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Positiv haben die beiden Bayreuther Bibeltheologen Professor Dr. Joachim Kügler (Lehrstuhl Katholische Theologie I) und Professor Dr. Lukas Bormann Lehrstuhl Evengelische Theologie II) die Erkenntnisse aus der fachübergreifenden Ringvorlesung zum Thema "Töchter Gottes" gewertet. Beide treten seit längerem dafür ein, das Thema "Gender" zu einer Forschungsperspektive für alle Kulturwissenschaften zu machen.
Bayreuth (UBT). Dürfen zwei Männer eine Vorlesung zu einem "Frauenthema" organisieren? Mit dieser Frage sahen sich die beiden Bayreuther Bibelwissenschaftler Prof. Dr. Lukas Bormann und Prof. Dr. Joachim Kügler konfrontiert, als sie das Töchter-Thema für die "Religion am Donnerstag" vorschlugen. "Wir waren zuerst wirklich verunsichert und meinten, dass wir dazu eine Frau als Mitveranstalterin bräuchten. Dann aber wurde uns klar, dass das Quatsch ist", so Prof. Kügler. "Nur wenn Männer der 'Normalfall' der Schöpfung wären und Frauen die 'Ausnahme' - nur dann wäre das Gender-Thema ein Frauenthema. Da es aber Zeit wird, dass Männer und Frauen sich als gleichwertig betrachten, müssen auch Männer erkennen, dass sie ein Geschlechtsrollenproblem haben. Und das ist ohne die Frauen nicht zu lösen."
Die beiden Bayreuther Professoren treten deshalb seit längerem dafür ein, das Thema "Gender" zu einer Forschungsperspektive für alle Kulturwissenschaften zu machen, ganz egal, ob sie von Männern oder Frauen betrieben wird. Als Gegengewicht zur männlichen Dominanz bei den Organisatoren - auch die beteiligten Bildungswerke (evangelisch und katholisch) waren durch Männer vertreten - entschloss man sich aber diesmal überwiegend Frauen zur "Religion am Donnerstag" einzuladen. Es entstand eine faszinierende Reise durch vergangene Kulturen.
Die Referentinnen analysierten die Tochterrolle im Alten Orient (Mesopotamien und Ägypten), im Alten Israel (Tochter des Jiftach), dem Urchristentum und im Mittelalter (Jeanne d'Arc). Dabei zeigte sich, wie wichtig es für Frauen war, ihre Tochterrolle selbstbewusst gestalten zu können und, wo dies religiös möglich war, auch einen göttlichen Vater zu beanspruchen. Tochterschaft hat dann nichts mit Unterwürfigkeit und Abhängigkeit zu tun, sondern macht stark und ermächtigt zum eigenständigen Handeln.
Freilich ging es nicht nur um die Vergangenheit. Die Tochterrolle in afrikanischen Gesellschaften heute kam ebenso zur Sprache, wie das Bemühen neuer Bibelübersetzungen ("Bibel in gerechter Sprache"), Frauen und Mädchen im Text sichtbar zu machen. Wichtige gesellschaftliche Veränderung im Selbstverständnis von jungen Frauen zeigte auch die Untersuchung moderner TV-Serien, wo Frauen als Engel und Hexen magische Potenz zugeschrieben wird, und der Blick in den deutschen Islam, wo moderne Lehrpläne dem veränderten Rollenbild von Töchtern Rechnung tragen wollen.
Das städtische und studentische Publikum im stets gut gefüllten Hörsaal der Kulturwissenschaftlichen Fakultät reagierte mit großem Interesse auf die kompetenten Ausführungen. Die Organisatoren bekamen viel Lob und die Aufforderung, mit der "Religion am Donnerstag" weiterzumachen, was freilich angesichts der bevorstehenden Abwicklung der Facheinheit Religion niemand versprechen kann.
Die Reihe "Töchter (Gottes)" wird demnächst auch als Buch erscheinen, und zwar in der Reihe "bayreuther forum TRANSIT" (LIT-Verlag).
Weitere Informationen bei
Professor Dr. Joachim Kügler
Lehrstuhl Katholische Theologie I
Tel. 09575-921380
joachim.kuegler@uni-bayreuth.de
Professor Dr. Lukas Bormann
Lehrstuhl Evangelische Theologie II
Tel. 0921/55-4226
lukas.bormann@uni-bayreuth.de
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion
überregional
Studium und Lehre
Deutsch
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