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Jena. (30.10.00) Samba an der Saale? - Warum nicht, meinen die Romanisten der Friedrich-Schiller-Universität und veranstalten von diesem Mittwoch bis Freitag (1.-3. November) "Brasilianische Kulturtage" in Jena. Dabei geht es indes nicht bloß um heiße Rhythmen in - hierzulande nicht mehr ganz so - lauen Nächten, sondern um ein möglichst umfassendes, kaleidoskopartiges Bild von Land und Leuten.
"Einige Klischees, die wir von Brasilien haben, können die Besucher unserer Kulturtage getrost über Bord werfen", sieht Institutsdirektor Prof. Dr. Alf Monjour voraus. "Brasilien ist eben mehr als Copacabana, Carneval und Caipirinha." Und ein bisschen Stolz schwingt auch mit, denn die Uni Jena gehört seit einem Jahr zu den wenigen Hochschulen in Deutschland, die alle fünf romanischen Hauptsprachen als Magisterstudiengänge anbieten. "Die Lusitanistik zählt dazu" erklärt Monjour, "und die meisten Menschen auf der Welt, die Portugiesisch sprechen, leben nun mal in Brasilien."
In drei Workshops geht es für neugierige Besucher ganz praktisch zur Sache mit einer Einführung ins brasilianische Portugiesisch, mit landestypischem Kochen und mit Musik und Tanz. Zudem haben die Jenaer Romanisten eine ganze Serie von Vorträgen organisiert, die im Multi-Media-Zentrum am Ernst-Abbe-Platz 8 (neben der neuen Mensa) stattfinden: am Mittwoch über Sprache, Geographie und Wirtschaft sowie - Menschenfresser und Pauschaltouristen - über den kulturellen Wandel des Brasilienbildes in Deutschland, am Donnerstag über die "Grüne Hölle" - den Amazonas-Dschungel und die Ureinwohner - und am Freitag über brasilianische Kultur im 20. Jahrhundert mit ihrer einzigartigen Mischung aus traditionellen und modernen Elementen. Und schließlich laden die Jenaer Romanisten ein zu einer rauschenden "Festa brasileira" in der Iberoamérica (3.11., 17 Uhr, Knebelstr. 3). Essen, Trinken, gute Laune und natürlich Musik - von Parana Bomfin, einem afro-brasilianischer Percussionskünstler - stehen auf dem Programm. Eintritt frei.
"Brasilien ist ein Land mit unglaublichem Reichtum an kulturellen Facetten, die wir Europäer noch viel zu wenig zu verstehen und zu differenzieren wissen", erläutert Lusitanistik-Professor Dr. Dietrich Briesemeister. Gerade jährte sich die Entdeckung Brasiliens durch die Portugiesen zum 500. Mal, aber "es wird endlich Zeit, dass wir Europäer uns intensiver mit diesem Land befassen." Eine kulturchauvinistische Haltung sei da völlig fehl am Platze. "Natürlich hat die Philosophie in Südamerika keinen Hegel oder Kant zu bieten; dafür sind die Geisteswissenschaften sehr viel lebensnäher und zum Teil auch tief spirituell geprägt."
Das liege an den sehr unterschiedlichen Einflüssen im Laufe der Jahrhunderte; die altamerikanischen Kulturen vermischten sich mit denen der europäischen Eroberer und der importierten afrikanischen Sklaven. Daraus entstand eine aufregende Melange, die enorme kulturelle Potenziale bietet. Manches davon ist sogar schon in Mitteleuropa angekommen: etwa die Telenovela im Fernsehen oder der Bossa nova in den Tanzcafés. "Wir möchten gern, dass die Besucher der Kulturtage ein neues Bild von Brasilien erfahren", ergänzt Prof. Alf Monjour, "und vor allem: dass sie dabei viel Spaß haben."
Das Programm im Detail:
Mi, 1.11., 8.30-10 Uhr "Brasilien: Land der Zukunft"
Mi, 1.11., 11-12.30 Uhr "Brasilien und die Brasilianer in den Köpfen der Deutschen"
Do, 2.11., 15-17 Uhr "Die Grüne Hölle"
Fr, 3.11., 8.30-10 Uhr "Brasilianische Kultur im 20. Jahrhundert"
Fr, 3.11., 11-12.30 Uhr "Religionen, Ethnien und Volkskulturen"
Fr, 3.11., ab 15 Uhr Workshops in der Iberoamérica (nach Anmeldung)
Fr, 3.11., ab 17 Uhr Festa brasileira
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Alf Monjour
Tel. 03641/944651, E-Mail: alf.monjour@uni-jena.de
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Wolfgang Hirsch
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931031
Fax: 03641/931032
e-mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Kunst / Design, Musik / Theater, Sprache / Literatur
regional
Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
Deutsch
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