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Sportökonomen der Universität Jena und Hamburger Unternehmensberater decken Defizite semiprofessioneller Fußballspieler bei der Vorbereitung auf das Karriere-Ende auf
Jena (05.03.08) "Ich lass mir Zeit. Wenn ich aufgehört habe, mach ich mir konkreter Gedanken." Das sagt ein 36-jähriger Fußballspieler aus der Regionalliga über seine berufliche Perspektive nach dem Sport - wenige Monate vor Auslaufen seines Vertrags. Diese Art der Sorglosigkeit ist unter semiprofessionellen Fußballern weit verbreitet, wie Sportökonomen der Friedrich-Schiller-Universität Jena gemeinsam mit der Hamburger Unternehmensberatung Thielbeer Consulting in einer aktuellen Studie herausgefunden haben. Bisher wurden mehr als 30 aktive und ehemalige Spieler, verantwortliche Trainer und Manager aus 9 Regionalligavereinen des gesamten Bundesgebietes nach den beruflichen Perspektiven von Fußballspielern nach dem Ende ihrer sportlichen Karriere befragt.
Das vorläufige Ergebnis sei erschreckend: "Zwar ist sich ein Großteil der Spieler wohl bewusst, auch nach dem Sport seinen Lebensunterhalt verdienen zu müssen", sagt Prof. Dr. Frank Daumann von der Universität Jena, "doch nur wenige Spieler bereiten sich entsprechend aktiv auf diese Zeit vor." In der Regel dauert der Einstieg ins Berufsleben rund 18 Monate, so der Professor für Sportökonomie weiter. Ein reibungsloser Einstieg in den Arbeitsmarkt gelingt dabei den wenigsten. "Viele Spieler erhoffen sich eine Perspektive im Fußballsport, vorzugsweise als Trainer oder Manager", so Benedikt Römmelt, wissenschaftlicher Mitarbeiter in Daumanns Team. Dabei setzen sie vor allem auf ihren eigenen Verein. "Doch die Erfahrung zeigt, dass nur ein Bruchteil der ehemals Aktiven tatsächlich dort unterkommt." Etwa ein Fünftel der Spieler findet überhaupt keinen Einstieg und muss zumindest vorübergehend von Sozialleistungen wie Hartz IV leben.
Bei der Vorbereitung auf das Karriere-Ende der Spieler stellten die Sportökonomen ein "Verantwortungsvakuum" fest. "Während die Spieler von ihrem Verein Unterstützung bei der Karriereplanung erwarten, verweisen die Vereine auf die Eigenverantwortung der Spieler", erläutert Thorsten Rott von Thielbeer Consulting. Viel zu spät werden sich die Aktiven bewusst, dass sie sich selbst eine Berufsperspektive aufbauen müssen. Bislang bildet sich nur jeder sechste Aktive parallel zu seinem Sport beruflich weiter.
Doch gerade im semiprofessionellen Bereich müssen Spieler, Vereine, Verbände, aber auch große Sponsoren ihre Verantwortung über den sportlichen Bereich hinaus ausdehnen. Neben der sportlichen muss den jungen Leuten auch eine berufliche Perspektive geboten werden, so das Zwischenfazit der Jenaer und Hamburger Studie. "Vereine sollten z. B. Anregungen zur Karriereplanung geben, konkrete Perspektiven aufzeigen und verstärkt über Weiterbildungsangebote informieren", fordert Rott.
In den kommenden Wochen werden die Experten aus Jena und Hamburg weitere Befragungen durchführen, um ihre bisherigen Ergebnisse zu verifizieren. Zudem wollen sie versuchen, Spieler auf die Notwendigkeit aufmerksam zu machen, sich aktiv auf das Karriere-Ende vorzubereiten. Gemeinsam mit Vereinen und Sponsoren wollen sie an tragfähigen Lösungsansätzen arbeiten.
Kontakt:
Prof. Dr. Frank Daumann, Benedikt Römmelt
Institut für Sportwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Seidelstraße 20, 07749 Jena
Tel.: 03641 / 945641, 945677
E-Mail: frank.daumann[at]uni-jena.de, benedikt.roemmelt[at]uni-jena.de
Thorsten Rott
Dr. Markus Thielbeer Consulting
Dammtorstraße 20, 20354 Hamburg
Tel.: 040 / 30062602
E-Mail: thorsten_rott[at]thielbeer-consulting.de
Benedikt Römmelt von der Universität Jena.
Foto: privat
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Um ihre berufliche Perspektive müssen sich die Spieler der Jenaer und Hallenser Professorenmannschaf ...
Foto: Cott /FSU
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Sportwissenschaft, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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