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19.11.2007 14:11

Nord- und Ostsee werden wärmer

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

    Temperaturdaten von Nord- und Ostsee aus mehr als Hundert Jahren belegen Klimawandel. IOW und TU Dänemarks weisen Anstieg um 1,4 Grad im sommerlichen Oberflächenwasser nach.

    Anchovis, Meerbarbe, vereinzelt sogar Schwertfisch -
    diese typischen Arten aus dem Mittelmeer oder dem Golf von Biskaya
    finden sich immer häufiger in den Netzen von Ostseefischern. Zufall oder
    Folge einer Erwärmung der Ostsee? lautet die Frage. Für eine Antwort
    analysierten Forscher vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung
    Warnemünde (IOW) und von der Technischen Universität Dänemarks (DTU) in
    Kopenhagen, Temperaturdaten aus 140 Jahren. Insgesamt vier Messreihen
    dokumentieren Temperaturen an der Wasseroberfläche in vier küstennahen
    Gebieten der Nord- und Ostsee: vor den Niederlanden (Marsdiep), vor
    Norwegen (Torungen) und Dänemark (Skagen in der Nordsee und Christiansoe
    in der Ostsee). Die Daten sind von 1861 beziehungsweise von 1880 an
    täglich von Feuerschiffen unter definierten Bedingungen erhoben worden.

    "In der Fachwelt wusste man, dass solche belastbaren Langzeitdaten
    existieren", sagt Dr. Doris Schiedek vom IOW, "doch bis auf die
    holländische Messreihe hat sie noch niemand unter dem Gesichtspunkt
    eines möglichen Klimawandels ausgewertet." Gemeinsam mit ihrem Kollegen
    aus Kopenhagen, Prof. Dr. Brian MacKenzie publizierte die Biologin Dr.
    Schiedek diese Erkenntnisse im Fachblatt "Global Change Biology",
    Heft 13 (2007).

    Was erbrachte die Analyse der Daten? Sie offenbaren zum einen, dass
    bereits in den vergangenen Jahrzehnten Klimaschwankungen aufgetreten
    sind, mit einer warmen Periode um 1940-50. Seit Mitte der achtziger
    Jahre des 20. Jahrhunderts ist jedoch ein Anstieg der
    Wassertemperaturen, vor allem in den Sommermonaten, festzustellen, der
    nach Auskunft von Schiedek alles übertreffe, was bisher gemessen wurde.
    "In der Zeit von 1985 bis 2000 ist der Mittelwert der Wassertemperatur
    in den Monaten Juli bis September um insgesamt 1,4 Grad gestiegen."
    Damit ist der Anstieg dreimal so hoch wie die vom UNO-Klimabericht
    prognostizierte globale Erwärmungsrate von 0,03 Grad pro Jahr.
    Dr. Schiedek: "Auch der UNO-Klimarat hat darauf hingewiesen, dass Europa sich
    schneller erwärmt als die Erde als Gesamtheit und dass sich der
    Temperaturanstieg in den letzten 12 Jahren beschleunigte. Unsere
    Ergebnisse korrespondieren also mit diesen Einschätzungen." Die Auswertungen der Langzeitdaten aus Nord- und Ostsee zeigten nach den Worten von Dr.
    Schiedek neben dem ausgeprägten Temperaturanstieg, auch die Zunahme
    extrem warmer Sommer und ebenso extrem milder Winter.

    Was bedeutet die Erwärmung für das Leben in der Ostsee? Ein Anstieg der
    mittleren Wassertemperatur von 1,4 Grad im Sommer mutet zunächst nicht
    sehr dramatisch an, sagt Doris Schiedek. Doch viele Lebewesen seien nun
    einmal an kältere Temperaturen angepasst. Mit dem Temperaturanstieg
    kämen diese Arten an ihre Anpassungsgrenze. Eine Rolle spielen zudem der
    geringe Salzgehalt der Ostsee und nach wie vor auch der Eintrag von
    Schadstoffen. Bei einem weiteren Temperaturanstieg - der Weltklimarat
    prognostiziert ihn für die nächsten 100 Jahre mit bis zu sechs Grad -
    rechnen Biologen mit einer deutlich veränderten Artenzusammensetzung in
    der Ostsee. Dafür spreche nach Auskunft von Dr. Schiedek schon jetzt die
    Zunahme von Fischen aus wärmeren Gefilden im Fang.

    Kontakt: Dr. Doris Schiedek, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde
    email: doris.schiedek@io-warnemuende.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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