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22.08.1997 00:00

Computer prüft Unterschriften

Dr. Wolfgang Hirsch Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    FSU-Mediendienst

    Computer-System prueft Unterschriften

    Jena (22.08.97) Kann moderne Rechentechnik erkennen, ob eine Unterschrift echt ist? - Kollege Computer kann, wie so vieles, auch das. Ganz so leicht faellt es ihm allerdings nicht, handelt es sich doch bei einer Unterschrift nicht um einen normierten Zeichensatz, der immer wieder identisch reproduziert wird, sondern lediglich um einen ,typischen Kurvenzug", der von Mal zu Mal recht unterschiedlich ausfaellt. Prof. Dr. Klaus Voss vom Institut fuer Informatik der Jenaer Uni hat gemeinsam mit dem hiesigen mittelstaendischen DAKO EDV-Ingenieur- und Systemhaus ein Programm entwickelt, das im Bankwesen die Unterschriften auf Formularen und Dokumenten automatisch prueft. Noch in diesem Jahr soll es in der Praxis zum Einsatz kommen.

    ,Wenn wir bei zwei Unterschriften mehr als 95 Prozent UEbereinstimmung feststellen, ist eine mit Sicherheit gefaelscht", erlaeutert Voss. Dann naemlich handelt es sich wohl um eine durchgepauste Kopie. Niemand unterschreibt immer gleich. Mal ist der Aufstrich laenger, mal sind die Boegen schwungvoller, mal die Buchstaben gedraengter - wie immer entscheidet die Tagesform. Dennoch kann jedes Kind, erst recht ein erfahrener Bankangestellte, zwei Autographen ziemlich sicher vergleichen. Das Dilemma des Informatikers Voss dabei: ,Wir wissen letztlich nicht, wie der Mensch das macht." Am Lehrstuhl fuer Digitale Bildverarbeitung erarbeitete er deshalb mit seinem Team einen Kriterienkatalog, der sich in Rechnerbefehle uebersetzen laesst und in einem ,parametergesteuerten Verfahren mit hoher Sicherheit Aussagen trifft". Immerhin in 80 Prozent der Faelle traut sich der Computer ein Votum zu. Wenn er die gescannte Kundenunterschrift mit dem im elektronischen Archiv abgespeicherten ,Original' vergleicht, liegt seine Irrtumsrate nur bei ein bis zwei Prozent.

    Fuer das Elektronenhirn ist das Unterschriftenfeld auf Schecks oder UEberweisungen nur ein rechteckiger Speicherbereich aus etwa 300 mal 100 Bildpunkten, denen es ein Datensatz aus ganzzahligen Koordinaten und Grauwerten zuordnet. Allein die Anzahl der dunklen Punkte - jeweils 1000-3000 pro Unterschrift - ist allein aber noch kein Vergleichskriterium. Rund 40 weitere Merkmale werden binnen einer Sekunde verglichen, etwa das Verhaeltnis von Hoehe zu Breite der Signatur oder die sogenannten elliptischen Koordinaten. ,Wir haben ueber 400 Merkmale an etlichen 10.000 Probenpaaren getestet, bis wir einen einigermassen zuverlaessigen Kriterienkatalog zusammen hatten", erlaeutert Voss das empirisch gestuetzte Arbeitsverfahren. Sein Software-System DIAS - Digital Image Analyse System - diente dabei quasi als elektronischer Werkzeugkoffer. ,Irgendwelche Informationen findet man immer heraus, aber entscheidend ist es, die relevanten herauszufiltern", erklaert der Professor.

    Die Forschung auf seinem Arbeitsgebiet steht praktisch erst am Beginn. Fuer Mustererkennung, Signalverarbeitung, Bildanalyse und -verbesserung stehen immer noch zu wenig fundierte Grundlagenerkenntnisse zur Verfuegung. Superschnelle Rechentechnik allein loest das Problem nicht, sondern ,wir brauchen bessere Ideen", sagt Voss. Immerhin loest er - wie im juengsten Projekt - bereits Aufgaben, die rechentechnisch vor zehn Jahren noch voellig unvorstellbar schienen. Immer dringender werden etwa fuer moderne bildgebende Analyseverfahren automatische Auswertesysteme verlangt. Zum Beispiel in der Medizin oder in den Materialwissenschaften wird das Expertenauge der Datenflut nicht mehr Herr. Und mit den technischen Moeglichkeiten wachsen die Anforderungen weiter.

    Heere von Bankangestellten werden wegen des neuen Programms wohl nicht in die Arbeitslosigkeit entlassen, hofft der Informatiker Voss. Denn erstens loest ,Kollege Computer' nur vier von fuenf Faellen, und zweitens muss er ja auch noch kompetent bedient werden. Nur die ermuedende Arbeit, fuer jeden Vorgang in der Kundendatei blaettern zu muessen, bleibt den Bankern nun meistens erspart. Nicht immer, denn bei jeder groesseren Geldtransaktion gilt auch weiter der traditionelle Weg.

    Kontakt: Prof. Dr. Klas Voss Tel.: 03641/38689


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Informationstechnik
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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