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21.07.1997 00:00

Volkswagen-Stiftung bewilligt zwei Nachwuchsgruppen in Tübingen

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Volkswagen-Stiftung bewilligt zwei Nachwuchsgruppen in Tuebingen

    Millionenfoerderung fuer pflanzliche Genetik und Neurobiologie

    Das Kuratorium der Volkswagen-Stiftung hat von bundesweit fuenfzehn Nachwuchsgruppen an Universitaeten gleich zwei fuer Tuebingen bewilligt. Insgesamt werden die Nachwuchsgruppen mit ueber 27,4 Millionen Mark gefoerdert. Das neue Foerderungsprogramm der Stiftung richtet sich an alle Disziplinen. Junge, herausragend qualifizierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollen die Moeglichkeit erhalten, fruehzeitig eigenstaendige Forschung zu betreiben. Dabei strebt die Stiftung keine Breitenfoerderung an, sondern die Unterstuetzung einzelner Gruppen, die sich nach Einschaetzung der Stiftung 'auf hohem Niveau in einem wissenschaftlich anregenden Umfeld bewegen'. Das Kuratorium waehlte die fuenfzehn Nachwuchsgruppen aus insgesamt 297 Antraegen aus.

    Auf Antrag der Lehrstuehle Entwicklungsgenetik, Allgemeine Genetik und Pflanzenphysiologie wurde die Einrichtung einer Nachwuchsgruppe 'Entwicklungsgenetische Zellbiologie der Pflanzen' beschlossen. Die zweite bewilligte Tuebinger Nachwuchsgruppe 'Kortikale Reorganisation und Lernen' wurde vom Institut fuer Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie und der Neurologischen Klinik der Universitaet beantragt. Die Nachwuchsgruppen werden jeweils ueber einen Zeitraum von fuenf Jahren mit 2,2 Millionen Mark gefoerdert. Die Stelle der Gruppenleiterin beziehungsweise des Gruppenleiters ist einer zeitlich befristeten C3-Professur gleichgestellt und wird in einem offenen Wettbewerb mit internationaler Ausschreibung besetzt werden.

    Die Nachwuchsgruppe 'Entwicklungsgenetische Zellbiologie der Pflanzen' soll auf dem Grenzgebiet von Entwicklungsgenetik und Molekularer Zellbiologie der Pflanzen angesiedelt werden. In diesem Bereich ueberlappen sich die Interessen der Tuebinger Lehrstuehle, die den Foerderungsantrag gemeinsam gestellt hatten. Die zur Zeit intensiv vorangetriebene Genomanalyse ausgewaehlter vielzelliger Organismen, wie zum Beispiel der Bluetenpflanze Arabidopsis thaliana (Ackerschmalwand), soll die Grundlage fuer weitere Forschungen in der Nachwuchsgruppe liefern. Denn aus der genetischen Information allein laesst sich die Funktionsweise eines Organismus noch nicht direkt ableiten. Die Nachwuchsgruppe soll an einem geeigneten Modellsystem die Verbindung zwischen der genetischen Information einerseits und der biologischen Struktur und Funktion der Organismen andererseits herstellen. Die Erforschung der zellulaeren Mechanismen koennte Entwicklungsvorgaenge und physiologische Prozesse bei den Pflanzen aufklaeren. Durch die thematische Ausrichtung der geplanten Nachwuchsgruppe kann diese sich auch am neuen Tuebinger Sonderforschungsbereich 'Mechanismen des Zellverhaltens bei Eukaryoten' beteiligen. In dem Sonderforschungsbereich arbeiten Gruppen der Universitaet und des Max-Planck-Institutes fuer Entwicklungsbiologie zusammen, um Entwicklungsvorgaenge und physiologische Prozesse bei Pflanzen und Tieren zu untersuchen.

    In der neuen Nachwuchsgruppe 'Kortikale Reorganisation und Lernen' soll untersucht werden, wie die Strukturen in der Grosshirnrinde nach Lernprozessen oder Erfahrungen wie Schmerz oder Schock neu organisiert werden. Mit Hilfe von magnetoenzephalographischer Methoden (MEG) und der Funktionsmagnetresonanztomographie (fMRI) sollen die Veraenderungen quantifiziert und dokumentiert werden. Die Nachwuchsgruppe soll dabei als Verhaltensmodelle chronische Schmerzzustaende, Musikalitaet und Musikausuebung, Sprachstoerungen und motorische Defizite untersuchen. Die auf den ersten Blick so unterschiedlichen Bereiche weisen bei den Veraenderungsprozessen in der Grosshirnrinde grosse Gemeinsamkeiten auf. Die Forschungsziele der Nachwuchsgruppe ergeben sich aus der neuen Erkenntnis, dass bestimmte Hirnregionen auch noch bei erwachsenen Tieren oder Menschen durch Lernen neu organisiert werden koennen. Diese Veraenderungen sind haeufig eng mit AEnderungen im Verhalten korreliert. Unklar ist noch, wovon das Ausmass und die Dauer der Reorganisation der Hirnstrukturen und damit die Verhaltensaenderungen abhaengen.

    Naehere Informationen: Prof. Dr. G. Juergens, Lehrstuhl fuer Entwicklungsgenetik, Tel. 0 70 71/60 18 61

    Prof. Dr. N. Birbaumer, Institut fuer Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie, Tel. 0 70 71/2 97 42 19


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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