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18.04.2008 12:05

Implantologie: Arbeiten an den Grenzen der Biologie

Dipl. Biol. Barbara Ritzert ProScience Communications, die Agentur für Wissenschaftskommunikation GmbH
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    (Düsseldorf) Neue Möglichkeiten und alte Grenzen der Implantologie stehen im Mittelpunkt der 7. Jahrestagung des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen in der Deutschen Gesellschaft für Implantologie e.V., die am 18. und 19. April 2008 in Düsseldorf stattfindet.

    Geht es um "die Dritten", entscheiden sich inzwischen 3,6 Prozent der Frauen und 1,4 Prozent der Männer für implantatgestützten Zahnersatz. Schätzungen zufolge implantieren Zahnmediziner in Deutschland derzeit etwa 600 000 künstliche Zahnwurzeln pro Jahr, die Zuwachsraten betragen etwa zehn Prozent. Damit hat die Implantologie gleichwohl noch immer einen geringen Anteil im Vergleich zur konventionellen Versorgung, selbst wenn die Nachfrage nach dieser Versorgungsform steigt: Der Deutschen Mundgesundheitsstudie (2006) zufolge tragen 1,4 Prozent der Erwachsenen und 2,6 Prozent der Senioren implantatgetragenen Zahnersatz. 1998 war dies nur bei 0,7 Prozent der Bevölkerung der Fall.

    Mehr Lebensqualität. Der Gewinn an Mund-bezogener Lebensqualität nach einer Implantation ist belegt, Implantatträger müssen deutlich weniger Einschränkungen der Lebensqualität in Kauf nehmen als Menschen mit konventionellem Zahnersatz.

    Dynamische Entwicklung. Die Entwicklung in der Implantologie ist rasant: Neue Materialien und neue Methoden sorgen dafür, dass die Eingriffe auf der einen Seite schonender werden. Gleichzeitig erweitert sich das Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten. Heute sind Therapien möglich, die noch vor wenigen Jahren fast undenkbar waren. Entsprechend steigen auch die Ansprüche der Patienten an Funktion und Ästhetik.

    Höheres Risiko bei zu zu früher Belastung. Manche Studien, aber auch Behandler, versprechen selbst bei kürzesten Einheilzeiten Erfolgsquoten von nahezu 100 Prozent. Auch bei Fortbildungsveranstaltungen und Kongressen werden in der Regel nur perfekte Behandlungsergebnisse demonstriert. Die Wirklichkeit kann jedoch manchmal auch anders aussehen: "Aufwändige Knochen aufbauende Maßnahmen, sogenannte Augmentationen, im Zusammenhang mit einer Sofortversorgung und Sofortbelastung von Implantaten weisen auch heute noch eine erhöhte Komplikations- oder Verlustrate auf", erklärt Dr. Dr. Martin Bonsmann, Düsseldorf, Leiter einer Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Implantologie in Düsseldorf. Das Risiko eines Implantatverlustes, das normalerweise mit etwa fünf Prozent sehr gering ist, steigt deutlich an. "Wenn die Kieferhöhle nach einem Knochenaufbau und früher Belastung vereitert, bedeutet dies für betroffene Patienten einen unglaublichen Leidensweg", sagt Bonsmann. Bei allem medizinischen Fortschritt sei eine kritische Indikationsstellung daher unabdingbar. Vor allem bei aufwändigeren Therapieverfahren müssen die Behandler Komplikationen vermeiden, erkennen und beherrschen können.

