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14.09.2007 09:21

Das Klimaproblem kann gelöst werden

Dr. Christian Jung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
VolkswagenStiftung

    Deutsche Wissenschaftler entwickeln eine ökonomisch und ökologisch sinnvolle Strategie, um den drohenden Klimawandel zu vermeiden

    Eine der Hauptursachen für das Klimaproblem ist die Belastung der Atmosphäre mit Kohlendioxid (CO2). Will man wirksamen Klimaschutz betreiben, muss man diese CO2-Belastung reduzieren. Doch wie lässt sich das realisieren, ohne gleichzeitig die Wirtschaft unter Druck zu setzen? Viele Wege scheinen zu einem unlösbaren Zielkonflikt zu führen. Muss man sich vielleicht entscheiden für eines von beiden Zielen: Klimaschutz oder Wirtschaftswachstum? "Keineswegs", meinen Dr. Ottmar Edenhofer und Dr. Hermann Held vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Sie haben ein Modell entwickelt, das eine ökonomisch vertretbare Lösung des Klimaproblems aufzeigt. Ihr volkswirtschaftlich optimaler Mix an Möglichkeiten funktioniert allerdings nur - so das entscheidende Ergebnis der Studie -, wenn von jetzt an bis 2040 bedeutend stärker in erneuerbare Energien investiert wird als bisher geplant: das Zehn- bis Dreißigfache sollte es schon sein. Die VolkswagenStiftung hat das Forschungsprojekt mit rund 600.000 Euro unterstützt.

    Neben den erneuerbaren Energiequellen wie beispielsweise Sonne, Wind oder Wasser untersuchten die Wissenschaftler eine Reihe weiterer Optionen, die dazu beitragen könnten, die Belastung der Atmosphäre zu reduzieren. Hierzu gehören auch die Möglichkeit, Atomenergie verstärkt zu nutzen, sowie die Optionen, die Effizienz des bisherigen Energieeinsatzes zu steigern oder das Kohlendioxid in den tiefen Ozean oder in andere geologische Formationen zu versenken. Bei ihrer Beurteilung spielten dann neben den Risikofaktoren bezüglich der Wirksamkeit und der Nebenwirkungen auch die volkswirtschaftlichen Kosten eine Rolle. Wichtig für das Modell war dabei, dass die Wissenschaftler in ihren Szenarien erstmals auch die Kostenersparnis eingerechnet haben, die sich aufgrund des technischen Fortschritts ergibt. Als Ziel ihres Modells definieren Edenhofer und Held die Vermeidung eines gefährlichen Klimawandels: Bei diesem Begriff folgten sie den Empfehlungen der Europäischen Kommission: Gefährlich wird es dann, wenn die globale Erwärmung mehr als 2 0C vom vorindustriellen Niveau abweicht.

    Klar ist für die Wissenschaftler: Es führt langfristig kein Weg an den erneuerbaren Energien vorbei. Es müsse allerdings sofort ein Mehrfaches in diese neuen Techniken investiert werden, damit die Rechnung auch aus ökonomischer Sicht aufgeht. Falls die erneuerbaren Energien wider Erwarten nicht das Kostensenkungspotential entfalteten, das sich aus dem technischen Fortschritt ergibt, sieht das Modell eine Übergangslösung darin, CO2 in geologischen Formationen, zum Beispiel in ausgelassenen Erdölfeldern, vorübergehend einzufangen. Die ebenfalls diskutierte Versenkung im tiefen Ozean wird selbst als Notlösung nicht mehr näher in Betracht gezogen, da vor allem das Risiko für die Umwelt zu groß erscheint. Deutlich machen Edenhofer und Held auch, dass aus wissenschaftlicher Sicht der Einsatz von Atomenergie keineswegs notwendig ist, um das Problem der Klimaerwärmung in den Griff zu bekommen: Ein Ausstieg aus der Atomenergie sei durchaus volkswirtschaftlich zu rechtfertigen.

    Alles in allem haben die Ergebnisse des Projektes auch die Forscher selbst überrascht. Noch im Mai 2003, zu Beginn des Vorhabens, herrschte eine Patt-Situation in der Klimapolitik. Klimaschützer und Ökonomen standen sich mit scheinbar unvereinbaren Zielen gegenüber. Mit ihren Klima- und Energieszenarien, die erstmals auch den technischen Fortschritt einschließlich der jeweiligen Kostensituation einbeziehen, konnten die Wissenschaftler zeigen: Die Kosten einiger Handlungsoptionen waren bisher viel zu hoch veranschlagt. Das Patt, so Edenhofer und Held, habe sich somit aufgelöst und bislang scheinbar unveränderbare Positionen stünden sich - auch durch wissenschaftliche Erkenntnisse gestützt - weit weniger unversöhnlich gegenüber. Die Klimadebatte gewinne zunehmend an Gestaltungskraft.

    Kontakt Projekt
    Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
    Dr. Ottmar Edenhofer
    Telefon: 0331 288 - 2565
    E-Mail: ottmar.edenhofer@pik-potsdam.de

    Dr. Hermann Held
    Telefon: 0331 288 - 2564
    E-Mail: hermann.held@pik-potsdam.de

    Kontakt
    VolkswagenStiftung
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Christian Jung
    Telefon: 0511 8381 - 380
    E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de

    Der Text der Presseinformation steht im Internet zur Verfügung unter http://www.volkswagenstiftung.de/service/presse.html?datum=20070914


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Elektrotechnik, Energie, Gesellschaft, Meer / Klima, Politik, Recht, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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