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30.05.2008 10:05

Die deutsche Universität - Erfolgs- oder Auslaufmodell?

Stephan Laudien Referat Öffentlichkeitsarbeit
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Historiker debattieren vom 5.-7. Juni an der Universität Jena über die deutsche Universität im 20. Jahrhundert

    Jena (30.05.08) Die Geschichte der deutschen Universität im 20. Jahrhundert kommt auf den Prüfstand. Historiker aus Deutschland und anderen Ländern werden vom 5. bis 7. Juni 2008 unter dem Leitthema "Gebrochene Wissenschaftskulturen. Selbstverständnis und Praxis deutscher Universitäten im 20. Jahrhundert" über das deutsche Universitätsmodell diskutieren. Sie werden dabei auch die Frage erörtern, ob einem 19. "Jahrhundert des Aufschwungs" ein 20. "Jahrhundert des Niedergangs" der deutschen Universität folgte oder ob gegenteilige Trends wirksam und prägend wurden.

    Die Initiative zu dieser Tagung ging von dem deutsch-amerikanischen Historiker Konrad H. Jarausch (Berlin/Chapel Hill) und von Jürgen John (Friedrich-Schiller-Universität Jena) aus. Die Konferenz behandelt Grundtrends, Denkmuster und Wissenskulturen in periodenspezifischer wie zäsurübergreifender Perspektive. Dabei geht es um die Universität als Institution der Wissensgesellschaft insgesamt, nicht um einzelne Universitäten. Was selbstredend konkrete Fallbeispiele in den Referaten und Diskussionen nicht ausschließt.

    Die Konferenz ist in vier Sektionen gegliedert. Die erste Sektion behandelt unter der Fragestellung "Von der Weltgeltung zur Not deutscher Wissenschaft?" den Zeitraum 1900 bis 1930. Sie bilanziert Modernisierungsleistungen und -defizite deutscher Universitäten im Kaiserreich und in der Weimarer Republik, prüft die ambivalenten Wirkungen des Ersten Weltkrieges und setzt sich kritisch mit zeitgenössischen - oft auch historiographisch verlängerten - Denk- und Deutungsmustern über die "Not geistiger Arbeit" in der ersten deutschen Demokratie auseinander. Die zweite Sektion befasst sich mit dem Zeitraum 1930 bis 1945/49. Hier stehen die Zeit des "Dritten Reiches", der Wissenschaftsbedarf und -einsatz für Kriegszwecke, der Wandel im Wissenschaftsgefüge und entsprechende Selbstmobilisierungs-Strategien universitärer Eliten im Mittelpunkt. "Damit knüpft diese Sektion an neuere Forschungstrends der letzten Jahre an, die keineswegs nur von einer Leidensgeschichte deutscher Wissenschaft und Universitäten in der NS-Zeit ausgehen", sagt Jürgen John. Mit Blick auf die Folgen berührt sie sich mit der dritten Sektion zum Zeitraum 1945/49 bis 1990. Hier werden die divergierenden Neuanfänge und die Möglichkeiten und Grenzen alliierter Bildungs- und Hochschulpolitik nach 1945 sowie das Spannungsfeld von "Tradition und Modernisierung" des Zwei-Staaten-Deutschlands im deutsch-deutschen Vergleich debattiert. Eine vierte Sektion behandelt die Umbrüche und Internationalisierungstendenzen seit 1990, die Probleme und Wettbewerbsfähigkeit deutscher Universitäten im internationalen Vergleich, den Mythos vom "amerikanischen Vorbild" und die Schwierigkeiten "deutschen Borgens".

    Damit leitet diese Sektion zeitlich und inhaltlich zu der abschließenden Podiumsdiskussion über, die am Samstag, 7. Juni, ab 14.00 Uhr unter der Moderation Rüdiger vom Bruchs (Berlin) und im Rückgriff auf die Themen der vier Sektionen aktuelle Probleme deutscher Universitäten erörtern wird. Die einleitenden kurzen Statements geben: Rolf Hoffmann (Berlin) "Von der Weltgeltung zur Provinzialität?", Peter Strohschneider (München) "Krisen- und Leidens- oder Tat- und Erfolgsgeschichte?", Heinz-Elmar Tenorth (Berlin) "Ende der Geisteswissenschaften - Tod der Universität?", Joachim Hagenauer (München) "Erfolgreiche Natur- und Technikwissenschaften?" und Dieter Langewiesche (Tübingen) "Universitätsjubiläen - Selbstvergewisserung oder Mythologisierung?". Das letzte Thema schlägt gewissermaßen den Bogen zum Jubiläumsjahr der "Salana", in deren Räumen die Tagung stattfindet.

    "Gebrochene Wissenschaftskulturen. Selbstverständnis und Praxis deutscher Universitäten im 20. Jahrhundert". Konferenz zur deutschen Universitätsgeschichte, 5. bis 7. Juni 2008, Jena, Rosensäle (Fürstengraben 27). Die Tagung beginnt am 5. Juni um 14.00 Uhr. Sie ist öffentlich. Tagungsgebühren werden nicht erhoben. Interessierte sind herzlich zur Teilnahme und Diskussion eingeladen.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Jürgen John
    Historisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Fürstengraben 13, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944484
    E-Mail: sandy.opitz[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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