idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
21.06.2000 15:53

Von Monstrositäten und Expeditionsschätzen

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Jenaer Sonderausstellung blickt auf 300 Jahre im Phyletischen Museum zurück

    Jena (21.06.00) Johann Wolfgang von Goethe hatte - wie bei so vielem in Jena - seine Finger mit im Spiel, als es um die Entwicklung der zoologisch-paläontologischen Sammlungen ging. Die Wurzeln der Bestände weisen jedoch bis ins Jahr 1700 zurück, wie jetzt eine Sonderausstellung zum 300. Geburtstag der Sammlungen im Phyletischen Museum der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Vor dem Neutor 1) eindrucksvoll belegt.

    "Im Jahr 1700 begann Wilhelm Ernst Herzog von Sachsen-Weimar mit der Anlage einer 'Naturalien- und Kunstkammer' im Schloss zu Weimar", erläutert Dr. Dietrich von Knorre, Kustos am Phyletischen Museum. Als ihm die Quelle mit dem Gründungsdatum zufällig in die Hände fiel, entwarf er die Konzeption für die Jubiläumsausstellung, die noch bis zum 30. September zu besichtigen ist. In der "Naturalien- und Kunstkammer" fanden sich außer Zeugnissen handwerklicher Kunst auch "Merkwürdigkeiten" aus der Natur. Neben unbearbeiteten Versteinerungen waren es vor allem Monstrositäten, die aufbewahrt wurden. "Dieser Neigung, das Absonderliche zu sammeln, verdanken wir die Anfänge unserer heutigen Sammlung - darunter Walknochen, angeschliffene Gehäuse von Meeresschnecken sowie Fossilien", beschreibt Dr. von Knorre.Ž

    Von dieser fortdauernden Faszination am Absonderlichen zeugt auch eine Kalb-Doppelbildung, deren Skelett im Museum präsentiert wird. Sie stammt aus der 1816 in Jena gegründeten Tierarzneischule, deren Knochenschätze bald der universitären Sammlung in Jena hinzugefügt wurden - denn bereits 1781 wurden alle Naturaliensammlungen aus Weimar im Jenaer Stadtschloss vereinigt. Weitere An- und Zukäufe sowie die Gründung des "Anatomischen Kabinetts" (1804) und des "Osteologisch-zoologischen Kabinetts" (1808) unter Goethes Aufsicht als Wissenschaftsminister schufen eine weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Sammlung.

    Entscheidend für die weitere Entwicklung war 1850 die Trennung der Exponate in ein "Mineralogisches Kabinett" und das "Zoologische Museum". Letzterem stand ab 1862 Ernst Haeckel vor, dem der Bau des Phyletischen Museums zu verdanken ist. 1902 sind schließlich alle Sammlungen aus großherzoglichem in den Besitz der Jenaer Universität übergegangen.

    Obwohl im Lauf der Jahrhunderte sehr viel verlorengegangen ist, umfasst die wissenschaftliche Sammlung heute etwa 500.000 Objekte. Viele stammen von den großen Expeditionen, die Jenaer Forscher auf alle Kontinente führten. Sie sind längst nicht beendet, wie etwa der Seehund beweist, den der Ökologe Dr. Hans-Ulrich Peter von seinen Antarktis-Forschungsreisen mitgebracht hat.

    Der Aufbau der Sammlung ist das Lebenswerk von Dr. von Knorre, der u. a. für ihre Erhaltung im letzten Jahr mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden ist. Mit Hilfe der Präparate kann der Biologe Veränderungen bei einzelnen Tieren ebenso wie von Tierbeständen nachweisen und dokumentieren. Außerdem lassen sich an Hand der Exponate die Gefahren - etwa durch Lichteinwirkung oder Schädlingsfraß - veranschaulichen. Nicht zuletzt "ist das Präparat Kulturgut", wie von Knorre betont. Das gilt für das Normale genauso wie für das Absonderliche - beide Formen sind in der Sonderausstellung präsent.

    Ansprechpartner:
    Dr. Dietrich von Knorre
    Phyletisches Museum der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Vor dem Neutor 1
    Tel.: 03641/949181
    Fax: 03641/949142


    Friedrich-Schiller-Universität
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Axel Burchardt M. A.
    Fürstengraben 1
    07743 Jena
    Tel.: 03641/931041
    Fax: 03641/931042
    E-Mail: hab@sokrates.verwaltung.uni-jena.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geschichte / Archäologie, Informationstechnik
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Organisatorisches
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).