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14.12.2007 10:37

Beim Sterben begleiten

Eberhard Scholz Pressestelle
Universität Bremen

    Bremer Abschlussarbeit untersucht Motivationen ehrenamtlicher Hospizmitarbeiterinnen und -mitarbeiter.

    Das Thema "Sterben und Tod" aus der gesellschaftlichen Tabuzone holen: Dieser Aufgabe stellt sich die Hospizbewegung. Der Begriff "Hospiz" steht für das Konzept, unheilbare Kranke auf ihrem letzten Lebensabschnitt würdevoll zu begleiten Das geschieht stationär oder ambulant. Eingebunden sind dabei Freiwillige, die ehrenamtlich Sterbebegleitung anbieten und durchführen. Mit dieser Gruppe hat sich Iris Kirschberger in ihrer Examensarbeit "Zur Motivation ehrenamtlicher HospizmitarbeiterInnen" im Studiengang Public Health an der Universität Bremen beschäftigt. Ziel ihrer qualitativen Untersuchung war es herauszufinden, welche Motive dem ehrenamtlichen Engagement im ambulanten Hospizdienst zugrunde liegen und inwieweit diese biographisch verankert sind. Darüber hinaus sollte die Frage beantwortet werden, welche Bereicherungen und Belastungen aus dieser Arbeit und der ständigen Konfrontation mit dem Thema "Sterben und Tod" resultieren und auf welche Art und Weise die ehrenamtlichen Hospizmitarbeiterinnen und -mitarbeiter mit möglichen Belastungen umgehen. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie: das Engagement erfolgt aufgrund persönlicher und beruflicher - positiver oder negativer - Erfahrungen mit dem Tod. Belastend erleben die freiwilligen Helferinnen und Helfer Situationen, wenn sie nicht wissen, ob ihre Begleitung erwünscht ist. Gleichzeitig erfahren sie durch die Tätigkeit in der Sterbebegleitung einen bewussteren Umgang mit dem eigenen Leben.

    Für Würde im Sterben

    Für ihre Abschlussarbeit führte Iris Kirschberger "narrative Interviews" durch, sie wählte also eine sehr offene Interviewform, in der die interviewte Person sehr viel Raum hatte, ihre subjektive Meinung und biographischen Erfahrungen einzubringen. Die Ergebnisse zeigen, dass viele Hospizmitarbeiter sich aus persönlichen, zumeist positiven Erfahrungen mit dem Thema "Sterben und Tod" für ihre Tätigkeit entscheiden. Aber auch berufliche, zumeist negative Erfahrungen beim Umgang mit sterbenden Menschen - etwa im Krankenhaus - wurden gemacht, und die Ehrenamtlichen möchten sich der Würdelosigkeit des Sterbens durch persönlichen Einsatz entgegenstellen. Aus den jeweiligen ganz unterschiedlichen Erfahrungen entwickelte sich der Wunsch, die Hospizarbeit zu nutzen, um zum Beispiel den eigenen Standpunkt zu Sterben und Tod zu reflektieren und möglicherweise zu verändern, praktische Kompetenzen im Umgang mit sterbenden Menschen bzw. im Todesfall zu erlernen oder die zukünftige Hospizversorgung, die man selber eventuell in Anspruch nehmen möchte, zu sichern.

    Diese Motive und Ziele haben sich oft über einen längeren Zeitraum entwickelt, benötigten dann aber einen externen Anlass, wie einen Zeitungsartikel über einen Hospizdienst oder ein Gespräch mit bereits aktiven Ehrenamtlichen, um tatsächlich in die Tat umgesetzt zu werden. Alle Interviewpersonen erleben die Hospizarbeit als eine Bereicherung. Die intensive Konfrontation mit dem Sterben führt zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben.

    Belastungen und Supervision

    Aber es gibt durchaus belastende Aspekte in der Hospizmitarbeit: Fehlt beispielsweise die Kommunikationsbasis mit dem zu begleitenden Menschen, dann verunsichert das. Die Hospizmitarbeiter wissen nicht, ob sie richtig handeln und den Wünschen der zu begleitenden Personen nachkommen. Ein weiterer wichtiger Aspekt in diesem Kontext ist die fehlende Möglichkeit, sich von der zu begleitenden Person vor deren Tod oder zumindest während der Beisetzung zu verabschieden. Dieser Belastungsfaktor wird mit einer wichtigen Bewältigungsstrategie aufgefangen, nämlich in Form persönlicher Abschiedsrituale, wie das Aufstellen einer Kerze. Persönlicher Glaube oder die persönliche Spiritualität, aber auch der Glaube an ein Leben nach dem Tod wirken entlastend.

    Der wichtigste Aspekt bei der Bewältigung von Belastungen oder Konflikten ist aber die Supervision, die einmal monatlich stattfindet und zu der jeder aktive ehrenamtliche Hospizmitarbeiter verpflichtet ist. In diesem Rahmen sollen Konflikte und Belastungen aufgefangen, bearbeitet und gelöst werden, bevor sie sich "unkontrolliert" manifestieren.

    Weitere Informationen:

    Universität Bremen
    Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften
    Studiengang Public Health
    Iris Kirschberger
    E-Mail: IrisKirschberger@web.de
    Tel. 04223 1858


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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