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Wissenschaft
Vortrag und Diskussion an der Hochschule München mit Hans-Peter Dürr,
Manfred Max-Neef und Nicanor Perlas
Sie kommen aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt und völlig verschiedenen Fachrichtungen. Der eine ist ein Physiker aus Deutschland, der zweite ein philippinischer Soziologe und der dritte, ein Chilene, hat sich der Ökonomie verschrieben. Doch eine Sache verbindet Hans-Peter Dürr, Manfred Max-Neef und Nicanor Perlas über alle Grenzen hinweg: Sie wollen Missstände wie bittere Armut und Umweltzerstörung nicht einfach so hinnehmen. Aufgrund ihres Engagements für eine lebenswertere, gerechtere Welt sind sie alle Träger des "Right Livelihood Award", besser bekannt unter dem Namen Alternativer Nobelpreis. Der "Right Livelihood Award" wird seit 1980 an Personen, Organisationen und Repräsentanten von Initiativen vergeben, die sich für menschenwürdige Lebensbedingungen einsetzen.
Die Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften der Hochschule München und das Nord-Süd-Forum haben die Pioniere der nachhaltigen Entwicklungsarbeit zu einem Vortrag mit anschließender Diskussion nach München geholt. Unter dem Titel "Zukunft Denken!" sprechen Dürr, Max-Neef und Perlas darüber, wie sich visionäre Ideen in konkreten Projekten verwirklichen lassen. Die Veranstaltung wird von dem Politikwissenschaftler und Journalist Gesko von Lüpke moderiert.
Zeit: Mittwoch, 5. Dezember 2007, 14.00 bis 17.30 Uhr
Ort: Hochschule München, Campus Pasing, Am Stadtpark 20, Raum 108, 81243 München
Interessenten werden gebeten, sich bei Prof. Dr. Susanne Elsen per E-Mail anzumelden: elsen@hm.edu
Hans-Peter Dürrs Lebenswerk schmückt nicht nur die Auszeichnung des Alternativen Nobelpreises. Dürr ist auch Träger des Friedensnobelpreises, den der Physiker 1995 gemeinsam mit der wissenschafts- und forschungskritischen internationalen Gruppe "Pugwash" erhielt. Bereits 1987 gründete Dürr die Initiative Global Challenges Network mit dem Ziel, durch Vernetzung von allen gesellschaftlichen Kräften vorausschauende Weichen für einen dauerhaften Frieden weltweit zu stellen. Bis 1997 war Dürr Direktor am Max-Planck-Institut für Physik in München und in diesem Amt Nachfolger von Werner Heisenberg.
Eine große Karriere in der Industrie hätte Manfred Max-Neef bevor gestanden wäre er nicht so ein gesellschaftskritischer Geist. Nach seinem Studium arbeitete der Wirtschaftsingenieur und Wirtschaftswissenschaftler in den 50-er Jahren für den Ölkonzern Shell. Doch bereits 1957 wandte Max-Neef sich von der Industrie ab und den Problemen der Armen in Entwicklungsländern zu. Der deutschstämmige Chilene erforschte die Prinzipien der Selbsthilfe, Eigenorganisation und Kooperation in armen Gemeinschaften. Nachdem er jahrelang bei armen Kleinbauern und indianischen Gemeinschaften "in die Lehre gegangen" war, entwickelte er den Ansatz der Barfuß-Ökonomie, was soviel bedeutet wie: Probleme zusammen mit den Leuten vor Ort lösen. "Ich habe erkannt, dass sämtliche Wirtschaftstheorien, die ich kannte, wertlos sind, wenn man der Armut ins Gesicht guckt. Ich glaube, es wäre gut, wenn Ökonomen, ehe sie promovieren, ein Jahr lang ohne einen Cent in einem Armutsviertel überleben müssten", sagt Max-Neef.
Zu einer Schlüsselfigur im Bemühen um eine partizipative Gestaltung der Globalisierung auf allen gesellschaftlichen Ebenen wurde Nicanor Perlas. Der Berater für Nachhaltige Entwicklung bei den Vereinten Nationen erhielt den Alternativen Nobelpreis 2003 gemeinsam mit Walden Bello für Beiträge zur Aufklärung der Zivilgesellschaft über die Auswirkungen der Globalisierung. Bereits als 18-jähriger beschloss der Sohn einer wohlhabenden Familie sein Leben dem Kampf gegen die Armut zu widmen. Heute, 40 Jahre später, hat der Soziologe und Agrarwissenschaftler viel für die Verbesserung der Lebenssituation der ärmsten Menschen erreicht. 2003 gründete Perlas das Bankensystem Lifebank, das Mikrokredite an arme Familien vergibt und auf diese Weise das Überleben Tausender Kleinbauern sichert. Das Programm unterstützt bereits über 55.000 Familien und soll in den nächsten Jahren auf eine Million Familien ausgeweitet werden. Bei aller Freude über die Erfolge seiner Mission weiß Perlas, dessen Feinde ihn lieber tot sehen würden, auch: "Wer sich dem Kampf für eine bessere Welt verschreibt, kann kein normales Leben leben."
Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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