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25.04.2008 10:59

Einblick in die Zukunft der Krebsbehandlung

Kristina Gronwald Marketing
Universitätsklinikum Essen

    Richtfest am Westdeutschen Protonentherapiezentrum Essen - AOK Rheinland/Hamburg schließt Behandlungsvertrag für Protonentherapie ab

    Die Arbeiten am Rohbau sind abgeschlossen, hochmoderne Geräte wie das 220 t schwere Zyklotron schon eingezogen: Am Westdeutschen Protonentherapiezentrum Essen (WPE) wird Richtfest gefeiert. Bereits Ende 2009 sollen hier die ersten Patienten mit Protonen bestrahlt werden. Diese neuartige Krebstherapie kommt bisher deutschlandweit nur in Forschungsanlagen vor. "Wir werden künftig jährlich bis zu 2.200 Patienten hier behandeln, haben hierfür vier Behandlungsplätze zur Verfügung", erklärt der Kaufmännische Direktor des Essener Universitätsklinikums Reinhold Keil. Der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Gerald Holtmann ergänzt: "Vor allem Menschen mit tief sitzenden Tumoren an empfindlichen Stellen wie Gehirn, Rückenmark oder Auge profitieren von der innovativen Technologie. Durch die enorm präzise Bestrahlung kann umliegendes Gewebe geschont und Nebenwirkungen minimiert werden."

    AOK Rheinland/Hamburg und UK schließen Vertrag zur Protonentherapie
    Versicherte der AOK Rheinland/Hamburg können sich künftig bei schweren Krebserkrankungen am UK Essen mit Protonen bestrahlen lassen. Am Tag des Richtfestes schloss die Krankenkasse einen entsprechenden Vertrag mit dem UK Essen ab. "Dieser umfasst spezielle Indikationen - unter anderem Tumore im Kindesalter, Leberzell-, Lungen-, Pankreas- und Ösophaguskarzinome sowie Kopf-Hals-Tumore und bestimmte Augentumore. Die Behandlung ist dabei von bestimmten Voraussetzungen abhängig, insbesondere dem Stadium der Krebserkrankung sowie der Größe und Lokalisation des Tumors", erläutert Prof. Dr. Martin Stuschke, Leiter der Essener Strahlenklinik. Die Wirksamkeit der Versorgung werde im Rahmen begleitender wissenschaftlicher Studien überprüft, um sowohl die dauerhaft hohe Qualität der Versorgung als auch die Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse zu gewährleisten. Die Sicht der Medizinischen Fakultät ergänzt der Dekan; Prof. Karl-Heinz Jöckel: "Dieses Vorhaben ist auch ein Leuchtturmprojekt der medizinischen Wissenschaft - extrem innovativ - vor allem aber eine Herausforderung für kreative Wissenschaftler, das uns erlaubt, an der Weltspitze mitzuwirken."
    Den Standort für die Protonentherapie an der UK Essen begrüßte auch Cornelia Prüfer-Storcks, Mitglied des Vorstandes der AOK Rheinland/Hamburg. "Ich halte es für richtig, die Protonentherapie in der Hand der Hochschulmedizin zu sehen", so Prüfer-Storcks. "Die zwischen Klinik und Kassen gefundenen Vereinbarungen erschließen einerseits die Protonentherapie für die aus heutiger Sicht erfolgversprechenden Indikationsgebiete. Andererseits verbessern sie den wissenschaftlichen Kenntnisstand, um die Protonentherapie künftig mit großer Evidenz einsetzen zu können."

    Innovative Krebstherapie
    Das Besondere am Essener Protonentherapiezentrum: Die Kombination aus drei um die eigene Achse schwenkbaren Bestrahlungsgeräte - auch Gantries genannt - und einem Fixed Beam Raum mit der weltweit innovativsten Scanning-Technologie. Die Installation einer Gantry ist bereits beendet, eine weitere befindet sich im Aufbau. Auch der ufoförmige Protonenbeschleuniger - das Herzstück des Zentrums - kann bereits am Tag des Richtfestes besichtigt werden. Genauso wie das Strahlführungssystem, die so genannte Beamline. "Wir bauen ein Protonentherapiezentrum, um bei bestimmten Krebsarten die Heilungserfolge deutlich zu verbessern", berichtet Prof. Dr. Gerald Holtmann. So könnten Strahlenmediziner bei der Behandlung mit Protonen steuern, wie tief diese eindringen. Die geladenen Teilchen würden im Tumor stoppen, um dort die höchste Dosis zu entfalten. "Dabei schont das Verfahren empfindliche, um den Tumor gelegene, Organe wie das zentrale Nervensystem", so Prof. Holtmann

    Größtes PPP-Projekt im Gesundheitswesen
    "Zusammen mit unseren Partnern aus der Wirtschaft gehen wir neue Wege in der Krankenhausfinanzierung. Mit dem Public-Private-Partnership-Modell haben wir ein innovatives Finanzierungsmodell geschaffen, das uns die Chance gibt, trotz fehlender staatlicher Investitionen in die Zukunft des UK Essen zu investieren", so der Kaufmännische Direktor Reinhold Keil. Rund 140 Millionen Euro kostet der Bau. Für Planung, Bau, Finanzierung und Betrieb des Therapiezentrums ist die STRIBA Protonentherapiezentrum Essen GmbH verantwortlich - eine eigens gegründete Objektgesellschaft der STRABAG Projektentwicklung GmbH, Köln, und der IBA Ion Beam Applications S.A., Belgien. Sie vermietet die Protonenanlage für 15 Jahre an das Universitätsklinikum Essen. Danach geht der Besitz an das UK Essen über.

    Die WPE gGmbH - eine 100%ige Tochter des UK Essen, übernimmt den medizinischen Betrieb der Anlage. Über die gesamte Laufzeit der Verträge beziffert Keil die Kosten für Planung, Bau, Technik, Wartung, Instandhaltung und Finanzierung über 300 Millionen Euro. "Trotz dieser hohen Investition ist das wirtschaftliche Risiko für das Universitätsklinikum kalkulierbar. Zudem schaffen wir mit der Anlage über 150 neue Arbeitsplätze für beispielsweise Mediziner und Physiker", so Keil. Um die Anlage effizient und effektiv zu nutzen, soll später in zwei Schichten an 300 Tagen im Jahr dort gearbeitet werden.

    Nähere Informationen:
    Prof. Dr. Gerald Holtmann, Ärztlicher Direktor des UK Essen, Tel.: 0201 / 723 - 5000, gerald.holtmann@uk-essen.de
    Reinhold Keil, Kaufmännischer Direktor des UK Essen, Tel.: 0201/723-2600, reinhold.keil@uk-essen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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