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Wissenschaft
Lessings wichtigstes Zeugnis zur Entstehung seines Dramas "Nathan der Weise", ein Brief aus dem Jahr 1778, konnte jetzt für die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel erworben werden. Die Curt Mast Jägermeister Stiftung in Wolfenbüttel hat die für den Kauf notwendige Summe von
35.000 € bereitgestellt. Der Brief wird als Depositum der Stiftung in der Herzog August Bibliothek aufbewahrt.
Hierzu Florian Rehm, Vorstandsvorsitzender der Curt Mast Jägermeister Stiftung: "Als uns der Direktor der Herzog August Bibliothek, Herr Prof. Dr. Helwig Schmidt-Glintzer, auf den anstehenden Verkauf ansprach, war uns klar, handeln zu müssen, auch wenn unsere Budgets für 2008 schon verplant waren. Gerade in Verbindung mit unserem Engagement für das Lessingtheater (500.000-Euro-Spende sowie 110.000 US-Dollar für die Theaterstiftung) wollten wir uns dies nicht entgehen lassen. Schließlich wurde das Theater 1909 mit dem Stück 'Nathan der Weise' eröffnet."
Der Brief Gotthold Ephraim Lessings an Elise Reimarus in Hamburg datiert vom 6. November 1778. Lessing war damals in Wolfenbüttel Bibliothekar in Diensten des Herzogs von Braunschweig. Er berichtet in diesem Brief über seine Arbeit am "Nathan" und erwähnt, dass der berühmten Ringparabel eine Erzählung aus Boccaccios "Decameron" (um 1350/53) zugrunde liegt. Die Ringparabel veranschaulicht den Gedanken der Toleranz zwischen den monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam und den Vorrang der Liebe vor einem absolut gesetzten Wahrheitsanspruch der Religionsvertreter.
Lessing hatte nach seinen polemischen Auseinandersetzungen mit dem Hamburger Pastor Johann Melchior Goeze vom Braunschweiger Herzog ein Schreibverbot in theologischen Fragen auferlegt bekommen. Daher verlegte er sich darauf, seine aufklärerischen Gedanken zur Religionsfreiheit auf die Bühne des Theaters zu tragen. Im vorliegenden Brief bringt er deshalb seine Hoffnung zum Ausdruck, über das Theater wirken zu können: "Ich muß versuchen, ob man mich auf meiner alten Kanzel, auf dem Theater, wenigstens, noch ungestört will predigen lassen".
Lessings Brief wirft Licht auf die Entstehung eines Schlüsseltextes der deutschen Aufklärung. Es handelt sich um den bedeutendsten bisher in den Handel gelangten Brief des Schriftstellers. Der bisher in Privatbesitz befindliche Brief steht jetzt in der Herzog August Bibliothek der Forschung und einer interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung.
Der Brief Lessings aus dem Jahr 1778.
Foto: HAB
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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