idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
20.09.2007 10:05

Therapie der Makuladegeneration - Stellungnahme der DOG

Dipl. Biol. Barbara Ritzert ProScience Communications, die Agentur für Wissenschaftskommunikation GmbH
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    DOG befürtwortet den direkten Vergleich der beiden Medikamente Avastin und Lucentis im Rahmen einer Studie.

    Seit einiger Zeit stehen Augenärzten erstmals wirksame Therapien zur Behandlung der altersabhängigen, "feuchten" Makuladegeneration (AMD) zur Verfügung. Die Krankheit ist die häufigste Ursache für Sehbehinderung und Blindheit. In Deutschland sind schätzungsweise 4,5 Millionen Menschen von einer AMD, entweder der trockenen oder der feuchten Form, betroffen, pro Jahre erkranken 50.000 Patientinnen und Patienten neu an der besonders gefährlichen "feuchten" Form.

    Unterbleibt die Therapie der feuchten AMD, ist ein schwerer Sehverlust die Folge. Die Patienten können nicht mehr lesen, die Fähigkeit zur selbständigen Lebensführung geht verloren. Sogenannte VEGF-Hemmstoffe, die in das Auge injiziert werden, können erstmals erfolgreich das Leiden aufhalten und bei einem Teil der Patienten sogar die Sehkraft bessern. Zugelassen gemäß geltendem Arzneimittelrecht sind Pegaptanib (Macugen) und Ranibizumab (Lucentis).

    Mit Ranibizumab chemisch verwandt ist Bevacizumab (Avastin). Untersuchungen aus Fallserien zeigen, dass dieses Medikament bei feuchter AMD ebenfalls wirksam ist. Es wurde international bislang bei vielen Tausend Patienten mit dem Augenleiden ?off-label? eingesetzt. Zugelassen ist es nur zur Behandlung von bestimmten Krebserkrankungen. Der wissenschaftliche und klinische Stellenwert aller Medikamente, insbesonders von Lucentis und Avastin, ist in einer gemeinsamen aktuellen Stellungsnahme der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft, der Retinologischen Geselllschaft und des Berufsverbandes der Augenärzte ausführlich dargestellt.

    Sowohl Lucentis als auch Avastin wurden von der US-Firma Genentech entwickelt, einer Tochter des schweizerischen Pharmakonzerns Roche AG. In Deutschland wird Lucentis von Novartis angeboten, Avastin von Roche. Der Hersteller von Avastin plant keine Zulassungs-Studien für die Indikation AMD.

    Als AMD-Therapeutikum wurde das Medikament daher noch nicht in aufwändigen prospektiven, kontrollierten wissenschaftlichen Studien zum Nachweis von Sicherheit und Wirksamkeit auf höchstem Evidenz-Niveau untersucht. In der wissenschaftlichen Literatur gibt es indes bislang keine Hinweise dafür, dass Lucentis und Avastin unterschiedliche Nebenwirkungen haben.

    Eine Besonderheit ergibt sich dadurch, dass Avastin mit rund 70 Euro pro Injektion wesentlich billiger ist als Lucentis, das pro Injektion 1523,60 Euro kostet. Die Kosten für die ambulante ärztliche Behandlung, also die Injektion unter sterilen Bedingungen in einem OP-Saal, sowie die erforderlichen Vor- und Nachuntersuchungen, kommen jeweils noch hinzu. Derzeit sind drei Injektionen in monatlichen Intervallen zur ?Aufsättigung? nötig, danach hängt die Injektionsfrequenz vom Krankheitsverlauf ab. Da die Injektionsbehandlung (noch) nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherungen enthalten ist, müssen die Patientinnen und Patienten die Kostenübernahme für die Therapie bei ihrer Versicherung beantragen.

    Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG), die wissenschaftliche Fachgesellschaft der Augenärzte, fordert die Behandlung zum Wohle der Patienten auf den Prinzipien der evidenzbasierten Medizin. Darum muss die Therapie mit einem Medikament erfolgen, dessen Wirksamkeit und Sicherheit in klinischen Studien für diese Indikation geprüft wurde. Die Kosten für die neue Therapie sollen von den Kassen übernommen werden.

    Die DOG befürwortet die Durchführung einer Studie, bei der Wirksamkeit und Sicherheit von Avastin mit jener von Lucentis bei der AMD direkt verglichen wird, eine sogenannte "Head-to-Head"-Studie. Eine solche klinische Prüfung könnte beispielsweise von den Krankenkassen oder aus Mitteln des Gesundheitsministeriums finanziert werden.

    Es gibt darüber hinaus mehrere neue Präparate in der Entwicklung und z.T. bereits in klinischen Prüfungen, wodurch davon auszugehen ist, dass sich die Behandlungsmöglichkeiten in den nächsten Jahren bei der AMD noch erweitern werden

    ___________________________________________________________________________
    Pressekontakt: ProScience Communications GmbH Barbara Ritzert
    während des Kongresses: Pressebüro im Raum 30212 · Fon: (030) 6831-30212
    ritzert@proscience-com.de

    danach:
    Andechser Weg 17, 82343 Pöcking Fon 0 8157 9397-0 ritzert@proscience-com.de

    _____________________________________________________________________
    Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Ihr Ziel ist die Förderung der Ophthalmologie vor allem in den Bereichen Forschung und Wissenschaft. Zu diesem Zweck initiiert und unterstützt die Gesellschaft u.a. Forschungsvorhaben und wissenschaftliche Studien, veranstaltet Kongresse und Symposien, gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus und gewährt Stipendien vornehmlich für junge Forscher. Mit über 5300 Mitgliedern zählt sie zu den bedeutenden medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland. Gegründet wurde die DOG 1857 in Heidelberg. Sie ist damit die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.


    Weitere Informationen:

    http://www.dog.org


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).