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Wissenschaft
Reichspatentsammlung nach Chemnitz zurueckgekehrt
CHEMNITZ. In den letzetn Wochen rollten acht Lastzuege aus Berlin kommend in den Hof der Technischen Universitaet Chemnitz-Zwickau. Auf deren Ladeflaeche geballtes Wissen: ueber 200 Paletten, hochbepackt mit Patentschriften. Mehr als 120 Tonnen Papier gelangten so nach Chemnitz. Bei der Teilmenge von immerhin 20 Tonnen handelt es sich um die Heimkehr der Sammlung der Reichspatente von 1877 bis 1945. Die Chemnitzer Patentauslegestelle, Vorgaengerin des jetzigen zur Universitaetsbibliothek gehoerenden Patentinformationszentrums, war unmittelbar nach Verabschiedung des deutschen Patentgesetzes im Jahre 1877 begruendet worden und verfuegte bei Kriegsende ueber die lueckenlose Sammlung von insgesamt 768.160 Patentdokumenten. Nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg und infolge der Grenzziehung quer durch Deutschland sah die DDR sich zur Bildung einer eigenen zentralen Patentsammlung genoetigt. So kam es, dass die Chemnitzer Sammlung nach Berlin abgegeben werden musste. Die Rueckgabe war schon im August 1993 vom damaligen Praesidenten des Muenchener Patentamtes, Prof. Erich Haeusser, anlaesslich eines Besuchs in Chemnitz, zugesagt worden. Wenig spaeter wurde Petra Zimmermann, die Leiterin des Chemnitzer Patentinformationszentrums, von weiteren Offerten aus Berlin ueberrascht: Die gesamten Bundespatente von 1950 bis 1993 waren zu haben, und obendrein die Sammlung der Gebrauchsmuster. Insgesamt drei Millionen Dokumente betraegt der Zugang. Der Bestand wird sich damit auf sechs Millionen verdoppeln. "Dieses Material schliesst bei uns eine grosse Luecke", strahlt Petra Zimmermann, "und da kann man nicht nein sagen. Schon gar nicht, wenn man den Gewinn fuer die Region bedenkt". Dabei waere ein Nein aus finanziellen Gruenden durchaus verstaendlich gewesen. Sponsoring, so Dr. Hermes, der Direktor der Universitaetsbibliothek, sei schwer zu bekommen in den Zeiten leerer Kassen. Um so dankbarer sind die Verantwortlichen daher fuer den Einsatz der Gesellschaft der Freunde der Technischen Universitaet Chemnitz-Zwickau e.V.. Mit einem beachtlichen Betrag hat die Gesellschaft die Rueckfuehrung des Ur-Chemnitzer Bestandes an Reichspatenten finanziert. Insgesamt 239 Paletten mit technischen Know-How sind jetzt eingelagert. "In den letzten Tagen musste unsere Berliner Vertragsfirma Sonderschichten fahren", berichtet Petra Zimmermann. Der Grund: Das ehemalige Patentamt in der Berliner Mohrenstrasse wurde bis Ende Juni beraeumt. "Was wir nicht geholt haetten, waere unweigerlich in den Entsorgungscontainer gewandert". Aber alles ging gut, und die neuen Eigentuemer in der Mohrenstrasse uebernahmen planmaessig leere Raeume. Neuer Eigentuemer wird das Bundesjustizministerium. Die Bonner Politiker draengen auf ihren Einzug. Vorher wird umgebaut - ohne jegliches Pardon fuer Patente. In der Universitaetsbibliothek gibt es bereits Konzepte zur Bereitstellung der neu erworbenen Dokumente. Unverzichtbar ist eine neue Unterbringung des Patentinformationszentrums. "Wir planen eine Art Umzugskarussell", erklaert Dr. Hermes. "Wenn alles nach Plan laeuft, kommen die Patente an den Standort Strasse der Nationen. Unsere Normensammlung ist schon da".
Weitere Informationen erteilt Dr. Hans-Joachim Hermes, Tel. 0371/531-1283.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Elektrotechnik, Energie, Maschinenbau, Mathematik, Physik / Astronomie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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