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27.01.2008 12:55

Kaiser Ferdinands Privileg und Lichtenhainer Bierhumpen

Stephan Laudien Referat Öffentlichkeitsarbeit
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Dauerausstellung zum 450. Geburtstag der Universität Jena ab 28. Januar zu sehen

    Jena (27.01.08) Was verraten Ofenkacheln, Bierhumpen und ein Degen über die 450-jährige Geschichte der Universität Jena? Eine ganze Menge, sagt der Historiker Prof. Dr. Helmut G. Walther. Über 100 Gegenstände haben der Inhaber des Lehrstuhls für Mittelalterliche Geschichte und seine Mitarbeiter zusammengetragen, um die wechselvolle Geschichte der Alma Mater Jenensis von ihren Anfängen bis in unsere Tage zu dokumentieren. Die Ausstellung "Universitäres Leben im Collegium Jenense (1548 bis heute)" ist heute (27. Januar) mit einer kleinen Feierstunde eröffnet worden. Ab 28. Januar kann sie wochentags von 9 bis 18 Uhr, an den Wochenenden von 10 bis 16 Uhr besichtigt werden.

    Gezeigt wird die Schau im Kollegienhof (Kollegiengasse 8) an jenem Ort, an dem bis 1945 die Universitätskirche stand. Diese Kirche war ursprünglich Klosterkirche des Dominikanerordens, der von 1286 bis 1526 in Jena ein Kloster unterhielt. Nach Gründung der Universität, die 1558 durch Kaiser Ferdinand I. für das ganze Reich privilegiert wurde, baute der Weimarer Hofbaumeister Nikolaus Gromann das Gotteshaus zu einer Burse um. Dieses Studentenwohnheim wurde bereits 1594 wieder in eine Kirche verwandelt, einzig der Renaissance-Treppenturm blieb bis heute erhalten. Zahlreiche Gebrauchsgegenstände der Studenten flogen achtlos in einen Graben, der daraufhin zugeschüttet wurde - ein Glücksfall für die Historiker. "Bei Ausgrabungen in den 1930er und Anfang der 1950er Jahre konnten damit einzigartige Zeugnisse studentischen Lebens geborgen werden", sagt Helmut G. Walther.

    Eine Auswahl dieser Gegenstände wird in der neuen Ausstellung zum Universitäts-Jubiläum präsentiert. Darunter sind ein Bierkrug, ein Warmwassergefäß zur Körperpflege und Ofenkacheln aus dem 16. Jahrhundert, die einen gehobenen Lebensstandard der damaligen Studenten verraten. Gezeigt werden auch die Instrumente des Depositionsrituals. Mit ihnen wurde den Erstsemestern symbolisch ihr alter Status "ausgetrieben". Die Redensart vom "die Hörner abstoßen" geht auf diesen Brauch zurück. In Jena wurde erst 1785 endgültig auf dieses Ritual verzichtet.

    Gegliedert in drei Vitrinenkomplexe belegt die Ausstellung eindrucksvoll die wechselvolle Geschichte von den einfachen Anfängen des Jahres 1548 bis zum Auszug der Fakultäten aus dem zu eng gewordenen Collegium Jenense ins neue Hauptgebäude am Fürstengraben im Jahr 1908. Schon im Torbogen zum Kollegienhof können die Grabplatten von Professoren aus der Universitätskirche bewundert werden, die dort ihre letzte Ruhestätte fanden. Der Gebäudekomplex des Kollegienhofs selbst verdient Beachtung: Keine andere deutsche Universität besitzt einen solchen Ort, wo akademisches Leben vom Mittelalter an bis heute pulsiert.

    Weiter geht es in der Ausstellung mit dem kaiserlichen Privileg, das am 2. Februar 1558 verliehen wurde und die Universität zur reichsweit anerkannten machte. Das wertvolle Schriftstück wird als Faksimile gezeigt. Ein weiteres Exponat ist das Epitaph des Grafen Solms vom Ende des 16. Jahrhunderts. Vom Vater des Grafen nach dem Unfalltod des Sohnes gestiftet, belegt es, dass Söhne des höheren Adels sich nicht scheuten, die Hörsaalbänke mit Bürgerlichen zu teilen. Einen Eindruck vom studentischen Leben im alten Jena vermitteln der imposante Lichtenhainer Bierhumpen sowie ein Burschenschafts-Degen, dessen Korb mit den schwarz-rot-goldenen Farben geschmückt ist.

    Die Dauerausstellung "Universitäres Leben im Collegium Jenense (1548 bis heute)" wird vom 28. Januar an wochentags von 9 bis 18 Uhr, an den Wochenenden von 10 bis 16 Uhr gezeigt. Der Eintritt ist frei, Gruppenführungen (kostenpflichtig) können gebucht werden (Historisches Institut, Tel.: 03641 / 944410, Fax: 03641 / 944412).

    Kontakt:
    Prof. Dr. Helmut G. Walther
    Historisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Fürstengraben 13, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944410
    E-Mail: helmut.walther[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Professor Helmut G. Walther (Mitte) bei der ersten Führung durch die neue Dauerausstellung zur Jenaer Universitätsgeschichte.
    Professor Helmut G. Walther (Mitte) bei der ersten Führung durch die neue Dauerausstellung zur Jenae ...
    Foto: Peter Scheere/FSU
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    Blick in die neue Dauerausstellung zur Jenaer Universitätsgeschichte.
    Blick in die neue Dauerausstellung zur Jenaer Universitätsgeschichte.
    Foto: Peter Scheere/FSU
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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