    Schonendere Eingriffe. Die Fortschritte bei den chirurgischen Verfahren, etwa schonendere Eingriffe oder das bessere Management von Knochen und Weichgewebe, basieren auch auf neuen und besseren diagnostischen Möglichkeiten wie der dreidimensionalen Diagnostik. Voraussetzung für diese ist die Computertomographie oder die Digitale Volumentomographie (DVT). "Die Untersuchung mit der DVT geht im Vergleich zum CT mit einer erheblich geringeren Strahlenbelastung einher. Das Verfahren kommt mit etwa mit einem Zehntel der Strahlendosis des CT aus", erklärt Dr. Hans-Joachim Nickenig, Köln. Die 3-D Diagnostik erlaubt eine exakte Vorhersagbarkeit des implantologischen Eingriffs. Aufgrund einer exakten Planung am Computer ermöglicht diese Diagnostik einen Implantateingriff der "ohne Schnitte" möglich ist und bei der der Knochen - bei geeigneter Indikation - nicht mehr freigelegt werden muss. Mittels einer 3-D gestützten Navigationsschablone ist der Implantologe in der Lage den Implantateingriff "ohne Schnitte" durchzuführen, eine etwa drei Millimeter kleine Öffnung in der Schleimhaut genügt, um das Implantat zu setzen.

    Aber wenn Kieferknochen aufgebaut werden muss, profitiert der Patient durch die 3-D Diagnostik. Sie hilft dem Zahnarzt, die Verletzung von Nachbarstrukturen zu vermeiden und den aufwändigeren Eingriff kontrolliert und minimalinvasiv durchzuführen. So ist z. B. bei der Sinusbodenelevation - wenn Knochengewebe der Kieferhöhle im Oberkiefer aufgebaut werden muss - durch 3-D Diagnostik eine maximale Gewebeschonung möglich. Es genügt auch dann ein kleiner Schnitt an der Außenseite des Kiefers und das Implantat wird ebenfalls ohne großen Schnitt gesetzt. Eine Untersuchung von Nickenig mit 250 Patienten belegt, dass die neuen schonenden Verfahren vergleichbare Ergebnisse der Eingriffe bei erheblich reduzierter postoperativer Schwellung und Wundheilungsproblemen haben. Auch das 3-D "Bone Splitting", bei dem der Kieferknochen nach vorheriger exakter Berechnung verbreitert wird, ist möglich, ohne den Knochen komplett von Schleimhaut freizulegen.

    Da im Rahmen des Zahnmedizinstudiums nur die Grundlagen der Implantologie gelehrt werden können, spielt die Fortbildung der Zahnärzte auf diesem Gebiet angesichts der Dynamik der Entwicklung eine große Rolle. "Die Implantologie kann man sich nicht nebenbei an einem Wochenende aneignen", erklärt der Oralchirurg Professor Günter Dhom, Ludwigshafen, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI). Nötig sei vielmehr eine profunde Fortbildung, da sich das Gebiet mit großer Dynamik entwickelt.

    Qualitätssicherung zum Nutzen der Patienten. Darum hat die DGI, mit über 6200 Mitgliedern die größte auf ihrem Gebiet in Europa, in den vergangenen zehn Jahren ein abgestuftes Fortbildungssystem aufgebaut, um die Qualität in der Implantologie zu sichern.

    36 Zahnärztinnen und Zahnärzte aus ganz Deutschland haben bei der Tagung in Düsseldorf am 18. April 2008 ein zweijähriges berufsbegleitendes Zusatzstudium abgeschlossen. Ihnen wurde dafür der international anerkannte akademischen Grad "Master of Science in Oral Implantology" verliehen.Bislang haben damit 130 Zahnärztinnen und Zahnärzte diesen Studiengang absolviert. Diesen berufsbegleitenden Studiengang zum Master of Science in Oral Implantology bietet die DGI seit 2005 zusammen mit der privaten Steinbeis-Hochschule Berlin an. Das Besondere: Das Studium findet an Universitätskliniken und spezialisierten Praxen in ganz Deutschland statt. Zwei Jahre lang können die Studierenden bei der "Crème de la Crème" der deutschen Implantologie ihr Können vertiefen und erweitern.

    Pressestelle:
    Barbara Ritzert
    ProScience Communications GmbH
    Andechser Weg 17
    82343 Pöcking
    Tel.: 08157 9397-0
    Fax: 08157 9397-97
    ritzert@proscience-com.de


    Weitere Informationen:

    http://www.dgi-master.de
    http://www.dgi-ev.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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