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26.11.2007 11:35

Neue Erkenntnisse zur Evolution bakterieller Krankheitserreger

lic. phil. Christoph Dieffenbacher Öffentlichkeitsarbeit
Universität Basel

    Für die Infektiösität vieler bakterieller Krankheitserreger sind Sekretionssysteme vom Typ IV von zentraler Bedeutung. Diese Art von Nanomaschinen injizieren als supramolekulare Nadeln Virulenzproteine in infizierte Wirtszellen, vermitteln aber auch den Austausch von Virulenzgenen zwischen verschiedenen Bakterienarten. Wissenschaftler am Biozentrum der Universität Basel haben im Rahmen eines internationalen Forschungsprojekts eine bisher unbekannte Funktion dieser Nanomaschinen entdeckt: Die Typ-IV- Sekretionssysteme ermöglichen es den Bakterien, sich besser an ihre Wirtsorganismen anzupassen. Diese Erkenntnisse sind bedeutsam für das Verständnis der Evolutionsgeschichte bakterieller Krankheitserreger und eröffnen weiterhin erfolgversprechende Perspektiven für die Entwicklung neuer Antiinfektiva. Die Forschungsergebnisse wurden am 25. November 2007 in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift "Nature Genetics" publiziert.

    Bakterielle Krankheitserreger benötigen spezifische Virulenzfaktoren, um ihre Wirtsorganismen erfolgreich infizieren zu können. Das daraus resultierende Spektrum unterschiedlicher Wirte, das von einem bestimmen Erreger infiziert wird, kann sich im Lauf der Zeit stetig ändern. Dieser evolutionäre Prozess wird als Wirtsanpassung bezeichnet. Derselbe Anpassungsprozess kann auch dazu führen, dass sich das Virulenzpotenzial eines bakteriellen Erregers für einen bestimmten Wirt reduziert. Bisher weitgehend unbekannt waren die genetischen und molekularen Gegebenheiten, die dieser Wirtsanpassung zu Grunde liegen.

    Die Bakterien-Gattung Bartonella umfasst eine Gruppe eng verwandter Erreger, die den Menschen und andere Säugetiere infizieren, die aber hinsichtlich ihres Virulenzpotenzials und ihrer Anpassungsfähigkeit an neue Wirtsorganismen charakteristische Unterschiede aufweisen. Die Forschungsgruppen um Christoph Dehio, Professor am Biozentrum, und Stephan Schuster, früher Gruppenleiter am Max-Planck-Institut in Tübingen und heute Professor an der PennState University in Pennsylvania, haben nun einige der Faktoren entdeckt, die für die Wirtsanpassung dieser Erreger verantwortlich sind.

    Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die Eigenschaft von Bartonella, sich an Wirtsorganismen anpassen zu können, von bestimmten Typ-IV-Sekretionssystemen vermittelt wird. Die Sekretionssysteme verschiedener Erregerarten erweisen sich nur als geringfügig variabel, während die dadurch in Wirtszellen eingespritzten Virulenzproteine hochgradig variabel sind und somit die spezifische Anpassung an den jeweiligen Wirt zu vermitteln scheinen. Die Wirkungsweise der einzelnen Virulenzfaktoren ist noch nicht vollständig bekannt.

    Die neuen Befunde unterstreichen die zentrale Bedeutung der Typ-IV-Sekretionssysteme für bakterielle Infektionen. Aufgrund ihrer geringen Variabilität könnten diese Nanomaschinen erfolgversprechende Ansatzpunkte für die Entwicklung neuartiger Antiinfektiva darstellen.

    Originalbeitrag
    Henri L Saenz, Philipp Engel, Michèle C Stoeckli, Christa Lanz, Günter Raddatz, Muriel Vayssier-Taussat, Richard Birtles, Stephan C Schuster & Christoph Dehio.
    Genomic analysis of Bartonella identifies bacterial type IV secretion systems as host adaptability factors.
    Nature Genetics. Published online 25 November 2007, doi: 10.1038/ng.2007.38

    Weitere Auskünfte
    Prof. Christoph Dehio, Biozentrum der Universität Basel, Tel. +41 (0)61 267 21 40, E-Mail: christoph.dehio@unibas.ch


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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