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25.10.2007 12:00

Was das Placebo erfolgreich macht: Förderpreis für Schmerzforschung an Hamburger und Berliner Forscherinnen

Meike Drießen Pressestelle
Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS)

    Dass Placebos wirken, ist unbestritten. Aber was ist das Geheimnis ihres Erfolges? Ist es die Erwartungshaltung allein oder ein Lerneffekt? Eine Mischung aus beidem ist am wirksamsten, fanden die Hamburger Forscherin Dr. Regine Klinger in Kooperation mit den Berliner Forscherinnen Prof. Dr. Margitta Worm und Dr. Stephanie Soost heraus. Die Erwartung genügte zwar, damit eine wirkstofffreie Salbe Schmerzen linderte, doch erst ein zusätzlicher Lerneffekt machte die Placebowirkung dauerhaft. Für ihre Studie wurden die Wissenschaftler beim Deutschen Schmerzkongress in Berlin mit dem mit 3.500 Euro dotierten zweiten Preis der Kategorie Klinische Forschung des Förderpreises für Schmerzforschung 2007 ausgezeichnet. Der Preis wird jährlich vergeben von der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. Stifterin ist die Grünenthal GmbH (Aachen).

    Wirkstofffreie Salbe als Schmerzmittel

    96 Probanden nahmen an der Studie teil, in der, wie sie glaubten, ein neuer schmerzlindernder Wirkstoff in Salbenform getestet werden sollte. Alle Testpersonen bekamen zunächst ohne Salbe eine Reihe schmerzhafter Stromreize via Elektrode auf den Arm. Dann wurde bei allen Probanden eine wirkstofffreie Salbe aufgetragen, wobei der Hälfte der Teilnehmer vorher erklärt wurde, es handle sich um ein Schmerzmittel. Es folgte eine weitere Reihe schmerzhafter Reize, die genauso stark war wie die vorherige. In einer zweiten Studienphase wurde dann der Ablauf der ersten Phase wiederholt, jeweils der Hälfte beider Probandengruppen wurden bei der zweiten Reizserie jedoch nur halb so starke Stromimpulse verabreicht wie zuvor. Dadurch wurden sie konditioniert: Die Salbe, egal ob als neutral oder wirksam präsentiert, wurde mit einer tatsächlichen Schmerzlinderung verbunden. In einer dritten Phase erhielten alle Teilnehmer wieder zwei gleich starke Schmerzreize, einmal vor und einmal nach Auftragen der Salbe, um den Konditionierungseffekt zu erheben.

    Erwartung und Konditionierung spielen zusammen

    Es zeigte sich, dass die Erwartung allein schon einen signifikanten Placeboeffekt hervorrief. Aber auch die Testpersonen, denen die Salbe als neutral angekündigt worden war, zeigten einen Placeboeffekt, wenn sie in der zweiten Studienphase konditioniert worden waren. Den deutlichsten und am längsten anhaltenden Placeboeffekt zeigten die Probanden, die sich mit einem Schmerzmittel behandelt wähnten und konditioniert worden waren. "Der Placeboeffekt kann also sowohl über die Erwartung als auch die Konditionierung vermittelt werden", folgert Dr. Klinger. "Die Interaktion zwischen Erwartung und Konditionierung spielt für seine Aufrechterhaltung eine bedeutende Rolle." Für die Praxis heißt das, dass die rein pharmakologische Wirkung eines Schmerzmittels durch eine Erwartungshaltung noch gesteigert werden kann. Dieser zusätzliche Effekt lässt sich aufrechterhalten, wenn das Schmerzmittel tatsächlich wirkt.

    Ansprechpartner

    Dr. Regine Klinger, Psychotherapeutische Hochschulambulanz, Verhaltenstherapie, Universität Hamburg, Von-Melle-Park 5, 20146 Hamburg, Tel. 040/42838, E-Mail: rklinger@uni-hamburg.de

    Prof. Dr. Margitta Worm, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Charitéplatz 1, 10117 Berlin, Tel.: 030/450 518 105, E-Mail: margitta.worm@charite.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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