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09.08.2000 10:17

Mediation hilft bei Konflikten

Burckhard Wiebe Abteilung Kommunikation
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH

    Mediation hilft bei politischen Konflikten

    Was kann die Psychologie zur Verfahrensgestaltung beitragen?

    Berlin (wbs) Mediationsverfahren haben sich bei der Lösung von Konflikten bewährt. Das Anwendungsfeld reicht von Problemen, die sich im Zusammenhang mit Ehescheidungen ergeben, bis hin zu strittigen umweltrelevanten Planungsvorhaben, etwa im Verkehrsbereich oder bei der Entwicklung von Abfallwirtschaftkonzepten. Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) befaßt sich seit mehr als zehn Jahren mit den Chancen, die eine Mediation im Bereich umweltrelevanter Planungsprozesse
    bietet. Die Erfahrungen wurden im nationalen und internationalen Rahmen ausgewertet. Die psychologischen Bedingungen und Techniken, die zum Erfolg von Mediation beitragen, werden jetzt in der neuesten WZB-Buchpublikation von Hans-Joachim Fietkau für die praktische Anwendung resümiert.

    Rechtsförmige Planungs- und Entscheidungsprozesse führen nicht immer zu befriedigenden Ergebnissen. Sie sind oft sehr langwierig und teuer. Ihre Ergebnisse stoßen nicht immer auf die Akzeptanz der beteiligten Akteure. In informellen Entscheidungsprozessen (z.B. in einer Mediation), die diese förmlichen Verfahren vorbereiten oder begleiten können, besteht die Chance zu einvernehmlichen Problemlösungen.

    In Mediationsverfahren delegieren die Konfliktparteien die Lösung ihrer Probleme nicht an Dritte, etwa an Gerichte, sie bemühen sich vielmehr selbst darum, eine für alle Seiten akzeptable Problemlösung zu finden. Hierbei bedienen sie sich der Unterstützung eines Mediators, der den Gang der Auseinandersetzung und Entscheidungsfindung steuert. Die Konfliktparteien bleiben für die inhaltliche Problemlösung, die sie finden, selbst verantwortlich.

    Ob Mediationsverfahren gelingen, hängt wesentlich von der Art der Verfahrensgestaltung ab. Ähnlich wie in den USA werden auch in Deutschland - koordiniert durch den Förderverein für Umweltmediation - professionelle Standards entwickelt.

    Bei der Gestaltung von Mediationsverfahren muß den aus anderen Zusammenhängen (z.B. Teamentwicklung, Organisationsentwicklung) bekannten gruppendynamischen Gesetzmäßigkeiten Rechnung getragen werden. Einsichten in die Gesetzmäßigkeiten der Konflikt- und Problemwahrnehmung sowie das Entscheidungsverhalten von Gruppen erleichtern eine konstruktive Verfahrensgestaltung.

    Mediation ist nicht nur Kompromißbildung auf der Grundlage eines Interessenausgleichs; sie ist auch Konsensbildung durch gedankliche Umstrukturierung sachlicher Problemlagen und sozialer Beziehungen. Die Beteiligten unterliegen - individuell und als Gruppe - spezifischen Urteilsverzerrungen. Durch geeignete Interventionen können alte Fehleinschätzungen korrigiert und eingefahrene Denkschemata ohne Gesichtsverlust in Frage gestellt werden.

    Die Suche nach konsensualen Problemlösungen in Konflikten zwischen Interessengruppen ist mit einer Reihe von Fallstricken verbunden. Durch "Gruppendruck" ("Groupthink") können kreative und konstruktive Ideen in Kollektiventscheidungen "untergehen". Gruppen halten nicht selten an einmal eingeschlagenen Handlungsmustern (Strategien) auch dann fest, wenn diese für sie selbst erkennbar nicht zielführend sind. Diese Tendenz ("Entrapment") ist eine Ursache für die Schwierigkeit, politische Konfliktlagen konstruktiv zu nutzen und Fehlentscheidungen zu vermeiden. In einer experimentellen Simulation haben Hans-Joachim Fietkau und Matthias Trénel (beide WZB) die Ursachen dieses Verhaltensmusters analysiert. Aus ihnen lassen sich Hinweise für eine zielführende Gestaltung von Entscheidungsgruppen ableiten.

    Weitere Informationen: Dr. Hans-Joachim Fietkau, Telefon: 030-25 49 12 87 / 261
    E-mail: fietkau@ medea.wz-berlin.de


    Hans-Joachim Fietkau, Psychologie der Mediation - Lernchancen, Gruppenprozesse und Überwindung von Denkblockaden in Umweltkonflikten, Berlin: edition sigma 2000, 192 S.

    Hans-Joachim Fietkau, Matthias Trénel, Gewinnt soviel Ihr könnt! Entscheidungsverhalten in Intergruppenkon-flikten - eine experimentelle Untersuchung von Entrapment-Strategien, 36 S. (WZB-Bestellnummer FS II 99-301)

    Hans-Joachim Fietkau, Helmut Weidner, Umweltverhandeln - Konzepte, Praxis und Analysen Alternativer Konfliktregelungsverfahren, Berlin: ediation sigma 1998, 462 S.


    Weitere Informationen:

    http://www.wz-berlin.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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