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Wissenschaft
"Wir richten unsere Linse nicht nur auf das, was von vornherein 'schöne' Bilder verspricht"
Caspar-David-Friedrich-Institut zeigt Photographie-Ausstellung zum Leben in der DDR und in den "sozialistischen Bruderstaaten"
Unter dem schlichten Titel "Photographie" werden vom 19. bis 30. Mai 2008 in der zum Lehrstuhl für "Bildende Kunst, visuelle Medien und ihre Didaktik" von Prof. Michael Soltau gehörenden Medienwerkstatt des Caspar-David-Friedrich-Instituts (CDFI) der Universität Greifswald Arbeiten der Brüder Uwe und Detlev Steinberg ausgestellt. Die vornehmlich schwarz-weißen photographischen Arbeiten sind Sozialdokumentationen des Lebens in der DDR und in den "sozialistischen Bruderstaaten", die den Alltag und die Realität der Arbeitswelt ungeschönt abbilden.
"Wir richten unsere Linse nicht nur auf das, was von vornherein 'schöne' Bilder verspricht", formulierte Uwe Steinberg, "sondern auch auf nicht ganz so hübsche Mädchen und nicht ganz so rußgeschwärzte Kumpel. Unsere Mädchen sollen lebendiger und unsere Arbeiterbilder wahrer sein." Die Ausstellung wird am Montag, dem 19. Mai 2008, mit einem Vortrag des Philosophieprofessors Michael Astroh von der Universität Greifswald eröffnet. Alle Photographie-Interessierten sind zur Eröffnung und den kostenfreien Ausstellungstagen herzlich eingeladen.
Zwei Fotowelten existierten in der DDR nebeneinander - einerseits die inszenierten Aufnahmen von stolzen Erbauern des Sozialismus, andererseits die sachlich dokumentierenden Bilder vom Leben der DDR fern der Produktionserfolge und Jubelaufmärsche. Obgleich Uwe und Detlev Steinberg für die offiziellen Medien arbeiteten, zeigen sich in ihren stillen Bildern auch der Verfall des Sozialismus, die Tristesse hinter den Kulissen und zugleich eine unspektakuläre Schönheit, ein sensibles Menschenbild. In verschiedenen Serien dokumentierte Uwe Steinberg das Leben im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg mit seinen kleinen Handwerksbetrieben und Bewohnern. Detlev Steinberg geht mit seinen Dokumentationen sowohl über die geographischen als auch zeitlichen Grenzen der DDR hinaus. Seine Serie vom Abzug der sowjetischen Truppen aus Deutschland (1992-1994) präsentiert zum Beispiel Portraits, die von hoffnungsvollen Aufbrüchen und gescheiterten Träumen erzählen.
Uwe Steinberg (geb. 1942, in Breslau, gest. 1983 in Budapest) nahm 1963 die Arbeit als Photograph bei der Fotoabteilung der Staatlichen Nachrichtenagentur der DDR (ADN-Zentralbild) auf, wo er neben der Agenturarbeit auch freie Themen bearbeitete. Es folgten Fernstudien des Journalismus und Fotografie. 1969 wurde er Gründungs- und Leitungsmitglied der stilprägenden "Gruppe Jugendfoto Berlin". Er war u. a. Mitglied im Verband der Bildenden Künstler der DDR und späterer Leiter der Arbeitsgruppe Fotografie im Berliner Bezirksverband. Steinberg engagierte er sich für die Arbeitssituation der DDR-Fotographen und wurde zu einem kreativen Katalysator zwischen den verschiedenen Strömungen.
Sein zwei Jahre jüngerer Bruder Detlev Steinberg studierte nach einer abgeschlossenen Lehre als Offsetdrucker ebenfalls Journalismus und absolvierte zeitgleich mit Uwe ein Fernstudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Nach der Tätigkeit für ADN-Zentralbild und die Tageszeitung "Junge Welt" wurde Detlev Steinberg schließlich Moskauer Fotokorrespondent der Zeitschrift "Freie Welt" (1977-1982). Dabei lernte er in dieser Zeit Moskau und auch die abgelegensten Sowjetrepubliken kennen. Die Redaktion wurde für ihn buchstäblich die Tür zur Welt: Reisen führten ihn u. a. nach Kuba und Nicaragua, China, Finnland, an den Nordpol und in die BRD. In den 90er Jahren arbeitete Steinberg er als Freischaffender gemeinsam mit Sebastian Pflugbeil zum Thema Radioaktivität in der Sowjetunion. 1995 dokumentierte er den Alltag neben dem Krieg in Tschetschenien - zu Fuß unterwegs und auf sich allein gestellt.
T E R M I N Ausstellung "Uwe und Detlev Steinberg - Photographie"
Zeitraum: Montag, 19. Mai 2008 bis Freitag, 30. Mai 2008
Ausstellungseröffnung: Montag, 19. Mai 2008, um 20.00 Uhr
Einführung durch Professor Dr. Michael Astroh, Lehrstuhlinhaber für Philosophie mit den Schwerpunkten Ästhetik und Kulturphilosophie, Universität Greifswald
Ort: Medienwerkstatt des CDFI, Bahnhofstr. 50, 17489 Greifswald
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, jeweils 16 - 20 Uhr
Der Eintritt ist am Eröffnungsabend und an allen Ausstellungstagen frei.
Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Philosophische Fakultät
Caspar-David-Friedrich-Institut
Prof. Michael Soltau
Lehrstuhlinhaber für Bildende Kunst, visuelle Medien und ihre Didaktik
Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 17 A , 17487 Greifswald
T +49 3834 86-11 48 (Medienwerkstatt)
T +49 3834 86-32 59 (Sekretariat)
F +49 3834 86-45 71
E soltau@uni-greifswald.de
http://www.cdfi.de
http://www.michael-soltau.de
http://www.uni-greifswald.de
Detlev Steinberg: Ein Schweißer wartet auf seinen Einsatzbefehl 1993, PE-Papier.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater
regional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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