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28.03.2008 11:17

Immunsystem und Krebs - Neue Erkenntnisse über ein nicht immer gutes Wechselspiel

Barbara Bachtler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch

    S p e r r f r i s t: Freitag, 28. März 2008, 16:30 Uhr

    Lang haben Wissenschaftler geglaubt, dass die körpereigene Abwehr Krebs nur bekämpfen, nicht aber unterstützen würde. Jüngere Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass das Immunsystem die Krebsentwicklung sogar vorantreiben kann. Dr. David DeNardo aus der Forschungsgruppe von Prof. Lisa Coussens von der University of California, San Francisco, USA, berichtete auf dem internationalen Kongress "Invasion und Metastasis" des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch wie Tumore das Immunsystem nutzen, um schneller zu wachsen und sich im Körper zu verbreiten.

    Dringen bei einer Verletzung Keime in die Wunde ein, weiß der Körper sich zu schützen. Abwehrzellen erkennen die Erreger und lösen eine Entzündung aus, um eine Infektion einzudämmen. Von diesem Warnruf angelockt, wandern viele verschiedene Zellen des Immunsystems zum Entzündungsherd und helfen, den Eindringling zu bekämpfen. Die verletzte Stelle rötet sich, wird heiß und empfindlicher und schwillt an. Ist die Heilung abgeschlossen, lässt die Entzündung nach und die Abwehrzellen ziehen sich zurück.

    Stoßen Immunzellen auf Tumorzellen, können sie ebenfalls eine Entzündung auslösen. Im Gegensatz zu einer normalen Verletzung ziehen sich jedoch die Abwehrzellen häufig nicht zurück, sondern verursachen eine andauernde, chronische Entzündung. "Man bezeichnet Tumore deshalb auch als Wunden, die niemals heilen", erklärte Dr. DeNardo.

    Während der normalen Wundheilung bekämpfen die angelockten Immunzellen nicht nur die Eindringlinge, sondern erzeugen auch Wachstumsfaktoren und sogenannte Proteasen, Enzyme, die das Bindegewebe zwischen Zellen umstrukturieren. Außerdem bilden sich zusätzliche Blutgefäße, um das verletzte Gewebe besser mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Die Blutgefäßneubildung bezeichnen Forscher als Angiogenese. "Sie soll dem Körper helfen, eine Wunde schneller zu verschließen", sagte Dr. DeNardo.

    "Die Krebszellen aber nutzen diese Prozesse für ihre eigenen Interessen." So lassen die Wachstumsfaktoren die Tumorzellen schneller wachsen, während die Proteasen das Bindegewebe zwischen Zellen umstrukturieren und es so einzelnen Krebszellen ermöglichen, sich von ihrem Ursprungstumor zu lösen.

    Doch auch bei der Bildung von Metastasen, den gefährlichen Tochtergeschwülsten eines Tumors, hilft die Angiogenese. Die neuen Blutgefäße sorgen dafür, dass eine einzelne, vom Primärtumor abgelöste Krebszelle rascher Anschluss an das Blutsystem findet. Da Abwehrzellen zu den weißen Blutzellen gehören, gelangen sie über das Blutgefäßsystem zum Entzündungsort.

    "Forscher versuchen, Strategien zu entwickeln, um diese Entzündungsprozesse zu stoppen, um so Krebspatienten zu helfen", hofft Dr. DeNardo. Schon jetzt konnte gezeigt werden, dass Patienten, die regelmäßig Acetylsalicylsäure einnehmen, seltener an Metastasen bestimmter Tumoren erkranken. Der Wirkstoff hemmt die Entzündung und blockiert damit die Prozesse, die dem Krebs helfen zu wachsen und sich auszubreiten.

    Barbara Bachtler
    Pressestelle
    Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
    Robert-Rössle-Straße 10
    13125 Berlin
    Tel.: +49 (0) 30 94 06 - 38 96
    Fax: +49 (0) 30 94 06 - 38 33
    e-mail: presse@mdc-berlin.de
    http://www.mdc-berlin.de/de/news


    Weitere Informationen:

    http://cancer.ucsf.edu/coussens/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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