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Wissenschaft
Ziele, Voraussetzungen und Problemlagen von Förderprogrammen im internationalen Vergleich
Jahrestagung des Instituts für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (iFQ) am 6./7. Dezember 2007 im Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Reichpietschufer 50, 10785 Berlin, Raum A 300
Exzellenzprogramme zur Stärkung der nationalen Wissenschaftsstandorte und ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere zur Förderung von so genannten Spitzenleistungen an Hochschulen sind en vogue. In Deutschland ist die Exzellenzinitiative mit ihren drei Förderlinien - Graduiertenschulen, Exzellenzcluster und Zukunftskonzepte - 2006 auf den Weg gebracht worden. Ähnliche Programme wurden auch in der Schweiz, Österreich und in den skandinavischen Ländern eingerichtet. Auch der Instrumentenkasten der gezielten Nachwuchsförderung sowie der Unterstützung von interdisziplinären und internationalen Kooperationen oder der Stärkung der Profilbildung und internationalen Sichtbarkeit von Hochschulen ist - in unterschiedlichen Varianten - vergleichbar.
Ein spürbarer Effekt wird aller Voraussicht nach eine Ausdifferenzierung in der Hochschullandschaft sein. Der Umgang mit den Folgen - exzellente, mittelexzellente und weniger exzellente Universitäten - wird heute schon diskutiert. Es wird davor gewarnt, dass Exzellenz nicht reiche und ein optimales Mittelmaß vorliegen muss, damit das Forschungssystem leistungsfähig bleibt.
Bei den Promotoren der Programme hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Exzellenz nicht immer in "Einsamkeit und Freiheit" zu erreichen ist, sondern Strukturen und Organisationsformen der Wissenschaft durchaus die Qualität von Lehre und Forschung beeinflussen. So werden im Rahmen der Exzellenzprogramme neue Modelle implementiert, Qualitätssicherungssysteme eingeführt und vor allem vermeintlich optimale Voraussetzungen für Kooperationen, die nicht an nationalen, institutionellen und disziplinären Grenzen halt machen, geschaffen.
Kaum sind die ersten Schritte zur Umsetzung der Programme erfolgt, wird im deutschen Wissenschaftssystem die Kritik an den Instrumenten und ihrer Bestimmung laut und nicht ausschließlich von kritischen Beobachtern der Szene, sondern auch von in der Community anerkannten Vertretern der Wissenschaft. Von einem nicht angemessenen Förderinstrumentarium ist die Rede, von der Einrichtung unzähliger Gremien und Kooperationsstrukturen, die nur zu einem Overkill führen könnten und die wertvollste Ressource der Wissenschaft, nämlich Zeit, für Management und Organisation abziehe und disziplinäre Unterschiede in der Forschungsorganisation nicht berücksichtige. In diesem Zusammenhang erfahren etablierte Förderinstrumente, die auf Einzelförderung abzielen, eine unerwartete Renaissance. Die Kritik mit Blick auf risikoaverse Förderinstrumente und die Verhinderung von interdisziplinär angelegten innovativen Vorhaben scheint völlig in den Hintergrund zurücken.
Die Kritik erinnert fast 1:1 an die Debatte um die Einführung von Evaluationen im Wissenschaftssystem als einem systematischen Instrument der Qualitätskontrolle und -förderung sowie neuer Steuerungs- und Managementsysteme an den Universitäten. Kaum umgesetzt mehrten sich die Stimmen, sie als nicht wissenschaftsadäquates Instrument gleich wieder abzuschaffen.
Auf dieser Tagung sollen Voraussetzungen, Ziele, Instrumente, Verfahren und Kriterien von Exzellenzprogrammen im Ländervergleich näher unter die Lupe genommen und hinterfragt werden, für was Exzellenz eigentlich steht, was an der Idee wirklich neu ist, welche Defizitanalyse die Folie für Fördermaßnahmen bildet und welches (Wettbewerbs-) Modell als Leitidee Pate steht. Oder ist nicht das Verfahren das eigentliche Ziel? Einen wesentlichen Hintergrund für die Debatte bilden die Etablierung eines Europäischen Forschungsraums und die Internationalisierungstendenzen der nationalen Wissenschaftssysteme.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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