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13.10.2000 19:25

Fusion GMD/Fraunhofer: Zukunft der IT-Forschung in Deutschland

Dipl.-Betriebswirt (FH) Joachim Jakobs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hessisches Telemedia Technologie Kompetenz-Center e.V.

    GMD-Institut fuer Integrierte Publikations- und Informationssysteme
    Dolivostr. 15, 64293 Darmstadt

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    Bundesministerin
    fuer Bildung und Forschung
    Frau Edelgard Bulmahn
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    Sehr geehrte Frau Bulmahn,

    die Bundesregierung hat erkannt, dass die Zukunft des Standorts
    Deutschland zu einem entscheidenden Teil in der Informations-
    und Kommunikationstechnik liegt. Kurzfristig sollen uns auslaen-
    dische Fachkraefte auf Basis der Greencard helfen; langfristige
    Loesungen werden von einer signifikanten Steigerung der Aus-
    und Fortbildung sowie der Forschung erwartet. Dieser Schritt
    orientiert sich am internationalen Wettbewerb und ist daher nur
    konsequent: Schliesslich hat die US-Regierung ihre F+E Auf-
    wendungen auf Grund des PITAC-Reports fuer das Jahr 2000
    um um 514 Mio. US$ angehoben. Bis zum Jahr 2004 verlangen
    die Autoren des PITAC zusaetzliche Mittel in Hoehe von ueber 4
    MRD US-$. Wir wollen Sie in Ihrer Sorge um die Sicherung des
    Standorts mit ganzem Herzen unterstuetzen.

    In diesem Zusammenhang ist die geplante Fusion der GMD und der
    Fraunhofer-Gesellschaft zu sehen. Ueber den vorliegenden "Modera-
    toren-Vorschlag" wollen Sie in der naechsten Woche entscheiden.

    Dazu moechten wir als Institutsleiter der GMD anmerken:
    1. Wissenschaftler sind daran interessiert, Neues zu entdecken, ihre
    Ergebnisse der internationalen Forschungsgemeinde zu praesentieren
    und fuer ihre Arbeit nach wissenschaftlichen Kriterien bewertet und
    womoeglich gar ausgezeichnet zu werden.

    Wissenschaftliche Kriterien sollen bei der kuenftigen Beurteilung
    unserer Einrichtung innerhalb der neuen Fraunhofer-Gesellschaft aber
    praktisch voellig entfallen. Damit wird uns und unseren Mitarbeitern
    der Anreiz entzogen, weiter fuer das Institut bei einer Bezahlung nach
    Bundesangestelltentarif taetig zu sein.

    Ergebnis: Allein innerhalb der letzten Wochen mussten wir in einem
    einzigen Forschungsbereich unseres Instituts den Verlust von vier
    leistungsfaehigen Mitarbeitern verkraften; ein weiterer Mitarbeiter aus
    dem erweiterten Fuehrungskreis hat seinen Austritt bereits angekuen-
    digt.

    2. Statt wissenschaftlicher sollen kuenftig wirtschaftliche Kriterien
    gelten. Zur Festsetzung der Hoehe der Grundfinanzierung soll zwischen
    guten, mittelmaessigen und schlechten Drittmitteln aus Industrie, der
    Europaeischen Union und dem BMBF unterschieden werden.

    Damit werden wir gezwungen, uns bei Projektausschreibungen Ihres
    Hauses nicht mehr selbst zu bewerben, sondern stattdessen bei einem
    industriellen Konsortialfuehrer Auftragnehmer zu werden. So wird aus
    scheinbar schlechtem Geld gutes. Wir moechten es weder unseren
    Mitarbeitern noch uns selbst zumuten, uns mit Taschenspielertricks
    solcher Art beschaeftigen zu muessen.

    Dieses "Financial Engineering" ist darueber hinaus auch in wirtschaft-
    licher Hinsicht sinnlos: Vieles von dem, was in der Vergangenheit ohne
    Industriegeld entwickelt wurde - wie zB das Internet -, ist heute ein
    riesiger kommerzieller Erfolg.

    Ergebnis: Die Kriterien verfehlen ihr Ziel, stehlen uns die Zeit fuer
    unsere Arbeit und langweilen uns auf allen Ebenen: Mitarbeiter,
    Fuehrungskraefte wie Institutsleiter!

    3. Sie haben uns in Ihrem Brief vom 30.3. zugesichert:

    "Die Umsetzung (der Fusion) muss sorgfältig vorbereitet werden und zwar
    unter Bedingungen, die von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern

    der GMD und FhG breit mitgetragen werden."

    Dieses Versprechen fordern wir heute von Ihnen ein!

    Im Ergebnis stellen wir fest, dass diese Fusion unter den Bedingungen
    der Moderatoren Ihren - anerkannt lobenswerten - Zielen diametral
    entgegenlaeuft und fordern Sie auf, dieses kontraproduktive Vorhaben
    einzustellen, wenn Sie nicht zur Totengräberin einer Forschungseinrich-
    tung werden wollen, die in der Vergangenheit Elementares geleistet hat
    und an deren Forschungsergebnissen womoeglich Millionen von Arbeits-
    plaetzen im Wissenszeitalter haengen.

    Mit freundlichen Gruessen

    Prof. Dr. Erich J. Neuhold________Prof. Dr. Ralf Steinmetz
    Institutsleiter__________________Institutsleiter

    An die Vertreter der Medien: Bei Rueckfragen wenden Sie sich bitte
    an den Pressesprecher unseres Institutes:

    Joachim Jakobs
    jakobs@darmstadt.gmd.de

    Tel.: 06151 - 869 832
    Fax: 06151 - 869 963

    Er gibt Ihnen gerne weitere Auskuenfte.


    Weitere Informationen:

    http://www.first.gmd.de/~jochen/fusion/wtr_000928.html
    http://www.ipsi.gmd.de


    Bilder

    Institutsleiter der GMD sorgen sich um den Forschungsstandort Deutschland: Erich Neuhold und Ralf Steinmetz
    Institutsleiter der GMD sorgen sich um den Forschungsstandort Deutschland: Erich Neuhold und Ralf St ...

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    Institutsleiter der GMD sorgen sich um den Forschungsstandort Deutschland: Erich Neuhold und Ralf Steinmetz
    Institutsleiter der GMD sorgen sich um den Forschungsstandort Deutschland: Erich Neuhold und Ralf St ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Elektrotechnik, Energie, Informationstechnik, Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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