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Wissenschaft
Von "Verführung" keine Rede
Wie Wissenschaftler den Nationalsozialismus stärkten
RUB-Publikation zu "Wissenschaft im Einsatz"
Allein von "Verführung" oder "Verführbarkeit" einzelner Wissenschaftler kann im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus nicht länger gesprochen werden. Darin stimmten Wissenschaftler auf einer Tagung an der Ruhr-Universität Bochum überein. In dem soeben erschienenen Tagungsband "Wissenschaft im Einsatz" zeigen die Autoren, wie die Grundsätze einzelner Wissenschaften mit den Anschauungen des Nationalsozialismus weit besser harmonierten als bisher angenommen. Herausgegeben haben den Tagungsband Prof. Dr. Käte Meyer-Drawe (Institut für Pädagogik) und Kristin Platt (Institut für Diaspora- und Genozidforschung).
Fortsetzung von Denktraditionen statt persönlicher Motive
Die Rolle der Wissenschaft im Nationalsozialismus ist ein umstrittenes Thema. Wie wurde in der Zeit des Nationalsozialismus geforscht? Wie nutzte der Nationalsozialismus Wissenschaftler für seine Zwecke aus? Und welche Denktraditionen der Wissenschaften selbst begünstigten eine Instrumentalisierung durch den Nationalsozialismus? Wissenschaftler waren in den Nationalsozialismus verstrickt, aber der vorliegende Band zeigt völlig neue Aspekte dieser Verwicklung. Forschungsarbeiten seit 1990 legten den Schwerpunkt auf die persönlichen Motive einzelner Wissenschaftler. Die Autoren in "Wissenschaft im Einsatz" gehen jedoch dazu über, die Denktraditionen der einzelnen Disziplinen zu beleuchten, die die Instrumentalisierung der Wissenschaften durch den Nationalsozialismus gefördert haben - diese Aspekte hatte die bisherige Forschung nicht beachtet.
Beiträge zu Politik, Recht und Medizin
Die Autoren befassen sich mit der Verwicklung von Disziplinen wie Politik-, Rechts- und Geschichtswissenschaft sowie Medizin, Philosophie und Germanistik in den Nationalsozialismus. Themen sind unter anderem "Krise und Einsatz. Geschichtswissenschaft und Handlungslegitimation im Dritten Reich" von Manfred Hettling, "Literaturgeschichte: ein populargermanistischer Diskurs zur gesellschaftlichen Homogenisierung im Dritten Reich" von Uwe Ketelsen und "Politische Wissenschaften im nationalsozialistischen Einsatz" von Wilhelm Bleek.
Titelaufnahme
Käte Meyer-Drawe und Kristin Platt (Hg.): Wissenschaft im Einsatz. Wilhelm Fink Verlag, München 2007 (Schriftenreihe Genozid und Gedächtnis), 279 S., 34,90 Euro, ISBN: 978-3-7705-4502-5
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Käte Meyer-Drawe, Institut für Pädagogik, Ruhr-Universität Bochum, Tel. 0234/32-22741, E-Mail: Kaete.Meyer-Drawe@ruhr-uni-bochum.de
Kristin Platt, Institut für Diaspora- und Genozidforschung, Ruhr-Universität Bochum, Tel. 0234/32-29702, E-Mail: idg@ruhr-uni-bochum.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Recht
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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