idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
12.07.2007 13:41

Sendung der Aufzeichnung Wasserspiele/ Wasserwerk am 15.07.2007 auf Inforadio 93,1 - Rückblick: Die Zukunft des Wassers in Berlin-Brandenburg

Annette Kleffel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
TSB Technologiestiftung Innovationszentrum Berlin

    124 Liter Wasser verbraucht jeder Deutsche durchschnittlich am Tag, 4000 Liter sind es, rechnet man das Industriewasser hinzu. Wird diese Menge auch in Zukunft zur Verfügung stehen? Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die Region Berlin-Brandenburg und ihre Wasserressourcen, wenn die Wasserverdunstung größer ist als die Niederschlagsmenge? Gibt es Konzepte für eine nachhaltige Wassernutzung? Über Wasserverteilung, Wasserspeicherung und Grundwasserregulierung informierten Experten auf dem 32. Treffpunkt WissensWerte im Großen Vortragssaal der IHK Potsdam. Die Aufzeichnung des Treffpunkt WissensWerte "Wasserspiele/ Wasserwerke: Ein ganz besonderer Saft- zur Zukunft des Wassers in Berlin-Brandenburg" wird am Sonntag, 15.07.2007, um 09.22 Uhr auf rbb Inforadio 93,1 gesendet.

