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Wissenschaft
Pressedienst der Universitaet Augsburg, 20/96, 19.8.96
SOEBEN ERSCHIENEN: LATEINISCHE MITTELALTERLICHE HANDSCHRIFTEN DER UNIVERSITAETSBIBLIOTHEK AUGSBURG
KATALOG ERSCHLIESST 141 HANDSCHRIFTEN DER OETTINGEN-WALLERSTEINSCHEN SAMMLUNG
Die Augsburger Universitaetsbibliothek hat 1980 zusammen mit den etwa 115.000 Druck-schriften der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek auch 1500 Handschriften uebernommen, die den wertvollsten Teil dieser fuer 40 Millionen DM erworbenen Sammlung ausmachen. Zunaechst waren diese Manu-skrip-te nur unzulaenglich durch einen handschriftlichen Zettelkata-log aus der Mitte des letzten Jahr-hun-derts erschlossen. Nach einem ersten im Jahr 1988 konnte nunmehr ein zweiter Katalog vorgelegt wer-den, der modernen wissenschaftlichen Anspruechen genuegt.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die seit 1960 durch die Finanzierung von zwischen-zeitlich mehr als 100 Spezialkatalogen die Erschliessung mittelalterlicher Handschriften in deutschen Bibliotheken massgeblich unterstuetzt, hat in Wuerdigung der Bedeutung der Hand-schriften der Oettingen-Wallersteinschen Sammlung dem Erschliessungsantrag der Univer-sitaetsbibliothek umgehend nach dem Ankauf der Sammlung im Jahre 1980 zugestimmt und die Katalogisierung des Bestands als vorrangig in ihr Foerderprogramm aufgenommen. Als erstes Ergebnis konnte 1988 der Katalog der deutschen mittelalterlichen Handschriften vorgelegt werden (Karin Schneider, Deutsche mittelalterliche Handschriften der Univer-sitaetsbibliothek Augsburg, Wiesbaden 1988).
Ein weiterer Schritt in der Erschliessung dieser wichtigen Sammlung ist nun erfolgt durch den soeben erschienenen Handschriftenkatalog von Dr. Guenter Haegele (Guenter Haegele, Lateinische mittelalter-li-che Handschriften in Folio der Universitaetsbibliothek Augsburg, Wiesbaden 1996, 447 Seiten, DM 198.-), der modernen Anforderungen und dem letzten Wissensstand entspricht.
Mehr als 700 Jahre umspannen die nun erstmals ausfuehrlich beschriebenen lateinischen Handschriften der Sammlung Oettingen-Wallerstein: Aeltestes Stueck im Katalog ist ein bald nach 800 geschriebe-nes Evangeliar aus Salzburg, die juengste Handschrift enthaelt Quaestio-nes aus dem Leipziger Univer-si-taetsbetrieb des Jahres 1504. Insgesamt erschliesst der Kata-log 141 Handschriften im Folioformat. Aus Fuerstenbesitz - und hier vor allem aus den Sammlungen der Fuersten Kraft Ernst (1748-1802) und Ludwig von Oettingen-Wallerstein (1791-1870) - stammen ueberwiegend repraesentative illumi-nier-te Handschriften: zwei karo-lingische Evangeliare des 9. Jahrhunderts, der Nekrolog des Klosters St. Emmeram in Regensburg von 1036, ein venezianisches Brevier aus Orsini-Besitz (um 1480), eine etwa gleichzeitig entstandene illuminierte Bibel aus Salzburg sowie Freisinger und Tegernseer Hand-schriften des 9. und 10. Jahrhunderts, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Der Grossteil der Hand-schriften kommt freilich aus den saekularisierten Klosterbibliotheken der Benediktiner in Fuessen, Do-nauwoerth und Moenchsdeggingen im Ries sowie aus dem Birgit-tenkloster Maihingen im Ries.
Einen aussagekraeftigen Einblick in eine spaetmittelalterliche schwaebische Klosterbibliothek ermoeglicht vor allem der Fuessener Bestand, denn das Kloster St. Mang hat die Jahrhunder-te vom Spaetmittelalter bis zur Saekularisation ohne Verluste ueberstanden. Von den 90 in diesem Band beschriebenen Fuesse-ner Handschriften stammen 75 aus Sueddeutschland, wobei als Herkunftsschwerpunkte das Allgaeu, der Augsburger Raum, Nordschwaben sowie die Nuernberger Gegend auszumachen sind. Auch den Ursprung der nicht genauer bestimm-baren Handschriften ist ganz ueberwiegend in Sueddeutschland zu suchen.
Da die lateinischen Handschriften bisher - im Gegensatz zu den deutschen Manuskripten, deren Auswertung bereits in der ersten Haelfte des vorigen Jahrhunderts einsetzte - nur sporadisch Beachtung fanden, erschliesst der Katalog neben den erwaehnten Prunkhand-schriften auch etliche bisher unbekann-te, fuer die Wissenschaft bedeutsame Textzeugen. Fuer Ueberlieferungsgeschichte, Kodikologie und Kunstgeschichte wie fuer personengeschichtliche Fragestellungen ergeben sich vielfach neue Er-kenntnisse.
Ein zweiter Band mit lateinischen Manuskripten steht kurz vor der Fertigstellung, mit ei-nem dritten Band, der 1997 begonnen werden kann, sind dann alle mittelalterlichen Hand-schriften der Univer-sitaetsbibliothek fuer die Wissenschaft erschlossen.
Kontakt: Dr. Guenter Haegele, Universitaetsbibliothek Augsburg, Universitaetsstrasse 22, 86159 Augsburg, Tel. 0821/598-5364, Fax -5354, e-mail: guenter.haegele@bibliothek.uni-augsburg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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