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Wissenschaft
Am Freitag, 7. Juli 2000 - Südasien-Institut der Universität Heidelberg will Beitrag zur Zusammenarbeit Deutschlands mit Südasien leisten - Ist in Südasien das Verhältnis von Religion und Politik tatsächlich ein grundlegend anderes?
Das Südasien-Institut der Universität Heidelberg (SAI) richtet am Freitag, 7. Juli 2000, die 10. "Heidelberger Südasiengespräche" über Fundamentalismus in Südasien aus. Mit der Reihe will das SAI einen Beitrag zur Diskussion und Gestaltung der Zusammenarbeit der Bundesrepublik Deutschland mit den Ländern Süd-asiens leisten. Die Gespräche sollen neben der Analyse der derzeit akuten Probleme vornehmlich längerfristige Perspektiven aufzeigen. Im Vordergrund stehen hierbei die Entwicklung der deutschen Beziehungen zu den Ländern Südasiens, die interne politische Entwicklung dieser Länder und ihre Stellung im internationalen Kontext.
"Wahrlich, dies ist die schlimmste Seite der Religionen, daß die Gläubigen einer jeden gegen die aller andern sich Alles erlaubt halten und daher mit der äußersten Ruchlosigkeit und Grausamkeit gegen sie verfahren", heißt es bei Arthur Schopenhauer. "Doch gehe ich vielleicht zu weit, wenn ich sage alle Religionen: denn, zur Steuer der Wahrheit muß ich hinzufügen, daß die aus diesem Grundsatz entsprungenen fanatischen Gräuel uns doch nur von den Anhängern der monotheistischen Religionen, also allein des Judenthums und seiner zwei Verzweigungen, Christentum und Islam, bekannt sind. Von Hindu und Buddhaisten wird Dergleichen uns nicht berichtet." (Über Religion)
Schopenhauer nimmt eine heute weit verbreitete Ansicht vorweg: Der Monotheismus ist verantwortlich für den Fundamentalismus. Der Glaube an den einen Gott ist monologisch, zum Dialog unfähig, hierarchisch, männlich und theokratisch. Nicht-monotheistische (etwa poly-theistische) Religionen hingegen neigen nicht zum Fundamentalismus. Sie sind integrationsfähiger, weil sie das Böse nicht aussondern. Sie brauchen keine Exkommunikation, keine Feinde und Kreuzzüge. Ihre Wahrheit kann sich vielfältig äußern, auch verborgen in anderen Religionen enthalten sein. Sie sind weniger einseitig, sie schliessen das Weibliche nicht aus dem Göttlichen aus und sie sind daher weniger auf Geist (Buch, Schrift) und Rationalität fixiert.
Ist Fundamentalismus wirklich an Monotheismus gebunden?
Ist das so? Ist der Fundamentalismus wirklich an den Monotheismus gebunden? Oder können auch nicht-monotheistische Religionen wie Hinduismus oder Buddhismus fundamentalistisch sein? Eine geeignete Region, dies zu überprüfen, ist Südasien, wo Hinduismus, Buddhismus, Islam und Christentum seit Jahrhunderten in lebendiger Form aufeinander treffen. Ist also in Südasien das Verhältnis von Religion und Politik tatsächlich ein grundlegend anderes? Die 10. Heidelberger Südasiengespräche widmen sich diesem Thema.
Die Veranstaltung im Internationalen Wissenschaftsforum der Universität Heidelberg wird eröffnet von Professor Dr. Axel Michaels mit dem Vortrag "Fundamentalismus und die Fundamente des Hinduismus". Danach sprechen Professor Dr. Monika Boehm-Tettelbach über "Umstrittene Nähe: Hindu-Nationalismus und Hindu-Religion" und Privat-Dozentin Dr. Gita Dharampal-Frick über "Die Spannungen zwischen Hindus und Christen in historischer, kultureller und politischer Perspektive", Dr. Dietrich Reetz zum Thema "Der radikale Islam in Südasien: Konzept und Aktion eines Massenphänomens" und Professor Dr. Richard Gombrich über "Buddhist Fundamentalism? Buddhist Violence? The War in Sri Lanka". Dr. Dieter Conrad beleuchtet im Anschluss "Religiöse Konflikte in der juristischen Praxis", Professor Dr. Subrata K. Mitra "Die Anfechtung des säkularen Staates: Religion und Regierbarkeit in Indien".
Bisherige Gesprächsthemen waren:
· Indien (1990)
· Pakistan (1991)
· Bangladesh (1992)
· Nepal und die Himalaya-Region (1993)
· Sri Lanka (1994)
· Die deutsche Zusammenarbeit mit Südasien (1995)
· Ernährungssicherung in Südasien (1996)
· 50 Jahre unabhängiges Südasien: Aufbruch, Wandel, Zukunftsperspektiven (1997)
· Die südostasiatische Wirtschaftskrise - Diagnosen, Therapien und Implikationen für Südasien (1998)
Rückfragen bitte an:
Südasien-Institut der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 330, D-69120 Heidelberg
Telefon (06221) 54 89 00 · Telefax (06221) 54 49 98
sai@sai.uni-heidelberg.de
oder:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion, Sprache / Literatur
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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