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Wissenschaft
Studie zur Einbindung psychosozialer Aspekte in Entlassungsberichte am Klinikum rechts der Isar gestartet
Eine Krebserkrankung schwächt nicht nur den Körper: Man schätzt, dass mehr als ein Viertel aller Krebspatienten unter behandlungsbedürftigen psychosozialen Belastungen leiden. Dennoch erwähnen die meisten Krankenhausärzte psychosoziale Aspekte in ihren Entlassungsberichten häufig nicht. Das gilt auch dann, wenn der Patient im Krankenhaus psychoonkologisch betreut wurde.
Ein Projekt der Psychosomatischen Klinik am Klinikum rechts der Isar der TU München geht nun der Frage nach, ob sich die Qualität der Versorgung und die Zufriedenheit von Patienten und Ärzten verbessern lassen, wenn der stationäre Entlassungsbericht, den der niedergelassene Arzt vom Krankenhaus bekommt, systematisch um einen psychoonkologischen Befund ergänzt wird. Die Untersuchung, an der auch die Abteilung Sozialmedizin der Universität Leipzig (Leiter: Prof. Reinhold Schwarz) mitwirkt, wird von der Deutschen Krebshilfe über drei Jahre mit insgesamt rund 400.000 Euro gefördert.
Konzentrierter Inhalt: Fragebogen und Textbausteine
Bevor die Studie beginnen kann, müssen zunächst die beiden Herzstücke der Untersuchung erstellt werden: Ein Interviewleitfaden, mit dessen Hilfe der behandelnde Arzt den psychosozialen Zustand seines Patienten nicht nur möglichst objektiv, umfassend und valide, sondern auch in sehr kurzer Zeit erfassen kann, liegt bereits vor. Der Psychoonkologe Prof. Peter Herschbach, der die Studie leitet, erläutert: "Der Erhebungsbogen ist sehr überschaubar konzipiert: Es werden insgesamt nur sechs Bereiche mit jeweils fünf unterschiedlichen Belastungsstufen abgefragt. Doch gerade die Konzentration auf das Wesentliche ist oft besonders schwierig - daher stecken in dem Fragebogen auch die Ergebnisse jahrelanger Arbeit."
In den kommenden Monaten werden nun die Mitarbeiter des Projekts aussagekräftige individuelle Textbausteine erstellen, die möglichst genau den psychischen Zustand des Patienten wiedergeben. Diese Bausteine sollen dann nach Ausfüllen des Fragebogens automatisch in den Entlassungsbericht übernommen werden.
Erprobung des Konzepts ab Frühjahr
Sobald die Textbausteine vorliegen, kann ab Frühjahr 2008 in einer vergleichenden Studie überprüft werden, ob die Erweiterung der Entlassbriefe in der geplanten Form die Versorgung der Patienten verbessert. Dazu werden mehrere hundert Entlassungsberichte mit Informationen über den psychosozialen Zustand urologischer Krebs-Patienten an niedergelassene Ärzte versandt. Kooperationspartner in München sind die Urologischen Kliniken am Klinikum rechts der Isar (Leitung Prof. Gschwend) und am Städtischen Krankenhaus Harlaching (Leitung Prof. Chaussy). Verglichen werden diese Briefe mit den kliniküblichen Entlassungsberichten. Nach einigen Wochen wird dann jeweils der behandelnde Arzt telefonisch befragt, ob er die Informationen nützlich fand. Kurz darauf wird auch der betroffene Patient nach seinen Eindrücken gefragt.
Prof. Herschbach beschreibt das Ziel des Projekts: "Wir wünschen uns, dass die Arbeit der Psychoonkologen noch deutlichere Auswirkungen hat, als das momentan der Fall ist. Denn dass der psychoonkologische Befund ebenso zur Gesamtbehandlung des Patienten gehört wie die somatischen Befunde, wird leider viel zu oft bei der Kommunikation zwischen dem stationären und dem ambulanten Sektor ignoriert. Irgendwann sollte es ganz normal sein, dass in jedem Entlassungsbericht ein Abschnitt zu diesem Bereich enthalten ist. Und jeder Arzt sollte das dann schon während seines Studiums so gelernt haben."
Kontakt:
Klinikum rechts der Isar der TU München
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tanja Schmidhofer
Tel.: 089/4140 2046
Fax: 089/4140 7709
E-mail: schmidhofer@lrz.tum.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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