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Warum harmonieren zwei Partner gut miteinander? Lässt sich diese Tatsache darauf zurückführen, dass beide ähnliche Ansichten vertreten oder liegt der Grund für die Harmonie darin, dass sie sich trotz ihrer Unterschiede und Gegensätze gut ergänzen? Diese Fragen behandelt ein Forschungsprojekt der Universität Oldenburg unter dem Aspekt der unterschiedlichen Konfessionszugehörigkeit von Ehepartnern.
"Gleich zu gleich gesellt sich gern" oder "Gegensätze ziehen sich an": beide Aussprüche sind immer dann populär, wenn es um die Frage geht, warum zwei Partner gut miteinander harmonieren. Lässt sich diese Tatsache darauf zurückführen, dass beide ähnliche Ansichten vertreten oder liegt der Grund für die Harmonie darin, dass sie sich trotz ihrer Unterschiede und Gegensätze gut ergänzen? Diesen Fragen ging der Diplom-Soziologe Niels Logemann in einem Forschungsprojekt der Universität Oldenburg unter dem Aspekt der unterschiedlichen Konfessionszugehörigkeit von Ehepartnern nach ("Vereinigt und doch getrennt? Der Alltag, die religiöse Erziehung und die besonderen Probleme in Familien mit nur einem evangelischen Ehepartner"). Die Leitung des Projekts am Fachbereich Sozialwissenschaften, das von der Hanns-Lilje-Stiftung finanziert wurde, lag bei der Familiensoziologin Prof. Dr. Rosemarie Nave-Herz.
Hintergrund ist der Anstieg der konfessionsverschiedenen Eheschließungszahlen und ihre gleichzeitig gegebene höhere Scheidungswahrscheinlichkeit gegenüber anderen Ehen. Die ungleiche Konfessionszugehörigkeit nahmen in der Vergangenheit sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche zum Anlass, vor den so genannten "Mischehen" zu warnen. Da allein Warnungen nicht ausreichend erschienen, ging die katholische Kirche zu Beginn des 20. Jahrhunderts dazu über, die Bereiche Trauung, Taufe und religiöse Erziehung für konfessionsverschiedene Ehepaare strengen kirchenrechtlichen Regelungen zu unterwerfen. Trotzdem stieg die Zahl dieser Ehen. Im Zuge einer Annäherungsphase beider Kirchen wurden schließlich die rechtlichen Vorschriften gelockert, und heute gelten "Mischehen" als "Normalfall". Insbesondere durch die deutsche Wiedervereinigung ist die Zahl dieser Ehen deutlich über die Zahl jener Ehepaare gestiegen, in denen die Partner derselben Konfession angehören.
Mittels eines ausführlichen Fragebogens befragte Logemann 371 Ehepartner aus überwiegend evangelisch-katholischen Beziehungen schriftlich zu dem Thema. Zudem führte er 22 qualitative Interviews durch. Im Zentrum stand die Frage nach der Auswirkung der Konfessionsverschiedenheit auf die Familie. Z.B. ging es um die Entscheidung für oder gegen eine Taufe von Kindern, welche Taufkonfession die Eltern wählten und wie sich die Eltern bei der Gestaltung einer religiösen Erziehung verhalten.
Der Oldenburger Wissenschaftler hatte angenommen, die gestiegene Zahl der konfessionsverschiedenen Ehen sei auch darauf zurückzuführen, dass die Konfession heute deutlich weniger Bedeutung für die Partner besitzt und die kirchliche Bindung geringer geworden ist. Demgegenüber zeigten die Untersuchungsergebnisse genau das Gegenteil. Die Befragten äußerten sich überwiegend positiv gegenüber ihrer eigenen Konfession, und Religiosität besaß einen hohen Stellenwert. Vor diesem Hintergrund waren Probleme zu erwarten, sobald nämlich jeder Partner versuchen würde, eine Entscheidung gemäß seiner religiösen Vorstellungen durchzusetzen. Doch sowohl die Wahl der Trauung als auch die Taufe stoßen bei beiden Ehepartnern auf sehr hohe Akzeptanz. Die Entscheidung für die Traukonfession wurde oft schon vor dem Hintergrund einer möglichen Taufe der Kinder getroffen. Demnach machen sich die Partner bereits frühzeitig Gedanken über spätere Entscheidungen, sodass mögliche Konflikte von vornherein minimiert werden.
Bei der religiösen Erziehung zeigte sich im Vergleich beider Partner ein größerer Einfluss der Mutter, was der traditionellen Rollenverteilung entspricht. Während sich die evangelischen Mütter öfter die Erziehungsaufgabe mit dem Ehemann teilen, sind die katholischen Frauen häufiger allein für eine religiöse Erziehung zuständig. Bezüglich der Frage, was eine religiöse Erziehung und damit die Weitergabe religiöser Sinngehalte an die nachfolgende Generation fördern würde, zeigte sich, dass religiöse Erfahrungen in der eigenen Kindheit wie z.B. Gebete, Kirchgänge oder Gespräche über Religion positiv darauf Einfluss nehmen.
Ob konfessionsverschiedene Ehen tatsächlich konfliktanfälliger sind als Ehen mit gleicher konfessioneller Zugehörigkeit, muss offen bleiben. Denn selbst die Scheidungsstatistik, die in diesem Zusammenhang häufig bemüht wird, gibt keinen Aufschluss darüber, ob letztlich die Konfession die Ursache der Trennung gewesen ist.
Auf die eingangs gestellte Frage, ob sich gleich zu gleich gesellt oder ob hier eher die Gegensätze entscheiden, gibt es also keine eindeutige Antwort. In der Untersuchung hat sich gezeigt, dass die Ehepartner selbst die Tatsache der Konfessionsverschiedenheit überwiegend positiv bewerten. So scheint die unterschiedliche Konfessionszugehörigkeit der Ehepartner, in der häufig ein Anlass für Schwierigkeiten gesehen wurde, eben nur ein Unterschied unter vielen anderen zu sein. Viel entscheidender ist dagegen die Frage, wie die Ehepartner über religiöse Dinge denken und wie sie handeln.
Kontakt: Dipl.-Soz. Niels Logemann, Institut für Soziologie, Tel.: 0441/798-3043, Fax: -4240, E-Mail: niels.logemann@uni-oldenburg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Philosophie / Ethik, Psychologie, Religion
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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