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04.10.2007 10:12

Der älteste Krebs

Willi Baur Pressestelle
Universität Ulm

    In 520 Millionen Jahre alten Gesteinen des Unterkambriums in der chinesischen Provinz Yunnan wurden fossile Überreste einer neuen Tierart gefunden, die den bislang ältesten Repräsentanten der modernen Krebse, Crustacea darstellt.

    Zu dieser fast 100.000 Arten zählenden Gliedertiergruppe zählen u. a. Garnelen, Hummer, Krabben, Seepocken und Wasserflöhe. Die Fossilien sind außergewöhnlich gut erhalten. Man kann außer dem dreidimensional überlieferten Körper auch Augen, Beinanhänge und sogar die Borsten an den Beinen erkennen. Die neue Art, die durch mehrere Wachstumsstadien vertreten ist, war sehr kleinwüchsig, die Überreste deuten auf eine Größe von wenigen Millimetern. Crustacea sind erdgeschichtlich seit knapp 480 Millionen Jahren nachgewiesen, also bis ins frühe Ordovizium, einige seltene Funde sind sogar dem ausgehenden Kambrium, also einer Zeit vor rund 505 Millionen Jahren zugeordnet. Der neue Fund aus dem unteren Kambrium stellt damit den ersten unzweifelhaften modernen Krebs dar. Dies lässt sich insbesondere an der Beinmorphologie, aber auch vielen anderen Übereinstimmungen mit bestimmten Formen innerhalb der heutigen Krebse, wie den Kiemenfüßern, Ruderfußkrebsen oder den winzigen, blinden Cephalocarida begründen.

    Die neue Art wurde nach der ethnischen Minderheit der 'Yi' Yicaris dianensis benannt, die im südlichen China in historischer Zeit im Königreich Dian lebten, in dessen Region die Fundstellen der Fossilien liegen. Das hohe Alter von Yicaris und seine verwandtschaftliche Nähe zu den heutigen Vertretern der Krebse ist ein neuerlicher Hinweis darauf, dass die Wurzeln der Gliederfüßer insgesamt weit vor dem Kambrium lagen, also in einer Zeit, aus der immer noch keine körperlichen Tierfossilien vorliegen. Ein bedeutendes Detail des neuen Fundes sind kleine blattartige Auswüchse außen an den Körperbeinen. Nach Ansicht einiger Autoren sollen die Flügel der Fluginsekten aus derartigen Strukturen hervorgegangen sein. Der kambrische Nachweis solcher extrem weicher und bisher nicht an Fossilien gefundenen Anhängen ist daher ein wichtiger Beitrag in der Debatte um die Evolution der geflügelten Gliederfüßer, die heute die Mehrzahl aller tierlichen Lebewesen darstellen.

    Die Studie der Wissenschaftler aus Kunming, Leicester und Ulm ist unter dem Titel "An epipodite-bearing crown-group crustacean from the Lower Cambrian"
    Xi-guang Zhang, David J. Siveter, Dieter Waloszek & Andreas Maas
    in der Zeitschrift Nature veröffentlicht (Nr.449 vom 4.Oktober 2007) .

    Prof. Waloszek von der AG Biosystematische Dokumentation an der Universität Ulm meint dazu: "Dieser außergewöhnliche paläontologische Fund aus einer neuen Fundstelle in sogenannter 'Orsten'-Erhaltung (das sind dreidimensional erhaltene Fossilien) verlängert den Nachweis von Krebsen um mehr als 10 Millionen Jahre an die Grenze zum Kambrium. Dies ist für die Evolution der größten Tiergruppen, der Gliederfüßer und der Tiere insgesamt von großer Bedeutung und ein weiterer Beleg gegen die Hypothese von einer "kambrischen Explosion"."

    Weitere Informationen: Prof. Dr. Dieter Waloßek und Dr. Andreas Maas
    Universität Ulm, AG Biosystematische Dokumentation
    Helmholtzstraße 20, 89081 Ulm, Tel. 0731-5031000


    Weitere Informationen:

    http://www.nature.com/nature/journal/v449/n7162/full/nature06138.html


    Bilder

    Yicaris dienensis
    Yicaris dienensis

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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