Rheinberger können diese die Kamera auch selbst steuern. Das sei zugleich eine eindrucksvolle Bestätigung der Praxisnähe des Krefelder Informatik-Studiengangs.

    Eigentlich verrückt: Man geht in den Zoo, um dann doch wieder vor einem Bildschirm zu hocken. Aber es gehört nun mal zur Eigenart von Spinnen, Fröschen, Schlangen und Eidechsen, dass sie sich tagsüber nur wenig bewegen. "Vor allem an den Becken mit den Krokodilen haben die Besucher nur wenig Interesse. Sie erfahren jetzt mehr über diese Tiere durch das digitale Medium", sagt Medien-Pädagoge Bick. Und das ist eben jenes, mit dem die jüngeren, die zugleich die meisten Besucher stellen, aufgewachsen sind. Mit der Kroko-Cam sind die Kids außerdem näher am Tier dran als jede Fernsehkamera und können die Krokodile auch unter Wasser beobachten. Falls Sponsoren gefunden werden, möchte der Zoo auch die Terrarien der Nashornleguane und der Riesenschlangen mit Kameras ausrüsten.

    Bisher können die Kroko-Bilder nur auf einem Terminal im Zoo angeschaut werden, demnächst sollen sie auch über die Website (www.terrazoo.de) individuell angesteuert und betrachtet werden können. Das von Abels ausgetüftelte Informationssystem schlägt dabei mehrere Fliegen mit einer Klappe: Es bietet ein umfangreiches Lexikon aller 250 präsentierten Reptilien und Amphibien des Zoos, darunter mehr als 1200 Fotos, unterstützt dabei die Lehrerfolge der Zooschule und lässt als dynamisches System mit jedem Klick ein neues Flair entstehen und wirbt so um Sponsoren und Besucher. "In dieser Form bietet das kein anderer Zoo in Deutschland", ist der Student stolz. Nicht zuletzt kann sich die Website auch aus Marketing-Sicht sehen lassen: Wer in der Suchmaschine Google etwa "Schlangen", "Echsen" oder "Wechselwarm" eingibt, landet schon auf der ersten Seite bei dem kleinen Privatzoo in Rheinberg.

    "Wechselwarm" ist die gemeinsame Eigenschaft der in Rheinberg gehaltenen Reptilien, Frösche und Spinnen, und weil es für sie keine Lobby gibt wie etwa für das knuddelige Eisbärbaby Knut, liegt die Erforschung fast ausschließlich in den Händen des Zoos. "Wir interessieren uns hauptsächlich für die Folgen des Klimawandels für diese Tiere", sagt Frank Bick. "Die Reptilien, Insekten und Spinnen werden zu den Gewinnern gehören, die Frösche und anderen Amphibien zu den Verlieren". Finden sich Sponsoren, wollen Bick und Abels gemeinsam Szenarien über das Leben dieser Tiere in 20 Jahren entwickeln. Sie wollen im Rahmen von Abels' Diplomarbeit, die die Terrariensteuerung mit dem Informationssystem verbindet, herausfinden, wie Änderungen von Licht, Wärme und Luftfeuchtigkeit sich auf das Verhalten der Tiere auswirken. Ob etwa die Warane bei einer Erhöhung der Wassertemperatur um drei Grad noch hier ihre Eier ablegen, ist eine Frage, die man vielleicht schon bald beantworten kann. Und die auch Hinweise auf Überlebensstrategien liefern wird.


    Weitere Informationen:

    http://www.terrazoo.de


    Bilder

    Natur und Technik in Harmonie: Student Claudio Abels (links) und Zoo-Pädagoge Frank Bick mit einem zur Familie der Echsen gehörenden Bartagamen
    Natur und Technik in Harmonie: Student Claudio Abels (links) und Zoo-Pädagoge Frank Bick mit einem z ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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