    Grundsätzlich gebe es in der Region Berlin-Brandenburg genug Wasser, aber es sei schlecht verteilt, berichtet Prof. Dr. Uwe Grünewald vom Lehrstuhl Hydrologie und Wasserwirtschaft an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus. Im Sommer seien künftig weniger Niederschläge zu erwarten und im Winter mehr. In manchen Regionen werde es noch weniger Regen geben. Ein Verteilungskampf zeichne sich schon jetzt zwischen den Regionen und Bundesländern ab. "Bald wird es zu abstrusen Staatsverträgen kommen", so Grünewald.
    Als Folge müsse man heute sehr viel sparsamer mit Wasser umgehen als früher, meint Prof. Dr. Joachim Quast, Leiter des Instituts für Landschaftswasserhaushalt ZALF am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung Müncheberg. Noch immer werde ungeheuer viel Wasser verschwendet. Weltweit verbrauche allein die Landwirtschaft über 70 Prozent des Nutzw assers. "Mit Know-how können wir das auf 20 Prozent reduzieren." Wasser müsse daher auch etwas kosten. Viele Landwirte seien bereit, im Extremfall für das kostbare Gut mehr zu bezahlen als sonst.
    "In Brandenburg verdunstet mehr Wasser als es Niederschläge gibt", erklärt Prof. Quast weiter. Früher habe es in Mooren Wasser im Überschuss gegeben. Dipl.-Ing. Dr. Klaus Möller, Geschäftsführer der UBB Umweltvorhaben Berlin-Brandenburg Dr. Klaus Möller GmbH Berlin, ergänzt, dass mit den Trockenlegungen ganze Moorflächen entwässert und damit wichtige Speicherkapazitäten aufgelöst worden seien. Das Wasser, das im Winter komme, könne nicht gehalten werden. Kaum ein Gewässer in Berlin-Brandenburg fließe noch in seinem natürlichen Flussbett, so Dr. Möller. "Die Gewässer sind künstlich und abflussreguliert." Die Folge: Das Wasser fließe zu schnell aus Brandenburg raus.
    Die Speicherung von Wasser aus Überfluss-Zeiten wie einem Hochwasser sei schwierig, so Prof. Grünewald. "Man müsste blitzartig Wasser über 50 Kilometer in die Speichergebiete transportieren, dazu braucht man Riesenpumpen und Kanalsysteme . Das Perpetuum Mobile erfinden ist gar nichts dagegen." Grundsätzlich bräuchten die Flüsse in der Region Berlin-Brandenburg für Hochwasserzeiten mehr Raum, zum Beispiel flutungsfähige Gebiete. Das Problem dabei sei wieder der Mensch, der noch immer leichtsinnig Häuser in Überschwemmungsgebiete baue.
    Zwar sei es unter Umständen denkbar, Extrem-Hochwasser in die Tagebau-Seen zu bringen, so Prof. Grünewald. Neben dem Transport sei dort aber auch die Wasserqualität problematisch , da durch den früheren Tagebau Aluminium, Eisen und Sulfat ins Wasser gelange. "Fließt dieses Wasser weiter, haben Sie eine Spree, die rostrot aussieht und die Qualität der Fischbestände beeinflusst." Noch sei die Wasserreinigung in den Tagebau-Seen nicht ideal. Sulfat zum Beispiel gehe durch alle Reinigungsstufen hindurch und nage an Beton, Schleusen und Brücken. "Dieses Großexperiment fordert uns sehr viel ab, aber es gibt wirklich große Bemühungen. Das Entscheidende ist nicht die Schaffung eines Wellness-Paradieses , sondern eine vernünftige Nachsorge des Wassers."
    Weniger oder schlechteres Wasser in Brandenburg habe auch in Berlin ungewünschte Folgen, so Prof. Grünewald. Weniger Zufluss bedeute weniger Sauerstoff in den Berliner Gewässern. Die Aufheizung führe dann unter Umständen zur Ausbreitung der Blaualge mit der Folge, dass in Berlin kaum noch gebadet werden könne. "Wasser nur zu speichern reicht nicht, es muss auch ein Mindestabfluss da sein." Sonst drohe Berlin das Schicksal einer abflusslosen Badewanne.
    Ein Projekt gegen das Absinken des Grundwassers ist das Projekt Wiedervernässung der Rieselfelder um Hobrechtsfelde, so Dr. Möller. Dort werde versucht, den Wasserhaushalt mit gereinigtem Abwasser wieder aufzufüllen. Wenn Abwasser mit Milliardenaufwand gereinigt werde, müsse man das nicht wegfließen lassen. Sobald das Wasser in so einem Gebiet wieder da sein, wachse der Wald wieder und die Tierwelt breite sich aus. "Der Einsatz gereinigten Abwassers steht uns hier gut zu Gesicht", so Dr. Möller. Natürlich werde das nicht als Trinkwasser in Flaschen abgefüllt, ergänzt Moderator Thomas Prinzler von der rbb Wissenschaftsredaktion Inforadio.
    Gebeten, Ihre Zukunftsvisionen darzulegen, äußern sich die Experten unterschiedlich. Dr. Möller hofft, dass bis zum Jahr 2040 alle Kläranlagen in der Region mit einer vierten Stufe aufgerüstet sind. Prof. Grünewald rechnet mit einem schönen Ilsesee und hofft auf eine Lösung aller damit zusammenhängenden Fragen. Prof. Quast wünscht sich eine für die nächsten 30 bis 40 Jahre vorausdenkende nachhaltige Wassernutzung.

    Wolfgang Kindler

    Die Podiumsteilnehmer waren:

    - Dipl.-Ing., Dipl.-Geogr. Dr. rer nat. Klaus Möller, Geschäftsführer der UBB Umweltvorhaben Berlin-Brandenburg Dr. Klaus Möller GmbH, Berlin
    - Prof. Dr. rer. nat. habil. Uwe Grünewald, Lehrstuhl Hydrologie und Wasserwirtschaft, Fakultät Umweltwissenschaften und Verfahrenstechnik, Brandenburgische Technische Universität Cottbus
    - Prof. Dr.-Ing. habil. Joachim Quast, Leiter des Institutes für Landschaftswasserhaushalt ZALF Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e.V., Müncheberg

    Die Veranstaltung wurde von Thomas Prinzler, Wissenschaftsredaktion des rbb, moderiert.

    Der Treffpunkt WissensWerte ist eine Veranstaltung der TSB Technologiestiftung Berlin, rbb Inforadio und der Technologie Stiftung Brandenburg.


    Weitere Informationen:

    http://www.technologiestiftung-berlin.de/index.php/news/2900.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Informationstechnik, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).