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Wissenschaft
Nr. 357
Körperbildtherapie hilft, sich mit dem eigenen Körper anzufreunden
Für ihre herausragende wissenschaftliche Arbeit zum Thema Essstörungen wurde Dr. Silja Vocks (Arbeitseinheit Klinische Psychologie und Psychotherapie der Ruhr-Universität) mit dem Forschungspreis 2007 der Christina-Barz-Stiftung ausgezeichnet. Mit dem Preis, der mit 30.000 Euro dotiert ist, würdigte die Stiftung ihre langjährigen Forschungsarbeiten zu den Grundlagen von Essstörungen und zur Entwicklung einer Körperbildtherapie. Bei der Körperbildtherapie werden Patientinnen unter anderem mit ihrem Spiegelbild konfrontiert und lernen, sich nach und nach wieder mit sich selbst anzufreunden. Mehrere Studien belegten die Wirksamkeit der Therapie. Der Christina-Barz-Preis wurde Dr. Vocks beim diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde in Berlin verliehen.
Mit dem eigenen Körper auf Kriegsfuß
Menschen mit Essstörungen stehen mit ihrem Körper auf Kriegsfuß. Sie überschätzen ihre Körpermaße, empfinden sich selbst gegenüber negative Gefühle wie Angst oder Ekel, plagen sich mit negativen Gedanken und Verhaltensweisen. So messen und wiegen sie sich ständig und verstecken ihren Körper vor anderen. Um diesem Problem auf den Grund zu gehen, konfrontierte Dr. Silja Vocks in einer ihrer Studien essgestörte und gesunde Frauen vor und nach einer Psychotherapie 40 Minuten vor dem Spiegel mit ihrem Körper. Währenddessen wurden alle zehn Minuten physiologische Parameter - Herzfrequenz, Hautleitfähigkeit und der Spiegel des Stresshormons Kortisol - gemessen. Außerdem wurden die Studienteilnehmerinnen nach ihren Emotionen und Gedanken befragt.
Wie die Körperbildtherapie hilft
Während die physiologischen Parameter bei beiden Gruppen gleich waren und blieben, hatten essgestörte Frauen erwartungsgemäß wesentlich stärker ausgeprägte negative Gefühle und Gedanken gegenüber ihrem Körper als Gesunde. Diese Reaktionen ließen aber nach, je länger sich die Probandinnen im Spiegel betrachteten. Bei einer wiederholten Messung nach Beendigung einer umfassenderen Therapie verstärkte sich der Effekt noch weiter. "Dieses Ergebnis zeigt, dass die Konfrontation mit dem eigenen Körper als Unterstützung einer Therapie gegen Essstörungen Sinn macht", folgert Silja Vocks. Sie bietet seit 2003 an der Ruhr-Universität verhaltenstherapeutische Körperwahrnehmungskurse für Frauen mit Essstörungen an, in denen die Teilnehmerinnen lernen, sich wieder mit ihrem Körper anzufreunden und ihn nicht mehr als Feind zu begreifen. Verschiedene wissenschaftliche Studien belegen den Erfolg dieser Therapie: So verbessert sich hierdurch nicht nur die Einstellung zum eigenen Körper, sondern auch das gestörte Essverhalten wird reduziert und das allgemeine Selbstwertgefühl gesteigert.
Welche Hirnbereiche beteiligt sind
Um den Zusammenhang zwischen dem negativen Körperbild und Essstörungen weiter zu untersuchen, ermittelte die Psychologin in einer weiteren Studie, welche Hirnbereiche bei Gesunden und Essgestörten bei der Betrachtung des dem eigenen Körpers aktiv sind und wie diese durch eine gezielte Therapie günstig beeinflusst werden können. Sie nutzte dazu die funktionelle Kernspintomographie. Die Studienergebnisse werden im Jahr 2008 veröffentlicht.
Weitere Informationen
Dr. Silja Vocks, Fakultät für Psychologie an der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, E-Mail: silja.vocks@rub.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Personalia
Deutsch
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