idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
14.11.2007 14:39

Schwangerschaftstreffpunkt für Fledermäuse

Josef Zens Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

    "Salzlecken" im tropischen Regenwald ziehen trächtige und säugende Fledermäuse magisch an. Die Tiere decken dort ihren erhöhten Mineralienbedarf. Da früchtefressende Fledermäuse in tropischen Regenwäldern eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Samen spielen, kommt den "Salzlecken" - Wasserstellen mit besonders mineralstoffreichem Wasser oder Salzablagerungen - eine große Bedeutung für die pflanzliche Artenvielfalt zu. Eine Studie dazu ist in der "online"-Zeitschrift Research Letters in Ecology erschienen.

    Fledermaus-Mütter wissen genau, was gut für sie und ihre Jungen ist: Während der Trächtigkeit und in der Zeit des Säugens ihrer Jungen haben die Tiere einen erhöhten Mineralstoffbedarf. Den decken tropische früchtefressende Fledermäuse gezielt durch den Besuch von "Salzlecken" im Regenwald - Wasserstellen mit besonders mineralstoffreichem Wasser oder Salzablagerungen. Das zeigt eine Studie von Dr. Christian Voigt und Kollegen in Ecuador. Das Team um den Wissenschaftler aus dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung zieht aus dem Ergebnis weit reichende Schlüsse: Da früchtefressende Fledermäuse in tropischen Regenwäldern eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Samen spielen, komme den Salzlecken eine große Bedeutung für die pflanzliche Artenvielfalt zu. Die Studie ist in der "online"-Zeitschrift Research Letters in Ecology erschienen.

    Die Forscher fingen für ihre Untersuchung Fledermäuse an Salzlecken und an anderen zufällig ausgewählten Standorten im ecuadorianischen Regenwald. Dabei zeigte sich, dass deutlich mehr Weibchen an Salzlecken gefunden wurden als Männchen. Nahezu alle gefangenen Weibchen waren entweder trächtig oder hatten säugende Jungen. Und bei den meisten Flattertieren an den Salzlecken handelte es sich um früchtefressende Fledermäuse.

    Die Wissenschaftler folgern daraus, dass die Fledermäuse gezielt mineralstoffreiches Wasser oder Lehm zu sich nehmen, um die eigene Milchproduktion zu erhöhen und das Knochenwachstum der Jungen zu fördern. In den Regenwäldern des Amazonasgebietes in Südamerika sind die Böden generell mineralstoffarm, Pflanzenfresser haben es daher besonders schwer, die nötigen Spurenelemente wie beispielsweise Kalzium zu sich zu nehmen. Übrigens sind auch Menschen auf die Idee gekommen, ihren Mineralienbedarf so zu decken. "Ureinwohner aus Südamerika oder Afrika konsumieren Lehm von so genannten Mineral- oder Salzleckstellen während der Schwangerschaft", berichtet Voigt. Zum Teil werde dieser Lehm auf Märkten verkauft.

    Der hohe Anteil von früchtefressenden Fledermäusen an Salzlecken hat nach Ansicht von Christian Voigt noch einen weiteren wichtigen Effekt: "Diese Wasserstellen erfüllen eine wichtige Funktion in der Ökologie der Regenwälder." Als Mineralienquelle für die Fortpflanzung samenverbreitender Fledermäuse wirken sich Salzlecken positiv auf die Populationsdichte der Fledermäuse aus und dies könnte die pflanzliche Artenvielfalt im Regenwald durch vermehrte Samenverbreitung erheblich beeinflussen.

    Für weitere Information kontaktieren sie bitte Dr. Christian C. Voigt (voigt@izw-berlin.de)


    Weitere Informationen:

    http://www.hindawi.com/journals/rleco/raa.34212.html Originalarbeit


    Bilder

    Rotmazama-Hirsch und Fledermaus an Salzlecke im ecuadorianischen Amazonasregenwald. Beide Tiere nehmen an der Salzlecke Mineralien zu sich, um ihren Mineralstoffbedarf zu decken
    Rotmazama-Hirsch und Fledermaus an Salzlecke im ecuadorianischen Amazonasregenwald. Beide Tiere nehm ...
    (Foto: John Blake)
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).