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12.11.2007 07:30

David Lordkipanidze - Referent der 6. G.H.R. v. Koenigswald-Lecture am 21. Nov. 2007, 19:30h im Forschungsinstitut Senckenberg

Doris von Eiff Pressestelle Senckenberg
Forschungsinstitut und Naturmuseum Senckenberg

    "Early Humans Out of Africa: Evidence from The Caucasus"

    Dass die vergleichsweise kleinen und grazilen Vertreter menschlicher Vorfahren rund 1,8 Millionen Jahre, nachdem sie in der kaukasischen Region, zirka 80 Kilometer südwestlich von Tiflis, gelebt haben, eine wissenschaftliche Debatte auslösen, hätten sie selbst sich nicht vorstellen können.

    Etliche auf ein Alter von 1,7 bis 1,8 Millionen Jahre datierten Fossilfunde der letzten Jahre belegen nicht nur die Existenz menschlicher Vorfahren in Europa zu der Zeit, sondern haben damit die Theorien um das Wann und Warum ins Wanken gebracht und die Debatte um die Hominidenart, die die "Wiege der Menschheit" als Erste verlassen hat, neu entfacht. - Nach der bislang vorherrschenden Meinung war man davon ausgegangen, dass vor rund einer Million Jahre Homo erectus als erste Menschenspezies seinen Lebensraum über die Grenzen Afrikas hinaus ausgedehnt hat.

    Die seit 1991 unter der Leitung von Prof. David Lordkipanidze aus dem Gestein des 1.171 m ü. NN gelegenen Dmanisi-Plateaus geborgenen Fossilien gelten in der Fachwelt als Jahrhundertfunde. Der etwa 1,8 Millionen Jahre alte Schädel "D 2280", der im vergangenen Jahr eins der Highlights der Ausstellung "Roots - Wurzeln der Menschheit" in Bonn war, ist einer von insgesamt fünf Schädeln, der neben vier Unterkiefern, einem Oberschenkelknochen sowie den bisher ältesten bekannten fünf Wirbelknochen der Gattung Homo fünf Individuen zugeordnet wird.

    Welcher Hominidenart die relativ kleinen und grazilen Individuen mit einer errechneten Körpergröße von durchschnittlich 150 Zentimetern und einem Schätzgewicht von 40 bis 50 Kilogramm tatsächlich zuzurechnen sind, ist derzeit Gegenstand der Forschung. Ebenso wie etwaige Rückschlüsse auf deren Sozialverhalten und die Diskussion um anatomische Voraussetzungen für das Sprechvermögen. Ein Mosaik an Merkmalen, darunter ein vergleichsweise kleines Gehirn, weist sowohl antiquierte als auch moderne Eigenschaften auf und steht im Kontrast zu dem auf 1,6 Millionen Jahre datierten Skelettfund eines Jungen, der 1984 in Kenia geborgen wurde.

    David Lordkipanidze betrachtet Dmanisi nicht nur als die älteste Hominidenfundstelle außerhalb Afrikas, sondern auch als urgeschichtliches "Schatzkästchen" in dem er weitere Hominidenfunde vermutet. Von daher darf man gespannt sein, was der international renommierte Paläoanthropologe aus Georgien in seinem Vortrag über die Belege aus dem Kaukasus und der zunehmenden Verästelung im Stammbaum der evolutionären Entwicklung zum heutigen Menschen berichtet.

    David Lordkipanidze wurde 1963 in der georgischen Hauptstadt Tiflis geboren. Seit 1997 ist er Leiter des Georgian Center of Prehistoric Research und seit 2004 Generaldirektor des georgischen Nationalmuseums. Der engagierte und agile Wissenschaftler setzt sich für die Aufnahme der Fundstelle Dmanisi in die Liste der UNESCO Weltkulturerbestätten ein. Schon im Rahmen seiner Doktorarbeit, die er 1992 in Moskau vorgelegt hat, hat er die Besonderheiten der Wechselwirkungen zwischen Umwelt und frühen Menschen in Bergregionen analysiert. David Lordkipanidze war mehrfach Stipendiat verschiedener Stiftungen und ist heute Mitglied des Permanent Council of U.I.S.P.P. sowie des European Cultural Parliament.

    Nach Philip Tobias, Hans-Dietrich Kahlke, Meave Leakey, Ian Tattersall und Yves Coppins ist David Lordkipanidze der 6. Referent der G. H. R. v. Koenigswald-Lectures. Die von Friedemann Schrenk in Anerkennung des wissenschaftlichen Erbes des 1902 geborenen Paläoanthropologen initiierte Veranstaltung findet seit dessen 100. Geburtstag jedes Jahr im November am Forschungsinstitut Senckenberg statt. Im Kontext zum diesjährigen Vortrag haben dessen Hominidenfunde von der indonesischen Insel Java, die in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts für Furore sorgten, ihren eigenen Stellenwert.(dve)


    Weitere Informationen:

    http://Infos auch unter:
    http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=3744


    Bilder

    Schädel aus der Fundstelle in Dmanisi vor Hominidenreplik
    Schädel aus der Fundstelle in Dmanisi vor Hominidenreplik
    Foto: David Lordkipanidze
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    Prof. David Lordkipanidze, Paläoanthropologe u. Leiter der Grabungen in Dmanisi
    Prof. David Lordkipanidze, Paläoanthropologe u. Leiter der Grabungen in Dmanisi
    Foto: David Lordkipanidze
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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