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Wissenschaft
Erde heizt Erding: Geothermieprojekt nimmt Betrieb auf.
Einweihung am 25. März
Über eine Heizung der besonderen Art verfügen seit kurzem einige Tausend Einwohner der bayerischen Kreisstadt Erding. Die Wärme, die ihre Woh-nungen heizt, stammt aus 2350 Metern Tiefe. Am 25. März wird im Beisein des Bayerischen Staatsministers für Wirtschaft, Verkehr und Technologie, Dr. Otto Wiesheu, eine hochmoderne Geothermische Heizzentrale offiziell ihrer Bestimmung übergeben. Mit dem Werk haben sich die Initiatoren von Stadt und Landkreis in vieler Hinsicht auf Neuland gewagt: Die Anlage des Zweckverbandes für Geowärme ist mit ihrem Konzept der Mehrfachnutzung von Thermalwasser einmalig in Europa.
Bis dahin war es ein langer Weg: 1983 wurde in der Umgebung Erdings nach Erdöl gesucht. Die seinerzeit abgeteufte Bohrung wurde jedoch auf unerwartete Weise fündig: In 2350 m Tiefe stieß man auf eine andere Art von Energiequelle: 65 °C heißes Wasser - uninteressant für die gedachten Zwecke. Interessant genug aber für die damals in Erding politisch Verant-wortlichen, in ganz andere Überlegungen einzusteigen.
Beim Dauerpumpversuch stellte sich die bald Ardeoquelle genannte Boh-rung mit 55Litern pro Sekunde als sehr ergiebig heraus. Das Wasser ent-puppte sich zudem als ein solches von hoher Qualität, vergleichbar jenem der Rottaler Bäder von Füssing, Birnbach oder Griesbach.
Fündigkeit und Findigkeit fügten sich dann zu jener Mischung aus Innova-tions- und politischem Durchsetzungs- und Durchhaltewillen zusammen, als deren Produkt das heutige Geowärmeprojekt Erding entstanden ist.
Den Initiatoren war von Anfang an klar: Das Thermalwasser stellte zwar ei-ne Menge Energie zur Verfügung, aber diese mußte natürlich auch zu wirt-schaftlichen Konditionen abgesetzt werden können. Das Ingeniuerbüro Ter-rawat, Markt Schwaben, entwickelte das heutige Konzept einer über die rei-ne Fernwärmeversorgung hinausgehenden mehrfachen Nutzung der zur Verfügung stehenden Ressource: die Wärmeenergie soll mehr als 2000 Wohnungen und zahlreiche öffentliche Gebäude vom Krankenhaus bis zu Schulen und Kindergärten umweltfreundlich beheizen, das ausgekühlte Wasser in das städtische Trinkwassernetz eingespeist und ein Teil des Thermalwassers außerdem einem Freizeitbad- und Hotelkomplex zur Ver-fügung gestellt werden.
Herzstück des Systems ist das Geothermieheizwerk selbst. Es wurde für ei-ne installierte Leistung von 18 MW konzipiert und besteht aus den beiden Bereichen "Fernwärme" und "Thermalwasseraufbereitung".
Von hier aus wird das im Endausbau rund 9,8 km lange, durch die Saarberg Fernwärme gebaute und betriebene Fernwärmenetz beliefert. Die im Ther-malwasser steckende Energie wird über Wärmetauscher (1,7 MW) und über eine eigens für das Erdinger Projekt neu entwickelte Absorptionswärme-pumpe mit einer Leistung 6,8 MW von entnommen. Den Rest stellen zwei ölbefeuerte Heißwasserkessel von je 5 MW Leistung zur Deckung des an wenigen besonders kalten Tagen anfallenden Spitzenbedarfs.
Die Planung für den Betriebsteil Wärmetausch und Wärmepumpe lag bei ROM München, die Wärmepumpe selbst wurde von der französischen Entropie SA entwickelt und gebaut. Sie arbeitet mit einem fckw-freien, umweltverträglichen Gemisch aus Wasser und Lithiumbromid und wird durch Gas angetrieben.
Der Gesamtumfang der Investitionen für Thermalwasserförderung, Wärme-erzeugung, Wärmeverteilung und Wasseraufbereitung beträgt 25 Mio. DM. Das innovative Vorhaben wurde aus dem Thermie-Programm der Europäi-schen Union und aus Mitteln des Programms "Rationelle Energiegewinnung und -verwendung" des Freistaates Bayern gefördert.
Fertiggestellt sind nun Heizwerk und Fernwärmenetz. Mit dem Bau des Thermalbades soll dann im Frühjahr 1998 begonnen werden. Im Endausbau des jetzt geplanten Projektes werden 24 Liter Thermalwassser pro Sekunde genutzt. Das entspricht einem jährlichen Energiegehalt von 28 000 Mega-wattstunden, vergleichbar dem von rund 3 000 000 Litern Heizöl. Und deren Emissionen bleiben der Erdinger Luft von nun an erspart. Diese Leistung wurde inzwischen auch anderenorts gewürdigt: Das Geowärmeheizwerk wurde als eines der dezentralen Projekte in die EXPO 2000 aufgenommen.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Elektrotechnik, Energie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Es wurden keine Arten angegeben
Deutsch
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