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Geologen nutzen die Ablagerungen als Zeitmarken der Erdgeschichte
Bei Vulkanausbruechen kommt es immer wieder zu Ascheregen, deren Ablagerungen ganze Landstriche ueber Jahre hinweg verwuesten koennen. So geschehen vor wenigen Monaten auf der Karibikinsel Montserrat, vor Jahren auf den Philippinen oder vor Jahrhunderten in Italien - 79 Jahre vor Christi Geburt spuckte der Vesuv Feuer und Asche.
Man koennte noch weiter in der Zeit zurueckgehen: Aschenlagen vulkanischen Ursprungs sind aus der gesamten Erdgeschichte bekannt. Fuer Geologen haben solche Aschen sehr grosse Bedeutung, zum Beispiel fuer die exakte Alterseinstufung von Sediment- und Vulkanitschichtfolgen. Das liegt daran, dass Vulkanausbrueche von relativ kurzer Dauer sind und die Ablagerungszeit der Aschen damit meist nur wenige Tage bis Wochen betraegt. So bilden die erhalten gebliebenen Tuffe heute hervorragende Zeitmarken innerhalb der sonst sehr langsam verlaufenden, normalen Sedimentation.
Etwa 290 bis 300 Millionen Jahre sind die vulkanischen Aschenablagerungen im suedlichen Afrika alt, die Prof. Dr. Volker Lorenz, Inhaber des Lehrstuhls fuer Geologie an der Universitaet Wuerzburg, und Diplom-Geologe Berthold Bangert untersuchen. Es war Dr. Harald Stollhofen, auch vom Institut fuer Geologie, der die Aschen 1993 entdeckte. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefoerderte Projekt zielt darauf ab, die Aschelagen in ihrer Verbreitung zu erfassen, sie geochemisch-petrologisch zu charakterisieren und ihr exaktes Alter mit radiometrischen Methoden zu ermitteln. Letzteres war bislang anhand von Fossilfunden nur grob moeglich.
Das suedliche Afrika lag vor etwa 290 bis 300 Millionen Jahren in der Naehe des Pols und war deshalb weitgehend vereist - das ist heute durch die weitverbreiteten glazigenen Sedimente der Dwyka-Gruppe innerhalb des Grossen Karoobeckens bezeugt. Zu dieser Zeit lagerten sich Aschen ab, die wahrscheinlich von hohen Vulkanen stammten - aehnlich dem heutigen Mt. St. Helens (USA), dem Pinatubo (Philippinen) oder dem Vulkan La Souffriere auf Montserrat. Diese Vulkane befanden sich vermutlich am Westrand Suedamerikas, wobei der Suedatlantik damals noch nicht existierte. Bei ihren Eruptionen verbreiteten sie grosse Mengen von Asche ueber Hunderte und teilweise Tausende von Kilometern. Die Aschen legten sich wie eine duenne Decke ueber das Land und wurden, vor allem in Becken, bis heute erhalten.
Im Sueden Namibias, wo der Forschungsschwerpunkt des Wuerzburger Projekts liegt, blieben die Aschenlagen innerhalb der Dwyka-Sedimente in schwarzen Ton- und Siltsteinen erhalten, die ihrerseits unter ruhigen Bedingungen in einem Flachmeeresbereich abgelagert wurden. Die Aschenlagen wurden bedeckt, komprimiert und verfestigt und blieben als sogenannte Aschentuffe in Lagen mit einer Dicke im Zentimeterbereich erhalten. Diese Tuffe lassen sich in Suednamibia in der Umgebung von Ganigobis ueber Entfernungen von mehr als zehn Kilometern verfolgen. Deshalb koennen mit ihrer Hilfe die in sich homogenen Ton- und Siltsteine der Dwyka-Gruppe, welche die Tuffhorizonte umgeben, weiter unterteilt werden.
Von den mineralogischen und geochemischen Daten, die sich aus ihren Analysen ergeben, erwarten die Wuerzburger Wissenschaftler Hinweise auf Herkunft und Art der Eruptionen, den primaeren Chemismus der Aschen und des Ausgangsmagmas sowie auf nachfolgende Veraenderungen im Gestein. Denn Verwitterungsvorgaenge, die bis heute anhalten, veraendern den primaeren Chemismus des Gesteins zusaetzlich.
Kontakt: Prof. Dr. Volker Lorenz, Institut fuer Geologie, Telefon (0931) 31-2563, Fax (0931) 31-2378, E-Mail: v.lorenz@mail.uni-wuerzburg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geowissenschaften
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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