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07.01.2008 09:33

Uni Bonn gründet NRW-weit erstes universitäres Pharmazentrum

Frank Luerweg Abteilung Presse und Kommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Als erste Hochschule in Nordrhein-Westfalen hat die Universität Bonn ein interdisziplinäres Pharmazentrum gegründet. Ziel der Forscher ist es, die Entwicklung neuer Medikamente vom Labor bis zur Klinik voranzutreiben. Mehr als 20 Arbeitsgruppen aus Medizin und Pharmazie haben sich dieser Aufgabe verschrieben.

Der Weg von der Laborbank bis zur Apotheke ist lang: Zehn Jahre dauert es im Durchschnitt von der Entdeckung eines neuen Wirkstoffs bis zur Markteinführung. Wenn alles gut läuft. Denn allzu viele Erfolg versprechende Entdeckungen verstauben schließlich ungenutzt in irgendeiner Schublade. "Die Entwicklung neuer Arzneistoffe ist nichts für Einzelkämpfer", betont die Bonner Pharmazeutin Professor Dr. Christa Müller. "Ohne Kooperationen geht es nicht."

Wenn beispielsweise Genetiker auf eine Erbanlage stoßen, die bei der Entstehung einer Krankheit eine Rolle spielt, ist das zwar schön. Wenn es aber niemanden gibt, der diese Erkenntnis tatsächlich in einen Wirkstoff umsetzt, ist damit keinem Patienten geholfen. Eine halbe Milliarde Euro und mehr kann die Entwicklung eines Medikaments verschlingen. Nur ein entsprechend finanzkräftiges Unternehmen kann sich diese Investition leisten - vielleicht ein Grund, warum heute nur noch wenige Pharmaka das Siegel "made in Germany" tragen: Laut einer Studie der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2005 wurden nur sechs der weltweit 140 zugelassenen Wirkstoffe in deutschen Labors entwickelt - seinen Ruf als "Apotheke der Welt" hat Deutschland längst eingebüßt.

Ein weiterer Grund für diese magere Bilanz ist sicher auch die schlechte Vernetzung von Industrie und Grundlagenforschung hierzulande. Das neu gegründete Pharmazentrum der Universität Bonn will hier gegensteuern. Mehr als 20 Arbeitsgruppen aus Medizin und Naturwissenschaften werden künftig Hand in Hand an der Entwicklung neuer Medikamente arbeiten. "Uns geht es aber nicht nur um eine bessere hochschulinterne Vernetzung", erklärt Müllers Kollege Professor Dr. Alexander Pfeifer. "Wir möchten auch dafür sorgen, dass neue Wirkstoffe den Sprung in die klinische Anwendung schaffen. Heute finden die Universitäten oft schlicht keinen Partner aus der Industrie, der ein Patent zur Marktreife treiben kann und will."

Dabei sei die Ausgangslage dazu glänzend: "Zwischen Aachen, Düsseldorf und Bonn gibt zahlreiche Biotech-Unternehmen, die von der universitären Grundlagenforschung profitieren könnten", meint Pfeifer. Diese Kontakte wollen die Bonner Forscher ausbauen, aber auch verstärkt mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel- und Medizinprodukte (BfArM) kooperieren. Das BfArM ist unter anderem für Zulassung und Qualitätskontrolle neuer Medikamente zuständig.

Noch ist das Bonner Zentrum NRW-weit einzigartig. Das Beispiel könnte aber Schule machen. "Dank der Entschlüsselung des menschlichen Genoms rücken heute fast täglich neue Zielmoleküle in das Blickfeld der Pharmaforschung", betont Christa Müller. "Zusätzlich wächst die Erkenntnis, dass man viele Therapien individueller auf den jeweiligen Patienten zuschneiden muss. Für die pharmazeutische Forschung sind das ganz neue Herausforderungen, die sich nur durch Bündelung von Ressourcen und Know-how stemmen lassen."

Informationen zum neuen Pharmazentrum im Internet:
http://www.pharmazentrum.uni-bonn.de

Kontakt:
Professor Dr. Christa Müller
Pharmazeutisches Institut der Universität Bonn
Telefon: 0228/73-2301
E-Mail: christa.mueller@uni-bonn.de

Professor Dr. Alexander Pfeifer
Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Universität Bonn
Telefon: 0228/73-5411
E-Mail: alexander.pfeifer@uni-bonn.de


Weitere Informationen:

http://www.pharmazentrum.uni-bonn.de


Bilder

Ergänzung vom 07.01.2008

Sehr geehrte Damen und Herren,

in der obigen Pressemitteilung ist uns ein bedauerlicher Fehler unterlaufen. Statt "Laut einer Studie der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2005 wurden nur sechs der weltweit 140 zugelassenen Wirkstoffe in deutschen Labors entwickelt" muss es heißen "Laut einer Studie der Europäischen Kommission wurden nur sechs der weltweit im Jahr 2005 140 neu zugelassenen Wirkstoffe in deutschen Labors entwickelt". Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.

Viele Grüße aus Bonn

Frank Luerweg


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
überregional
Forschungsprojekte, Organisatorisches
Deutsch


 

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